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Jesus von Nazareth - Band II

Jesus von Nazareth - Band II

Titel: Jesus von Nazareth - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI
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mein Leib für euch“ (1   Kor 11,24), während Lukas sinngemäß ergänzt hat: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (22,19). Bei Lukas und Paulus folgt darauf sofort der Wiederholungsbefehl: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, der bei Matthäus und Markus fehlt. Das Kelchwort lautet nach Markus: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das ausgegossen wird für viele“ (14,24); Matthäus fügt noch hinzu: „… für viele zur Vergebung der Sünden“ (26,28). Nach Paulus hat Jesus demgegenüber gesagt: „Dieser Becher ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis“ (1   Kor 11,25). Lukas formuliert ähnlich, aber mit kleinen Unterschieden: „Dieser Becher ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (22,20). Es fehlt der zweite Wiederholungsbefehl.
    Wichtig sind aber zwei deutliche Unterschiede zwischen Paulus
/
Lukas einerseits und Markus
/
Matthäus andererseits: Bei Markus und Matthäus ist „Blut“ Subjekt: „Das ist mein Blut“, während Paulus und Lukas sagen: Dies ist „der Neue Bund in meinem Blut“. Viele sehen darin eine Rücksicht auf den jüdischen Abscheu vor Blutgenuss: Als direkter Inhalt des zu Trinkenden wird nicht „das Blut“, sondern „der Neue Bund“ angegeben. Damit sind wir schon beim zweiten Unterschied: Während Markus und Matthäus einfach von „Bundesblut“ sprechen und damit auf Ex 24,8, den Bundesschluss am Sinai, anspielen, sprechen Paulus und Lukas vom Neuen Bund und beziehen sich damit auf Jer 31,31 – ein je unterschiedlicher alttestamentlicher Hintergrund erscheint. Des Weiteren sprechen Markus und Matthäus vom Vergießen des Blutes „für viele“ und deuten damit auf Jes 53,12 hin, während Paulus und Lukas „für euch“ sagen und damit unmittelbar an die Jüngergemeinschaft denken lassen.
    Begreiflicherweise gibt es in der Exegese eine umfängliche Diskussion darüber, was nun die ursprünglichen Worte Jesu seien. Rudolf Pesch hat gezeigt, dass sich dabei zunächst 46   Möglichkeiten ergeben, die sich durch Vertauschung der Einleitung noch verdoppeln ließen (vgl.
Das Evangelium in Jerusalem,
S.   134ff). Diese Bemühungen haben ihre Bedeutung, können aber nicht zu den Aufgaben dieses Buches gehören.
    Wir gehen davon aus, dass es die Überlieferung der Worte Jesu nicht ohne die Rezeption durch die werdende Kirche gibt, die sich streng zur Treue im Wesentlichen verpflichtet wusste, aber sich auch bewusst war, dass die Schwingungsbreite der Worte Jesu mit ihren subtilen Anklängenan Worte der Schrift in Nuancen Gestaltungen zuließ. So konnte man sowohl Ex 24 wie Jer 31 in den Worten Jesu mithören und mehr das eine oder das andere akzentuieren, ohne damit diesen Worten untreu zu werden, die kaum hörbar und doch unmissverständlich Gesetz und Propheten in sich einholten. Damit sind wir aber nun schon zur Deutung der Herrenworte übergegangen.
     
    Die Einsetzungsberichte beginnen in allen vier Texten mit zwei Aussagen über das Tun Jesu, die für die Rezeption des Ganzen in der Kirche wesentliche Bedeutung gewonnen haben. Es wird uns gesagt, dass Jesus das Brot nahm, das Segens- und Dankgebet sprach und dann das Brot teilte. Am Anfang steht die
Eucharistia
(Paulus
/
Lukas) beziehungsweise die
Eulogia
(Markus
/
Matthäus): Beide Begriffe verweisen auf die
Berakha
, das große Dank- und Segensgebet der jüdischen Überlieferung, das sowohl zum Pascha-Ritual wie zu anderen Mahlzeiten gehört. Man isst nicht, ohne Gott für die Gabe zu danken, die er schenkt: für das Brot, das er aus der Erde hervorgehen lässt, wie für die Frucht des Weinstocks.
    Die beiden verschiedenen Wörter, die Markus   / Matthäus einerseits und Paulus   / Lukas andererseits verwenden, deuten auf die beiden Richtungen hin, die diesem Gebet innewohnen: Es ist Dank und Lobpreisung für Gottes Gabe. Dieser Lobpreis aber kehrt als Segen auf die Gabe zurück, wie es in 1   Tim 4,4f steht: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank
(eucharistía)
genossen wird; es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch das Gebet.“ Jesus hat beim Letzten Abendmahl (wie schon bei der Brotvermehrung, Joh 6,11) diese Überlieferung aufgenommen. Die Einsetzungswortegehören in diesen Gebetskontext hinein; in ihnen wird Dank zu Segen und zu Verwandlung.
    Die Kirche hat von ihren frühesten Anfängen an die Wandlungsworte nicht einfach als eine Art von quasi magischem

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