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Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Titel: Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI.,
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mit Fasten und Beten, Tag und Nacht“ (Lk 2,37). Sie ist das Inbild des wahrhaft frommen Menschen. Sie ist ganz einfach im Tempel zu Hause. Sie lebt bei Gott und für Gott, mit Leib und Seele. So ist sie wirklich eine geisterfüllte Frau, eine Prophetin. Weil sie im Tempel – in der Anbetung – lebt, ist sie zur Stunde des Erscheinens Jesu da. „Sie trat hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“ (Lk 2,38). Ihre Prophetie besteht in ihrer Verkündigung – im Weitergeben der Hoffnung, aus der sie lebt.Lukas beschließt seinen Bericht über die Geburt Jesu, zu der es auch gehörte, alles zu tun, was das Gesetz vorschreibt (2,39), mit der Mitteilung der Heimkehr der heiligen Familie nach Nazareth. „Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt von Weisheit, und Gottes Gnade war mit ihm“ (2,40).

4. KAPITEL
DIE WEISEN AUS
DEM MORGENLAND
UND DIE FLUCHT
NACH ÄGYPTEN

Der historische und geographische Rahmen der Erzählung
    K aum eine biblische Erzählung hat so sehr die Phantasie, aber auch das Forschen und Nachdenken angeregt wie die Erzählung von den „Magiern“ aus dem „Land des Sonnenaufgangs“, die der Evangelist Matthäus unmittelbar an die Nachricht von der Geburt Jesu anschließt: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Magier (Sterndeuter) aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (2,1 f).
    Hier finden wir als Erstes die Fixierung des historischen Rahmens mit dem Hinweis auf den König Herodes und auf den Geburtsort Bethlehem. Eine historische Person und ein geographisch ausweisbarer Ort werden genannt. Aber in beiden Fakten sind zugleich auch schon Elemente der Deutung mitgegeben. Rudolf Pesch hat in seinem kleinen Buch Die matthäischen Weihnachtsgeschichten mit Nachdruck die theologische Bedeutung der Gestalt des Herodes dargestellt: „Wie im Weihnachtsevangelium (Lk 2,1–21) zu Beginn der römische Kaiser Augustus genannt wird, so beginnt die Erzählung von Mt 2 entsprechend mit der Nennung des ‚Königs der Juden‘ Herodes. War dort der Kaiser mit seinem Anspruch auf die Befriedung der Welt der Antipode des neugeborenen Kindes, so ist es hier der von Gnaden des Kaisers herrschende König – und zwar mit seinem quasi-messianischen Anspruch, zumindest für das Judäische Reich der Erlöser zu sein“ (a. a. O., S. 23 f).
    Bethlehem ist der Geburtsort von König David. Die theologische Bedeutung dieses Ortes wird im Lauf der Erzählung durch die Antwort der Schriftgelehrten auf die Frage des Herodes, wo der Messias geboren werden solle, noch näher beleuchtet werden. Dass die geographische Lage von Bethlehem durch den Zusatz „in Judäa“ näher bestimmt wird, könnte vielleicht auch eine theologische Nebenabsicht in sich tragen. Im Jakobssegen sagt der Patriarch prophetisch zu seinem Sohn Juda: „Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam der Völker gebührt“ (Gen 49,10). In einer Erzählung, die vom Kommen des endgültigen David, des alle Völker rettenden neugeborenen Königs der Juden handelt, ist diese Weissagung irgendwie im Hintergrund mitzuhören.
    Mit dem Jakobssegen zusammenzulesen ist noch ein in der Bibel dem heidnischen Propheten Bileam zugeschriebenes Wort. Bileam ist eine historische Gestalt, für die es eine außerbiblische Bestätigung gibt. 1967 wurde im Ostjordanland eine Inschrift entdeckt, in der Bileam, der Sohn Beors, als „Seher“ autochthoner Gottheiten erscheint, dem Heils- und Unheilsankündigungen zugeschrieben werden (vgl. Hans-Peter Müller, a. a. O.). Die Bibel führt ihn als Weissager im Dienst des Königs von Moab ein, der von ihm eine Verfluchung Israels erbittet. Dies zu tun, wie Bileam es vorhatte, wird von Gott selbst so verhindert, dass der Prophet statt Fluch Segen für Israel verkündet. In der biblischen Überlieferung wird er trotzdem als Verführer zum Götzendienst abgewertet und stirbt einen Straftod (Num 31,8; Jos 13,22). Umso wichtiger bleibt die Heilsverheißung, die ihm, dem Nichtjuden und Diener anderer Götter, zugeschrieben wird und offensichtlich auch außerhalbIsraels bekannt war. „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in

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