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Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Titel: Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI.,
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Weg hervorzugehen, den er genommen hatte. Es gibt nämlich keinen einzigen Stern, der in dieser Richtung wandelte“ ( In Matth. hom. VI 2: PG 57,64). In einem Großteil der kirchlichen Überlieferung wird das Wunderbare des Sterns unterstrichen, so schon bei Ignatius von Antiochien (um 100 n. Chr.), der Sonne und Mond einen Reigen um den Stern aufführen sieht; so auch in dem alten Epiphanie-Hymnus des römischen Stundengebets, nach dem der Stern die Sonne an Schönheit und Leuchtkraft übertroffen habe.
    Dennoch konnte die Frage, ob es sich nicht doch um eine astronomisch fassbare und einzuordnende Himmelserscheinunggehandelt habe, nicht ausbleiben. Es wäre falsch, sie mit dem Hinweis auf den theologischen Charakter der Geschichte im Voraus abzuweisen. Mit dem Entstehen der modernen Astronomie, die ja von gläubigen Christen entwickelt wurde, ist auch die Frage nach diesem Gestirn neu gestellt worden.
    Johannes Kepler († 1630) hat eine Lösung vorgelegt, die im Wesentlichen auch von heutigen Astronomen wieder vorgetragen wird. Kepler berechnete, dass im Jahr 7 auf 6  v.  Chr., das wie gesagt heute für das wahrscheinliche Geburtsjahr Jesu gehalten wird, eine Konjunktion der Planeten Jupiter, Saturn und Mars stattgefunden hat. Er selbst hatte im Jahr 1604 eine ähnliche Konjunktion erlebt, zu der noch eine Supernova hinzugekommen war. So wird ein schwacher oder weit entfernter Stern bezeichnet, in dem eine kolossale Explosion erfolgt, so dass er über Wochen und Monate hin eine intensive Leuchtkraft entfaltet. Kepler hielt die Supernova für einen neuen Stern. Er war der Meinung, dass auch mit der damaligen Konjunktion eine Supernova verbunden gewesen sein müsse, und hat so das Phänomen des hell leuchtenden Sterns von Bethlehem astronomisch zu erklären versucht. Interessant mag dabei sein, dass der Göttinger Gelehrte Friedrich Wieseler in chinesischen Zeittafeln gefunden zu haben scheint, dass im Jahr 4 v. Chr. „ein heller Stern erschienen und längere Zeit sichtbar gewesen sei“ (Gnilka, a. a. O., S. 44).
    Der schon erwähnte Astronom Ferrari d’Occhieppo legte die Theorie von der Supernova ad acta. Für ihn genügte zur Erklärung des Sterns von Bethlehem die Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild Fische, die er glaubte, datumsmäßig genau bestimmen zu können. Dabei ist wichtig, dass der Planet Jupiter für den babylonischenHauptgott Marduk stand. Er fasst dann zusammen: „Jupiter, der Stern der höchsten babylonischen Gottheit, trat in größter Glanzentfaltung beim Abendaufgang an die Seite Saturns, des kosmischen Repräsentanten des Volkes der Juden“ (a. a. O., S.  52). Lassen wir Einzelheiten beiseite. Aus dieser Planetenbegegnung konnten babylonische Sterndeuter auf ein universal bedeutsames Ereignis, auf die Geburt eines heilbringenden Herrschers im Land der Juden schließen – so Ferrari d’Occhieppo.
    Was sollen wir zu alledem sagen? Die große Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische 7–6 v. Chr. scheint eine gesicherte Tatsache zu sein. Sie konnte Astronomen des babylonisch-persischen Kulturraums wohl auf das Judenland, auf einen „König der Juden“ verweisen. Wie im Einzelnen jene Männer zu der Gewissheit kamen, die sie aufbrechen ließ und sie schließlich nach Jerusalem und nach Bethlehem führte, müssen wir offen lassen. Das Sternbild konnte ein Anstoß, ein erstes Signal für den äußeren und inneren Aufbruch sein. Aber es hätte zu diesen Menschen nicht sprechen können, wenn sie nicht auch auf andere Weise berührt gewesen wären: inwendig berührt von der Hoffnung auf den Stern, der über Jakob aufgehen sollte (vgl. Num 24,17).
    Wenn die Weisen, die, vom Stern geführt, nach dem König der Juden suchten, die Bewegung der Völker zu Christus darstellen, ist darin impliziert, dass der Kosmos von Christus spricht; und dass freilich seine Sprache für den Menschen in seiner tatsächlichen Verfasstheit nicht voll zu enträtseln ist. Die Sprache der Schöpfung gibt vielerlei Hinweise. Sie erweckt im Menschen die Ahnung des Schöpfers. Sie erweckt darüber hinaus die Erwartung,ja, die Hoffnung, dass dieser Gott sich einmal zeigen werde. Und sie erweckt zugleich das Bewusstsein, dass der Mensch ihm entgegengehen kann und soll. Aber die Erkenntnis, die aus der Schöpfung hervorgeht und sich in den Religionen konkretisiert, kann auch abdriften, so dass sie den Menschen nicht mehr in Bewegung bringt über sich hinaus, sondern ihn

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