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Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Familien lebten von der Landwirtschaft oder betrieben zusätzlich ein Handwerk. Ein christlicher Text aus dem 2. Jahrhundert, das Protevangelium des Jakobus, siedelt die Eltern Marias in Jerusalem an, lässt Maria dort auf die Welt kommen und bereits ab dem dritten Lebensjahr im Tempel aufwachsen. Dies sind aber Produkte einer späteren frommen Phantasie.
    Erstaunlich ist der Befund in den Evangelien: Markus überliefert nicht einmal den Namen der Mutter Jesu, sondern erzählt nur vom Unverständnis ihrer Familie gegenüber Jesus und seiner Lebensweise (Mk 3,20–21 und 31–35). Erst das Lukasevangelium rückt Maria stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Schon in den Erzählungen rund um die Geburt Jesu zeichnet es Maria als ideale Jüngerin, und in der Apostelgeschichte gehört sie zum Kern der nachösterlichen Jüngergemeinde in Jerusalem (Apg 1,14), wenngleich ihre Rolle nicht weiter ausgefaltet wird. Das Johannesevangelium nennt zwar ihren Namen wiederum nicht, doch gesteht es der Mutter beim ersten Zeichen Jesu, dem Weinwunder zu Kana, eine wichtige Rolle zu (Joh 2,1–12): Sie ist es, die den Dienern befiehlt: »Was er euch sagt, das tut!« Auf Jesu Geheiß füllen sie die Krüge dann mit Wasser, das zu Wein wird.
    Am Ende lässt Johannes sie gemeinsam mit dem Lieblingsjünger beim Kreuz stehen, Jesus empfiehlt die beiden sogar einander an: »Frau, siehe, das ist dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter« (Joh 19,25–27). Wahrscheinlich hat die Mutter Jesu nach der Auferstehung tatsächlich zur messiasgläubigen Gemeinde gefunden. Welche Rolle genau Maria und die anderen Frauen in der Jerusalemer Urgemeinde spielten, darüber geben die Quellen leider kaum Auskunft. Doch immerhin: In der Apostelgeschichte nennt Lukas eine Frau namens Maria, die Mutter des Johannes Markus, die der Gemeinde ihr Haus als Treffpunkt zur Verfügung stellte. Daraus lässt sich schließen, dass sie in der Gemeinde auch eine leitende Funktion innehatte. Aus den früheren Briefen des Paulus geht hervor, dass eine Frau – Phöbe – als Diakonin und Vorsteherin wirkte, dass Frauen wie eine Maria, Persis, Tryphäna und Tryphosa charismatisch waren und Leitungsämter innehatten, dass Frauen als Prophetinnen auftraten und mit Titeln wie Apostelin bedacht wurden.

Beseelt und verfolgt
    Nach Jesu Tod bildete sich in Jerusalem die erste christliche Gemeinde. Zunächst folgte sie jüdischem Gesetz, doch bald konnten sich auch Heiden taufen lassen.
    Von Michael Sontheimer
    Stephanus aber, voll Gnade und Kraft«, so heißt es in der Apostelgeschichte, »tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.« Es ist nicht viel über ihn bekannt, doch in jedem Fall zählte er zu den ersten Christen in Jerusalem. Stephanus sorgte für die Armen und Bedürftigen der Gemeinde. Vor allem aber predigte der griechisch gebildete Mann das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus von Nazareth, dem Sohn Gottes, der die Menschen rettete, weil er sein Leben für sie gab. Mit seinem Werben für den neuen Glauben erregte Stephanus in mehreren Synagogen in Jerusalem den Ärger von Juden, die ihn vor den Hohen Rat brachten, die höchste jüdische religiöse Instanz in der römischen Provinz. Dort beschuldigte Stephanus die Juden, sich nicht an die Gesetze von Mose gehalten zu haben. »Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren«, rief er, »ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist.« Obwohl sich bereits Unruhe breitmachte, pries Stephanus auch Jesus: »Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.«
    Seine Rede erzürnte die Zuhörer dermaßen, dass sie, so heißt es in der Apostelgeschichte, vor Wut schrien. Die Menge packte Stephanus, schleifte den angeblichen Gotteslästerer vor die Stadt und steinigte ihn. Vor seinem Tod bat er noch: »Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.« So wurde Stephanus zum ersten Märtyrer des Christentums. Er starb um das Jahr 36, nur wenige Jahre nach dem Tod von Jesus. In der Apostelgeschichte heißt es über die Folgen der Steinigung: »Es erhob sich aber an diesem Tag eine große Verfolgung über die Gemeinde in Jerusalem; da zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samarien.« Die Christen, die vor willkürlicher Verhaftung aus Jerusalem flohen, begannen zu predigen und zu missionieren. Sie segelten nach Zypern und zogen nach Antiochia und Phönizien.
    Noch stand das Christentum ganz am Anfang. Es war in keiner Weise abzusehen, dass diese jüdische

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