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Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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selbst habe den Brand legen lassen. Der Imperator setzte Sühnezeichen für die Götter und verteilte Spenden an das Volk von Rom – vergeblich. Schließlich, so Tacitus, »schob er die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk ›Chrestianer‹ nannte«.
    Zunächst wurden die bekannten Christen verhaftet, dann diese dazu gebracht, die Namen ihrer Brüder und Schwestern zu offenbaren, laut Tacitus »eine riesige Menge«: Sie »wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten nützte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen. Man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an. Man ließ sie nach Einbruch der Nacht als Fackeln brennen.« Nicht nur die römischen Christen erlitten den Märtyrertod, auch mehrere führende Figuren der Gründergeneration des Christentums. Um 62 starb in Jerusalem Jakobus, der Bruder Jesu, für seine Religion; er war ein einflussreiches Mitglied der Jerusalemer Gemeinde. Paulus soll im Jahr 64 oder später in Rom hingerichtet worden sein. Von Petrus ist nicht bekannt, wo und wann genau er das Eintreten für seinen Glauben mit dem Leben bezahlte. Der Tod dieser namhaften Märtyrer markiert auch das Ende der ersten Generation von Christen, von der viele Jesus noch selbst erlebt hatten.
    Zu ihrer zentralen Erfahrung, aber auch der ihrer Nachfolger, zählt die Verfolgung, die Zugehörigkeit zu einer kleinen, von ihrem Glauben beseelten Gruppe, die sich in einer feindlichen Umwelt behaupten musste. Der große Druck von außen schuf dabei einen engen Zusammenhalt. Die Anhänger von Jesus aus Nazareth sahen sich im gesamten Römischen Reich diskriminiert und verfolgt. Dabei stellten sie sich gar nicht gegen die Obrigkeit, schließlich hatten sie mit den Juden schon genug Streit. Doch mehr als unter den Maßnahmen der Regierung in Rom oder den Provinzen litten sie unter der Feindschaft der Gesellschaften, in denen sie lebten. Der Hass kam von unten, nicht von oben. Die Nichtchristen, die oft verschiedenen Kulten anhingen, lehnten den Anspruch der Christen, den einen, wahren Gott zu verehren und auserwählt zu sein, als elitär ab. Die Vertreter des römischen Kaiserreichs wurden deshalb mit Beschwerden, Anzeigen und böswilligen Denunziationen gegen die Anhänger Jesu Christi überzogen.
    Trotz dieser Anfeindungen wuchsen die christlichen Gemeinden schnell. Der entscheidende Grund dafür waren die egalitären Auffassungen der Christen. In einer ausgeprägten Klassengemeinschaft wie der des Römischen Reichs mit der Sklaverei waren für die Anhänger Jesu vor Gott und seinem Sohn alle Menschen gleich. Für den Schweizer Theologen François Vouga begründete dies die »integrative Funktion der christlichen Gemeinden als sozialen Raum«. In Antiochia verwendeten Christen beispielsweise Gelder der Gemeinde, um Sklaven freizukaufen. Die Idee der Gleichheit war eine revolutionäre Botschaft, sie war das moderne Moment des Christentums und machte die Attraktivität der Religion aus. »Hier ist nicht Jude noch Grieche«, heißt es im Brief des Paulus an die Galater, »hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau.«

REBELL UND ÜBERLÄUFER
    Als Widerstandskämpfer erlebte Josephus Flavius die Eroberung Judäas, dann aber wurde er zum Geschichtsschreiber Roms. Jesus ignorierte er fast völlig – ist seinen Berichten zu trauen?
    Von Johannes Saltzwedel
    So schwer hatte es die Kriegsmaschinerie der Römer selten gehabt. Volle 47 Tage waren nötig gewesen, bis der Heerführer Vespasian mit drei Legionen und Hilfstruppen, zusammen wohl über 40000 Mann, das Bergstädtchen Jotapata erobern konnte. 160 Wurfmaschinen, ein eilig aufgeschütteter Angriffsdamm, Rammböcke zur Unterhöhlung der Mauern, riesige Panzertürme – nichts schien die gut verschanzten jüdischen Widerständler einschüchtern zu können. Mit immer neuen Störmanövern, von Brandpfeil-Attacken bis zum Ausgießen siedenden Öls, demoralisierten sie die Legionäre.
    Als das Aufrührernest nach vielem Blutvergießen endlich gefallen war, am 20. Juli 67, kannten die erbitterten Römer kein Pardon. Aber nur durch eine Verräterin kamen sie dem Kopf der Empörung auf die Schliche: Joseph Ben Mattitjahu war mit 40 Getreuen in eine Höhle am Grund einer tiefen Zisterne geflüchtet. Die Unentwegten wollten lieber von eigener Hand sterben, als sich zu

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