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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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wie ein Wurm aus einem Disney-Film. Er lächelt mitfühlend und winkt mich zu einem der Sessel.
    »Bringen Sie mir doch bitte die Akte des Patienten, Cindy.«
    Jetzt solltet ihr mein Gesicht sehen. Cindy? Das bringt mich um, echt. Jetzt muß sie nur noch »Groovy, Wayne« sagen und in einem Tennisröckchen durchs Zimmer federn. Macht sie aber nicht, nicht hier, auf dem Boden der Tatsachen. Sie trottet in Socken und Sandalen an mir vorbei und überreicht Goosens eine Akte. Er blättert darin herum und wartet, bis sie zur Tür raus ist.
    »Vernon Gregory Little, wie geht es dir heute?«
    »Okay, eigentlich.« Meine Nikes tippen aneinander.
    »Schön, schön. Was kannst du mir denn zu den Gründen deines Besuches sagen?«
    »Wahrscheinlich denkt die Richterin, ich bin verrückt oder so was.«
    »Und - bist du?« Er tut amüsiert, so als wäre es ganz offensichtlich, daß ich nicht verrückt bin. Kann sein, daß es gar nicht so schlecht wäre, wenn die Richterin mich für gaga hält. Aber wenn ich Goosens sehe, die alte Schwester, möchte ich einfach nur erzählen, wie ich mich wirklich fühle und daß alle mich in diese schmutzige Ecke gedrängt haben mit ihren fiesen Paradickmannüberfällen.
    »Ich nehm an, das liegt nicht bei mir, das zu entscheiden«, sage ich ihm. Das scheint aber nicht auszureichen; er guckt und wartet auf mehr. Als sich unsere Blicke treffen, spüre ich, wie mir die Vergangenheit keuchend zur Kehle hochsteigt und in einem verbitterten Wortschwall aus mir herausbricht. »Verstehn Sie«, sage ich, »zuerst haben mich alle angepißt, weil mein Kumpel Mexikaner war, und dann, weil er seltsam war, aber ich hab zu ihm gestanden, weil ich dachte, daß Freundschaft was Heiliges ist. Und dann ging alles den Bach runter, und jetzt werd ich dafür bestraft, und jede stinknormale kleine Sache wird so lange gedreht, bis ich als Schuldiger dastehe ...«
    Goosens hebt eine Hand und lächelt gütig. »Schön, schön, schauen wir mal, was wir herausfinden. Sei bitte weiterhin so aufrichtig - wenn du dich diesem Prozeß vertrauensvoll öffnest, werden wir keinerlei Probleme haben. Sag mir jetzt bitte - wie fühlst du dich bei dem Gedanken an die Geschehnisse?«
    »Total beschissen. Beschissener geht's nicht. Und alle denken jetzt, daß ich der Psychopath bin, das weiß ich genau.«
    »Was für einen Grund könnten sie denn deiner Meinung nach dafür haben?«
    »Sie brauchen eine Sündenbock, sie wollen Blut sehen.«
    »Einen Sündenbock? Hast du denn das Gefühl, die Ursache der Tragödie ist irgendwie nicht greifbar?«
    »Na ja, nein, ich meine - Jesus, mein Freund, ist nicht da, persönlich. Ihm können sie nichts mehr. Er war der einzige, der geschossen hat, ich war nur ein Zeuge, ich hatte überhaupt gar nichts damit zu tun.« Goosens mustert mein Gesicht und notiert etwas in seiner Akte.
    »Schön, schön. Was kannst du mir über dein Familienleben erzählen?«
    »Nichts Besonderes.« Goosens hält seinen Stift still und schaut mich an. Er weiß genau, daß er gerade in einen verdammt wunden Punkt gestochen hat.
    »In der Akte steht, du lebst bei deiner Mutter. Was kannst du mir über eure Beziehung sagen?«
    »Also, äh, die ist ganz normal.« Das ganze Thema ist eine einzige riesige Wunde, keine Ahnung, warum. Offen, pochend und schleimglänzend, so liegt sie da. Goosens lehnt sich vorsichtshalber in seinem Sessel zurück, um das würgende Lüftchen meines beschissenen Familienlebens nicht einatmen zu müssen.
    »Keine Brüder?« fragt er und nimmt schon mal Kurs nach Osten, nur für den Fall. »Keine Onkel oder - andere männliche Einflüsse in der Familie?«
    »Nicht wirklich«, sage ich.
    »Aber du hattest doch - Freunde, oder?« Mein Blick geht zum Boden. Goosens sitzt einen Moment lang schweigend da, dann streckt er eine Hand nach mir aus und legt sie auf mein Bein. »Glaub mir, Vernon, auch mich hat Jesus berührt - die ganze Sache hat mich tief berührt. Wenn du dich dazu in der Lage fühlst, dann erzähl mir bitte, was an dem Tag passiert ist.«
    Ich versuche, diesem Panikstachel auszuweichen, der wieder mal direkt auf die Tränentanks zielt. »Es war alles schon im Gange, als ich zurückkam.«
    »Wo warst du denn vorher?« fragt Goosens.
    »Ich bin aufgehalten worden, während einer Besorgung.«
    »Ein wenig präziser bitte, Vernon - du stehst hier nicht vor Gericht.«
    »Mr. Nuckles hatte mich losgeschickt, um was für ihn zu erledigen, und auf dem Rückweg mußte ich zur Toilette.«
    »In der

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