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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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Schule?«
    »Nein.«
    »Du hast außerhalb der Schule gepinkelt?« Er neigt seinen Kopf zur Seite, als könnte die Information in sein Gesicht klatschen.
    »Äh, gepinkelt nicht, ehrlich gesagt.«
    »Du hattest einen Stuhlgang außerhalb der Schule? Zum Zeitpunkt der Tragödie?«
    »Manchmal ist das bei mir etwas unberechenbar.«
    Während der vierzig Jahre, die das Schicksal mir Zeit gibt, um das Gewicht der Dinge zu erfassen, herrscht Stille. Van Damme würde so was nie passieren. Helden scheißen nicht, niemals. Sie ficken und töten, das war's.
    Goosens Augen blitzen auf. »Hast du das dem Gericht erzählt?«
    »Um Himmels willen.«
    Er blinzelt und verschränkt die Arme. »Entschuldige bitte, aber wenn mich nicht alles täuscht, würde dich frischer Stuhl, der entfernt vom Tatort gefunden wird, vom gerichtlichen Standpunkt betrachtet, automatisch als Tatverdächtigen ausschließen. Fäkalien können zeitlich sehr präzise bestimmt werden, das weißt du hoffentlich.«
    »Ja klar, glaub schon.« Man merkt, daß Goosens mir den Extraservice zukommen läßt. Eigentlich soll er mich ja nur nach Informationen für das Gericht aussaugen, aber was macht er? Läßt's drauf ankommen und gibt mir mal eben eine kleine Erleuchtung am Rande. Er preßt die Lippen zusammen, damit ich die Tragweite des Ganzen auch wirklich kapiere. Dann senkt er seinen Blick.
    »Du sagst, bei dir ist das etwas - unberechenbar?«
    »Keine große Sache.« Ich zeichne mit einem meiner Nikes Kreise auf den Boden.
    »Ist das ein diagnostiziertes Leiden - eine Schwäche des Schließmuskels oder ähnliches?«
    »Nee. Ich hab's sowieso nur noch ganz selten.«
    Goosens läßt seine Zunge über seine Unterlippe wandern.
    »Schön, schön, dann sag mir doch jetzt mal - magst du Mädchen, Vernon?«
    »Klar.«
    »Kannst du mir ein Mädchen nennen, das du magst?«
    »Taylor Figueroa.«
    Er kaut auf seiner Lippe rum und notiert was in die Akte. »Hattest du physischen Kontakt mit ihr?«
    »So was in der Art.«
    »Und dieser Kontakt - woran erinnerst du dich am meisten?«
    »An ihren Geruch, nehm ich an.«
    Goosens blickt mit gerunzelter Stirn in die Akte und trägt wieder was ein. Dann lehnt er sich zurück. »Vernon - hast du dich jemals zu einem anderen Jungen hingezogen gefühlt? Oder einem Mann?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Schön, schön, schauen wir mal, was wir herausfinden.«
    Er langt zur Stereoanlage rüber und drückt auf »Play«. Eine Militärtrommel beginnt zu grollen, zuerst ganz leise, aber dann immer kraftvoller und bedrohlicher, wie ein Bär, der aus einer Höhle kommt, oder wie ein Bär, der in eine Höhle kommt, und du bist drin in der beschissenen Höhle.
    »Gustav Holst«, sagt Goosens. »Die Planeten Mars. Genau das Richtige, um im Herz eines Jungen ein wenig Feuer zu entfachen.« Er geht zum Bett und gibt ihm mit der flachen Hand einen Klaps. Der Paradickmann macht einen brutalen Wechsel.
    »Zieh dich bitte mal für mich aus und leg dich hier hin.«
    »Ich soll mich was?«
    »Ausziehen - damit wir die Untersuchung abschließen können. Psychiater sind in erster Linie Ärzte, mußt du wissen. Nicht zu verwechseln mit einem gewöhnlichen Psychologen.«
    Er zieht sich eine durchsichtige Schweißerbrille über den Kopf; heißes, gefiltertes Licht fällt auf seine Wangen. Ich brauche eine Weile, bis ich meine Calvin Kleins zusammengelegt habe, damit mir mein Kleingeld nicht aus der Tasche fällt. Obwohl mein Kleingeld in einer Plastiktüte im Büro des Sheriffs liegt. Als ich aufs Bett klettere, stampfen schwarze, verzerrte Bläser über die Trommelwirbel aus der Stereoanlage. Goosens deutet auf meine Unterwäsche.
    »Ausziehen bitte.«
    Mir kommt ein Gedanke, nämlich daß eine Brise am Arsch in Kombination mit Supermarktbeleuchtung etwas ist, das nur Tote zu spüren kriegen sollten. Ich bin ein nacktes Tier, verdammt. Doch selbst nackte Tiere brauchen Kaution. Nackte Tiere ganz besonders.
    »Auf den Bauch«, sagt Goosens. »Und die Beine spreizen.«
    »Ta-t-t-t, TA-TA-TA.« Die Berührung von zwei Fingern auf meinem Rücken, gepaart mit musikalischem Höllenfeuer. Die Finger zeichnen eine Linie meinen Körper hinab, werden zu Händen und umgreifen meine Arschbacken.
    »Entspann dich«, flüstert er und zieht sie auseinander. »Erinnert dich das an Taylor?«
    »TA-TA-TA, TA-t-t-t!«
    »Oder an - was anderes?« Sein Atem wird schneller, während seine Finger in immer engeren Kreisen um den Rand meines Arschlochs marschieren. Wüste

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