Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
Vom Netzwerk:
alte Buttercreme. Obwohl ich gerade mal eine Woche weg war, kommen mir meine alten Gewohnheiten vor wie aus einem anderem Leben. Als wir in den Beulah Drive einbiegen, gucke ich als erstes nach, ob Lallys Van zu sehen ist. Die Straße vor uns wird von einer Traube Reporter versperrt. Ich versuche gerade, an ihnen vorbeizuschauen, als vor Lechugas Teddy-Farm der neue Kleinbus des Seldome Motels hält. Fremde Menschen lehnen sich heraus, machen Fotos, senken ihre Köpfe, und dann fährt der Van weiter. Nächste Station: der Markt bei der Gottesanbeterin. Lallys Parkplatz unter der Weide ist leer.
    »Nimm deiner Ma die Fritten hier mit«, sagt Pam, den Mund voller Geflügelkeulen.
    »Kommst du nicht mit rein?«
    »Ich spiel jetzt Flipper.« Pam zufolge ist Flippern gut für die Gesundheit.
    Auf dem Weg zur Tür rempeln mich Reporter an. Ich schlüpfe hinein, schließe hinter mir zu und atme durch; ohne mich zu bewegen, nehme ich den vertrauten Geruch von Ketchup und Möbelpolitur in mich auf. Alles ist still im Haus, nur der Fernseher läuft. Ich mach ein paar Schritte auf die Frühstücksbar zu, um die Fritten abzustellen, doch als ich die Küche betrete, höre ich vom Flur her ein Geräusch, das mich an einen kranken Köter erinnert. Dann eine Stimme.
    »Warte ich bin mir sicher, ich hab jemanden an der Tür gehört...«
    Es ist Mom.
    »O Gott, ooooahh, oooah, Lalito, Lally - warte!«
acht
    »Doris - ich glaub, die Special Edition ist angekommen!« Auftritt Betty Pritchard.
    Mein Herz hat noch nicht wieder angefangen zu schlagen, schon sind diese Ladys zur Stelle. Der Kühlschrank? Vergiß es. Georgette Porkorney stapft die Veranda vor der Küche hoch. Mom läßt die blöde Küchentür immer offen, da kann sie hinten tausendmal Lally vögeln.
    »Guck mal!« sagt George »Sie halten bei Nancie Lechuga!«
    »Ja, genau, genau! Doris!«
    Meine Nikes verkrampfen sich vor Scham. Ich starre auf das Bild, das neben der Tür zur Waschküche hängt: Ein Clown hält sich einen bescheuerten Schirm über den Kopf und weint darunter eine dicke Träne. Mom nennt das Kunst.
    »Hi, Vern«, sagt Leona und klaut sich ein Fritte. »Siehst gestreßt aus.«
    Moms Fritten. Die hab ich völlig vergessen. Jetzt ist die blöde Tüte in meiner Hand durchgematscht. Ich lege sie auf die Frühstücksbar, neben eine Grußkarte mit einem Cartoon-Baby vorn drauf. »Ich hab dich ganz doll lieb!« sagt das Baby. Ich öffne die Karte und blicke auf ein Liebesgedicht von Lally an Mom. Ich kann gar nicht so viel kotzen, wie ich eigentlich müßte.
    Als sich alles mit Blick auf den Flur versammelt hat, tritt Mom aus ihrem Zimmer und schlängelt sich in einem hauchdünnen pinkfarbenen Morgenmantel und mit einem fremdartigen Geruch im Schlepptau auf uns zu. »Nanu - hi, Baby, ich hab dich gar nicht erwartet.« Sie umarmt mich überschwenglich, allerdings springt dabei ihre linke Titte raus und klatscht gegen meinen Arm.
    »Doris, sie wollen den Kühlschrank zu Nancie liefern!« sagt Betty.
    »Wow, wie aufregend«, sagt Leona. »Irgendwie auch komisch, weil ich ja eigentlich gar nicht vorbeikommen wollte! Mein neuer Berater installiert heute die Fitneß-Station, und ich muß noch neue Turnschuhe kaufen ...«
    Das waren gleich drei Prahlereien auf einmal - mein Haus ist plötzlich zum verdammten Baconham Palace geworden. Der Grund dafür taucht in einem blauen Morgenmantel mit goldenen Applikationen und neuen Timberlands an den nackten Füßen im Flur auf. Er breitet seine Arme weit aus. »Da sind sie ja - Martirios Engel!«
    George und Betty fahren mit kekstrockenem Gegackere über Leonas Karamellachen. Über allem hängen Moms Augenbrauen wie ein Kirschenpaar. Keiner wird nachfragen, wie's kommt, daß Lally plötzlich meine Ma vögelt; die Wahrheit wird einfach mit Buttercremelügen zugekleistert werden. Ich weiß auch nicht, woher das kommt, daß die Leute so wild drauf sind zu beteuern, daß alles super ist, obwohl überhaupt nichts super ist. Lallys Zahnbürste in meinem Badezimmer ist jedenfalls alles andere als super. Er läuft durch die Küche und würdigt mich keines Blickes, als wäre ich niemand, als wäre ich verdammt noch mal überhaupt nicht vorhanden; dann entstöpselt er eins von seinen Ginseng-Fläschchen, zieht sich an den Eiern und hört einfach nicht auf zu grienen.
    »Beeil dich, Doris«, sagt George. »Das ist die Special Edition, du mußt ihnen Bescheid sagen!«
    »Ich bin doch noch nicht einmal angezogen.«
    »Vielleicht fahre ich auch

Weitere Kostenlose Bücher