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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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Geheimzahl ein - 6768. Während ich darauf warte, daß die Ziffern von Grannys Rasenmähkonto erscheinen, hüpft im Keller meines Körpers mein Herz auf und ab. Nach neun Jahren erscheint eine Mitteilung auf dem Bildschirm.
    »Kontostand - $ 2.41«, steht dort.
zehn
    Es geht nicht anders - ich muß noch mal zurück nach Hause und Sachen holen, die ich versetzen oder verkaufen kann. Als ich am Haus ankomme, ist es nach vier. Vielleicht ist ja niemand da, denke ich, als hätte ich noch nie was vom Schicksal gehört oder als wäre es plötzlich auf meiner Seite oder so. Lallys Mietwagen steht draußen. Wie ein Geist schleiche ich durch die Fliegengittertür in die Küche. Zuerst ist alles ruhig, doch dann klopft es an der Haustür, und ein Stausee aus Parfüm bricht in den Flur. Ich erstarre.
    »Psst, Vernon, ich mach auf.« Mom trippelt über den Läufer wie ein Hamster.
    »DOTO?« Hinter mir öffnet sich das Fliegengitter. Leona schwebt in die Küche und wirft ihr Haar in den Nacken.
    »Psst - Lally schläft!« zischt Mom.
    Hört euch das an. Wenn mein Daddy mal nach ein paar Bier auf dem Sofa gedöst hat, hat sie immer Stöckelschuhe angezogen und ist damit durch die Küche getrampelt, nur um ihn aufzuwecken. Ich schwör's. Sie hat so getan, als ob sie mit Sachen beschäftigt ist, bei denen man trampeln muß, aber in Wirklichkeit war sie mit gar nichts beschäftigt. Hin und her getrampelt ist sie, weiter nichts, anstatt einfach »Aufwachen« zu sagen. Damals hatte er mich schon geschlagen, und die Stimmung war ziemlich schlecht bei uns.
    Hinten im Flur quietscht eine Bettfeder. Behutsam öffnet Mom die Haustür; draußen steht der Reporter, dem Lally Geld schuldet. »Tag, Ma'am, ist Eelio Lemeda hier?«
    »Lally? Der ist hier, aber im Augenblick unpäßlich. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, dann warte ich.«
    »Es kann nicht mehr lange dauern.«
    Hinten im Haus geht die Toilettenspülung. Die Badezim mertür knallt, und Lally kommt durch den Flur gestapft. »Vanessa, hast du meinen Arzneibeutel gesehen?«
    »Nein, Lalito - aber ich glaub, deine Gin-Sling-Dings sind sowieso alle.«
    Vanessa? Was soll das denn? Ich suche in ihrem Gesicht nach Hinweisen. Was auffällt, sind ihre Wangen - ganz prall und rosig, als ob sie mit wichtigen Leuten ein Eis ißt. Ihre Wimpern flattern mit doppelter Geschwindigkeit.
    »Va-nessa?« sagt Leona.
    Mom errötet. »Also, na ja, wir erklären das gleich.«
    Sie versteckt eine neue allerletzte Mahnung der Stromgesellschaft hinter der Keksdose und geht Lally bemuttern, der außer seinem Morgenmantel nichts anhat, so daß man beinah seinen Schwanz rumbaumeln sieht. Zumindest mit einem verdammten Elektronenmikroskop würde man ihn fast sehen. Er schreitet mit diesem blitzenden Zahnarztlächeln in die Küche und läßt im Vorbeigehen seine Hand über Leonas Hintern streifen. Ein Schaudern geht durch ihre Hüften.
    »Lally«, sagt Mom, »da draußen ist jemand für dich.«
    »Für mich?« Sein Lächeln gefriert, und mein Herz weitet sich vor Freude. Als er zur Tür geht, drängle ich Mom in die Küchenecke.
    »Ma, geh mal schnell gucken, was der von Lally will! Mach schon!«
    »Aber Vernon, was ist denn bloß in dich gefahren? Das ist Lallys Privatsache.«
    »Ist es nicht, Ma, mach schnell, das ist wichtig, glaub mir.«
    »Ach Vernon - gewöhn dich langsam daran, in drei Gottes Namen.« Im selben Moment kommen George und Betty plappernd in die Küche, und Mom setzt ihr sahnigstes Lächeln auf. Die beiden sind in eins ihrer typischen Gespräche vertieft.
    »Auf keinen Fall, Schätzchen«, sagt George. »Daß er Anteile besitzt, heißt ja noch nicht, daß er Vaine ihr gesamtes lächerliches SWAT-Paket abkaufen muß. Allein die Vor stellung! Sie hat ja noch nicht mal ihren verdammten Speck unter Kontrolle, geschweige denn eine bewaffnete Einheit!«
    »Ja, genau, ich weiß.«
    Ich versuche, meine alte Dame zur Tür zu schieben, damit sie Zeugin von Lallys Schande wird, doch ihre hautengen Hosen machen sie auch nicht leichter; sie rührt sich nicht von der Stelle.
    Lally öffnet dem Mann die Tür. »Sagen Sie nichts - Sie drehen grade eine Eintreibungsrunde.«
    »Richtig - wenn Sie's entbehren können«, sagt der Typ.
    »Da haben wir's schon, fünfzig Dollar - und vielen Dank.«
    Jetzt greift Mom mich an den Schultern - mich, kaum zu glauben - und dreht mich zur Ecke. »Vernon, erzähl deiner Großmutter nichts davon, aber ich mußte an ihr Rasenmähkonto, um Lally zu

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