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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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bringen, Nummer siebzehn? Geht das? Du mußt dir die Haare zusammenbinden, andere Sachen anziehen und dich wie ein Schatten anschleichen. Kannst du das für mich machen?«
    »Klar doch.« Sie nickt wie ein kleines Kind, eifrig und ganz oft, ihr wißt schon, wie. Dann schaut sie mich aus glänzenden Augen an. »Und was machst du?«
    »Ich muß ein Weilchen verschwinden.«
    »Ich komm mit.«
    »Einen Scheiß wirst du. Sie würden uns sofort kriegen.«
    Sie schließt ihre Lippen und schaut mich weiter an. Schaut einfach nur, ganz unbeirrt und ruhig, wie eine Katze. Auf der Johnson Road fährt ein Laster vorbei. Ich halte den Atem an, bis er verschwunden ist. Ella schaut mich immer noch an. Dann poltert ganz in der Nähe eine Tür, gefolgt von einer schrillen Frauenstimme.
    »E-lla!«
    Ihr Gesicht senkt sich. Ich schätze, wir haben gerade ein echtes Abenteuer zusammen erlebt; das hat das Eis gebrochen bei Ella Bouchard, man merkt's ihr an. Ich drücke ihre Hand, um der jüngsten alten Zeiten willen, und heb meinen Rucksack auf. »Falls du meine alte Dame siehst, sag ihr, es tut mir leid, ich melde mich. Oder nein - sag ihr besser gar nichts, schieb einfach nur das Geld unter der Tür durch. Okay?« Ich schieße aus dem Gras hoch, doch Ellas Hand hält mich am Bein fest. Ich schaue auf ihr Gesicht herab. Sie sieht mit einemmal entschlossen aus, mutige Entscheidungen im Leben zu treffen; als ob ihre Poren Willenskraft ausscheiden oder so. Dann streckt sie sich hoch und drückt mir einen unbeholfenen Kuß auf den Mund.
    »Ich liebe dich«, flüstert sie. »Bleib weg von Keeter's, sie stellen heute abend dieses SWAT-Ding auf.« Sie greift nach meiner Hand und stopft ihr gesamtes Geld hinein, bis auf Moms sechzig Dollar. Dann springt sie auf und saust durch den Weg davon wie ein Baumwollgeist.
    »Eee-lla!«
    »Komme!«
    Als ich kurz danach an der Johnson Road stehe, spüre ich immer noch ihre Spucke auf meiner Lippe; ich wisch sie an meinem Ärmel ab. Irgendwo hinter mir liegen die Steilhänge, verborgen von der Dunkelheit; ich bin gerade dabei, mit ihr zu verschmelzen, da sehe ich, wie eine Gestalt durch das Licht der Laterne bei Keeter's Corner wankt. Es ist der unverwechselbare Fettschädel von Barry Gurie. Er scheint nicht in Eile zu sein. Von der anderen Seite her nähert sich das Fauchen eines Autos. Es ist Lallys Auto. Ich renne los, bevor seine Lichter über die Straße wischen.

Dritter Akt

Gegen jede Chance

vierzehn
    Von hier oben betrachtet, hoch über Keeter's, funkelt Martirio wie ein Nest Leuchtkäfer. Man kann das neue Schild vom Seldome Motel erkennen und ein Stück weiter eine Ecke von Bar-B-Chew Barn, gleich neben dem Sendeturm. Kneift man die Augen zusammen, dann sieht man das Rückgrat der Stadt: Gurie Street, ein Tausendfüßer aus beleuchteten Pumpenböcken - fuck, fuck, fuck ... Ich folge ihm so weit wie möglich mit den Augen, bis hin zum Liberty Drive und noch ein Stück weiter. Aus der Perspektive ist sie schön, meine Stadt. Es ist, als ob für jede Kreatur in der Galaxie dort unten ein Stern blinkt und dann noch ein paar extra. Nur am nördlichen Rand der Stadt befindet sich ein winziger schwarzer Fleck. Das dürfte ein gewisses Haus am Beulah Drive sein. Zu Hause.
    Wellen rollen heran. Mein Überlebensinstinkt hat sich verbraucht, seit ich die Johnson Road hinter mir gelassen hab, und jetzt, während ich Lallys beschissenes Video auf dem Boden zertrample, kann ich das Salz schon schmecken. Die Wellen schwemmen Bilder von Mom an, die in ihrer dunklen Küche die letzten Krumen der Hoffnung vom Boden klaubt, um sie zu einer Torte zusammenzupappen. Doch alles, was sie aufsammelt, ist Dreck - nicht ein Hauch von Buttercreme. Es bringt mich um, ehrlich. Wahrscheinlich murmelt sie: »Ach, na ja, aber wenigstens hat er einen Job, und dann kommt ja auch bald sein Geburtstag, da haben wir doch was, worauf wir uns freuen können.« Nur daß ich auf halbem Weg zum Balcones Escarpment bin, mit Kurs auf Mexiko. Und wahrscheinlich nicht zurückkomme.
    Es ist kurz vor zehn. Ich brauch vielleicht zwei Stunden zum Highway; dort kann ich dann ein Auto anhalten oder einen Bus nach San Antone nehmen. Ich werfe einen letzten Blick auf Martirio, wie es sich funkelnd über das flache Land erstreckt - mein Universum, all die endlosen Jahre lang. Dann mache ich mich auf, zu den Hügeln hoch, mürrisch und auf mich allein gestellt. Meine Bewältigungsstrategien erlauben den Ausblick auf ein bißchen Buttercreme. Der

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