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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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alte Film mit dem Strandhaus, ihr erinnert euch? Es muß 'ne Menge Leute geben, die so was durchziehen, im Ernst. Nirgendwo steht, daß man 'ne bestimmte Sorte Mensch sein muß, um so zu leben. Ich stell mir vor, wie das sein wird, wenn Mom zu Besuch kommt, nachdem sich der Staub gelegt hat. Wie ich ihr Andenken kaufe und so. Wer weiß, vielleicht besorg ich ihr sogar ein Hausmädchen, das sie mitnehmen und Leona in ihren fetten Hintern rammen kann. Schon wieder eine Erkenntnis: Je tiefer man in der Scheiße steckt, desto süßer sind die Zukunftspläne.
    Als die ersten Autoscheinwerfer durch die Äste flackern, ist es Mitternacht. Ehrlich gesagt, ich weiß noch nicht mal, in welcher Richtung Süden ist. Mein alter Herr war der Ansicht, nur Memmen gehen zu den Pfadfindern, deshalb hab ich jetzt keine Ahnung, welcher verfluchte Weg im Leben nach Süden führt. Anstatt zu überlegen, wie ich's rausfinden könnte, rufe ich mir eine Glen-Campbell-Nummer ins Gedächtnis, um mit dem richtigen Soundtrack unterwegs zu sein, mürrisch und einsam, wie ich bin, und abgeklärt für mein Alter. Allerdings nicht »Galveston«, sondern »Wichita Lineman«. Ich hätte auch was von Shania Twain abrufen können, irgendwas Aufsässigeres, aber das würde mich zu sehr aufpeitschen. Das passiert ganz schnell bei aufsässiger Musik: Erst treibt man ein Stück von sich selbst weg, dann wird man zurückkatapultiert, und zwar aufs heftigste - zurück in die Realität. Ich hasse das. Das einzige, was dagegen hilft, ist einfach deprimiert bleiben.
    Kurz vor eins an diesem Mittwochmorgen sickert endlich das Mondlicht durch die Wolken und taucht alles in ein frostiges Grau. Texas ist so was von schön. Wenn ihr nicht sowieso schon hier seid, solltet ihr unbedingt herkommen. Macht um Martirio einen Bogen, aber kommt. Auf dem Highway fahren rudelweise Laster und Autos vorbei, aber irgendwie sehen sie alle nicht so aus, als würden sie anhalten. Ich meine, mir ist schon klar, daß sie nicht einfach so anhalten; ich muß schon aufstehen und mich an die Straße stellen. Aber, ehrlich gesagt, nicht bei einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Milliarde. Da warte ich lieber, bis ein Bus kommt - Busse blicken auf eine lange Tradition des Anhaltens zurück. Ich such mir eine Kurve, nehme meine Jacke aus dem Rucksack und mach mir an einem Gebüsch eine Rückenlehne zurecht. Dort sitze ich, warte und laß mir ein paar Erkenntnisse durch den Kopf gehen.
    Mir fällt zum Beispiel auf, womit einen das Fernsehen im Regen stehenläßt: Man kann sich nie sicher sein, wie die Sachen im Leben wirklich funktionieren. Busse zum Beispiel - halten die für jeden dahergelaufenen Trottel, der irgendwo am Straßenrand steht? Oder muß man an einer regulären Haltestelle warten? Es gibt massenweise Filme, in denen so ein mürrischer Typ mitten in der Wüste einen Bus anhält. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja nur in der Wüste so. Oder vielleicht halten nur Fahrer an, die dieselben Filme gesehen haben. All das huscht mir durch den Kopf, verschwimmt und geht in andere Filme über, zum Beispiel den, wo das schwarze Höllenauto eine Vendetta gegen diesen Typen plant. Ich spüre, wie der Wind durch meine Haare streicht und durch die Gräser und Sträucher um mich herum. Ich und die Natur im Wind, allein mit dem Höllenauto und seiner Vendetta.
    Ein Frösteln rollt über meine Haut, und ich werde wach. Es ist nach fünf. Ich höre das Dröhnen eines Busses, schnappe mir meinen Rucksack und haste zum Straßenrand. Ein Autobus kommt um die Kurve gebrettert; kühl und komfortabel leuchtet sein Innenraum. Ich rudere mit den Armen und tu so, als ob ich gerade einem dringlichen Reisegrund über den Weg gelaufen bin. Der Bus rollt an mir vorüber, und ich sehe, wie sich der uniformierte Fahrer vorbeugt, um mich im Spiegel zu betrachten. Dann - »pschsss« - fährt er auf den Randstreifen und hält zweihundert Meter weiter an. Ich fliege auf die Rücklichter zu.
    Die Tür schnauft auf. »Bist du in Schwierigkeiten?« fragt der Fahrer.
    »Ich muß nach San Antonio.«
    »Ein paar Meilen weiter ist Martirio, warte gefälligst dort auf den nächsten Bus. Ich kann doch nicht einfach so aus Spaß anhalten.«
    »Ja klar, aber - ich bin hier draußen gestrandet, und ...«
    »Du bist hier draußen was?« sagt er und schaut in der Landschaft umher. »Wozu haben wir denn planmäßige Haltestellen, wenn jeder mal eben einen Bus anhält, wo's ihm gerade paßt.« Ich setze meinen Hundeblick

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