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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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“, wird mir bewusst, wie lautlos sich so ein
breiter Strom dem Meer ergibt. Dieser Strom trennt Asturien und Galicien voneinander. Frei ist noch mal der Blick auf das weite Meer. In
entgegengesetzter Richtung sehe ich den Hafen und die Stadt Ribadeo .
Sanfte Berge bilden bis zum Horizont einen imposanten Hintergrund. Und genau
dort hinter den Bergen liegt Santiago de Compostela.
    Unter
mir befinden sich noch Reste der ursprünglichen Brücke. Vom Uferfundament aus
ragt sie etwa fünfzig Meter über den Strom hinaus. Unweigerlich wird man beim
Betrachten dieser Brückenruine an die bekannte Brücke „St. Benezet “
in Avignon erinnert. Die Pilgerherberge befindet sich unweit der Brücke direkt
am Eo Strom. Neben dem Eingang hängt ein Telefon, auf
einem Schild ist die Nummer der Polizeistation angegeben, bei der sich die
Pilger bitte telefonisch anmelden möchten. Der Telefonapparillo ist aber leider
kaputt. Somit schultere ich nach einer kleinen Verschnaufpause mürrisch den
Rucksack und begebe mich auf die Suche nach der „Guardia Civil “.
Ein ortskundiger Passant weist mir den Weg dorthin. Während ich den Ort Ribadeo mit schwindenden Kräften durchfrage und durchmesse,
erreiche ich auf der entgegengesetzten Seite am Ortsausgang die Polizeistation.
Dort sagt man mir, dass für den Schlüssel die „Guardia Local “
zuständig ist. Ein polizeiinternes Telefonat klärt diesen Sachverhalt schnell auf.
Etwa zehn Minuten später steht ein Polizeijeep vor dem Gebäude. Ich darf mich
auf die Rückbank setzen und fahre die bereits Erlaufenen, vier Kilometer mit
Polizeibegleitung zurück. Die beiden zuvorkommenden Ordnungshüter holen den
Schlüssel übrigens aus einem Versteck hinter dem Telefon hervor.
    „Man
sucht den Schlüssel zum Glück meist vergebens und bemerkt oftmals nicht, dass
er steckt.“
    El Guardia (der Polizist),
repariert auch gleich das Telefon, es hat sich nur eine Münze verklemmt. Nun
stehen mir alle Türen offen. Hier hinterlässt alles einen sehr sauberen und
aufgeräumten Eindruck. Das Bild trügt, dazu aber an späterer Stelle mehr. Nun
hält mich erst einmal nichts mehr. Morpheus ergreift mich für geraume Zeit.
Dieser komaartige Schlaf auf einer annehmbaren Liege lähmt und erneuert mich
zugleich.
    Als
ich verschlafen in den hellen Vorraum komme, sehe ich draußen vor der großen
Glastür eine junge Frau. Ich öffne die Tür, genau wie die zu meiner Wohnung und
bitte sie hereinzukommen. Nach kurzem Verständigungsdurcheinander stellt sich
heraus, dass sie aus Madrid kommt und wir uns englisch unterhalten können. Ich
mache ihr klar, dass sie sich unbedingt erst bei der „ Guarda Local “ anmelden möchte. Dank ihrer Muttersprache
klärt sie alles gleich am reparierten Telefonaparillo .
Die junge Frau erzählt von den Anstrengungen ihres bisherigen Weges. Sie ist
dem einfach nicht mehr gewachsen. Noch heute Abend wird ihre Mutter sie hier
abholen. Für sie ist der Weg in Ribadeo endgültig zu
Ende. Genau dieser Gedanke ist mir bislang noch nicht in den Sinn gekommen.
    Eine
Abschiedsstimmung macht sich in meinem Gemüt breit. Ich raffe mich auf und gehe
in die Innenstadt von Ribadeo . Ein absolutes Novum
ereilt mich im Vorbeigehen an einer Sportbar. Dort laufen zwei Fernseher gleichzeitig
mit Fußballübertragungen. Das dritte Fußballspiel wird parallel auf einer
Großleinwand übertragen. Eine Bambule dort drin, kaum
zu glauben. Eine Menge chipsessender , biertrinkender
und laut diskutierender Fußballfanatiker. Die dazugehörigen Frauen und Kinder
leisteten ebenso lautstark im hinteren Teil des Lokals ihren Beitrag zu dieser
Geräuschkulisse. Einfach sehenswert, wie diese Menschen auf ihre Art aus dem
Alltag ausbrechen. Wieso lande ich eigentlich in regelmäßigen Abständen in
Sportbars? Es ist sicher genau diese Lebendigkeit, die mich anzieht.
    Beim
Pilgern gewöhnt man sich ganz allmählich an sich selbst und es fällt gar nicht
mehr ins Gewicht, wenn man lange Strecken des Tages nicht mehr spricht. Umso
größer ist dann das Kontrastprogramm, wenn man den schrillen Alltag so extrem
vorfindet.
    Am
Abend kehre ich in das Restaurant „Calamari e Special“ ein. In null Komma
nichts steht ein riesengroßer Teller frischer Calamari fritos vor mir, so einfach zubereitet wie bei José in Tarifa .
Dazu gibt es verschiedene Tapas, Salat und einen samtenen Vino. Diese „ Cala-marische Insel“ ist zwei Stunden mein kulinarisches
Universum. Beim Genießen der kleinen Köstlichkeiten

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