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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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heute wie ein Ausflug vor, eher wie ein Wandertag.
    Es
geht so weiter über Straßen und Pisten, meist durch kleine Dörfer hindurch.
Über ein längeres Stück Landstraße gelange ich an das Ufer eines Sees.
Hundertfaches Gequake ist schon von weitem zu hören, ein mittägliches
Froschkonzert empfängt mich kurz vor dem Ortseingang von Sobrades dos Monxes . An einem Rastplatz sehe ich auf einem
Steg zwei Personen hantieren, meine Ahnung bestätigte sich. Es sind wieder
einmal Claudio und Patricia II. Sie müssen mich, als ich im Paradiesgarten
schlief, überholt haben. Patricia II ist sichtlich erschöpft, eine längere
Pause wird eingelegt, dieser Ort ist ideal dafür. Nun gehen wir gemeinsam
weiter und gelangen auf den Hauptplatz von Sobrades dos Monxes .
    Ein
weiter, menschenleerer Platz, gesäumt von kleinen Geschäften, Cafés und Bars.
Einige Schritte in die Mitte des Platzes geben den Blick zum
Zisterzienserkloster frei. Eine mächtige Barockkirche bestimmt das Bild der
Klosteranlage. Wir drei werden von einem Mönch freundlich empfangen und um die
Pilgerpässe gebeten. Nach den Formalitäten weist er uns den Weg über den
„Kreuzgang der Pilger“ zum Refugium.
    Ein
großes aufwendig umgebautes Gebäude, welches seinerzeit als Pferdestall gedient
hat. Dieser Raum hat im oberen Bereich eine Galerie, dort sind ebenfalls Betten
aufgestellt. Insgesamt ist hier Platz für ca. sechzig müde Pilger. Alle Betten
sind noch frei. Aus Sandstein gehauene Futternischen dienen hinter den Betten
als Ablagen für persönliche Sachen.
    Nach
dem Duschen und Wäschewaschen zieht es mich diesmal nicht auf das Bett, da die
Räumlichkeiten etwas kühl und düster sind. Mit einem Stuhl setze ich mich an
die Mauer am westlichen Seiteneingang des Schlafsaals. Hier sitzt man gut in
der wärmenden Sonne.
    Zwei
Mönche machen sich im Klostergarten zu schaffen. Es bietet sich hier ein ganz
anderes Bild als unterwegs die verwaisten Klosteranlagen von „San Antolin de Beon “. Dort erinnern
die alten Steine und das ausgebaute Hauptportal an die Menschen. Hier erinnern
die Menschen hinter den Mauern an die Menschen vor ihnen. An diesem Ort lebt
man seine Geschichte in der Geschichte. Ich selbst fühle mich hier als Gast,
aufgenommen, aber keinesfalls dazugehörig. Nach einiger Zeit finden auch
Patricia I und Klaus den Weg ins Kloster. Klaus seine Füße sind mit Dornen
gespickt. Patricia I hat zu tun, ihren Büßer zu versorgen. Er trägt die
Dornenkrone an den Füßen. Ein Stück ist sie auch stolz auf ihren Klaus, der
sich soviel abverlangt. Manchmal geht es sicher an
die Substanz, da mitzuhalten. Die Vorstellung, diesen Pilgerweg mit jemandem
gemeinsam zu gehen, bringt mich in einen Zwiespalt. Einerseits ist dieses eine
ganz andere Art der Herausforderung, da man sich „ twenty-four-seven “
(vierundzwanzig Stunden/sieben Tage lang) mit dem anderen Menschen arrangieren
muss. Und zwar in allen Belangen, welche der ungewisse Tag so offen hält. Das
kann eine Freundschaft oder eine Beziehung auf eine harte Probe stellen.
Andererseits kommt man, wenn man allein unterwegs ist, auf Schritt und Tritt zu
sich. Alle Entscheidungen, auch jene, welche man gern einmal anderen überlässt,
trifft man für sich selbst. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Gewissheit der
Liebe. Ohne Zweifel an dieser Liebe zwischen Gabi und mir bin ich losgegangen
und stehe genau so in diesem Tag. Ist dieser Umstand
nicht gegeben, beginnt man zu suchen. Man wünscht sich einen gleichgesinnten
Menschen auf diesem Weg zu finden. Der Kopf füllt sich automatisch mit anderen
Gedanken, wenn man wie auch immer wirbt. Dann folgt man dieser Illusion, geht
mit verschiedenen Menschen ein Stück, merkt aber, dass jeder für sich eine
Vorstellung hat, diesen Weg zu bezwingen. Und so vergehen Kilometer, Tage und
Begebenheiten. Man kommt an, schaut sich um und merkt, dass man einem Phantom
hinterhereilt. Wenn der Kopf aber in sich frei ist, begegnet man den Menschen
anders und beginnt Zusammenhänge zu erfassen, welche scheinbar nicht ineinander
greifen. In sich jedoch eine Einheit bilden. So erlebt jeder Einzelne seine
Erfahrung mit sich und seinem Nächsten sehr intensiv.
    An
diesem Abend möchten wir die Möglichkeit nutzen und der gesungenen Abendmesse
beiwohnen. Wir fünf sind ziemlich spät dran.
    Die
Glocken der Klosterkirche läuten schon eine Weile, und wir irren noch immer
eilig durch lange Flure und Gänge.
    Über
ein Treppenhaus und einen hohen Flur erreichen wir den

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