JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Übung können Sie auch für sich alleine durchführen: Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, wenn Sie allein im Zimmer sind. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich (wenn Sie ein Mann sind) vor, direkt hinter Ihnen steht ihr Vater (gleichgültig, ob er noch lebt oder bereits tot ist). Fühlen Sie, wie er seine Hände auf Ihre Schultern legt. Dann stellen Sie in Gedanken hinter Ihren Vater dessen Vater, Ihren Großvater. Dahinter den Urgroßvater usw. Als Frau versammeln Sie in Gedanken Ihre Mutter und Großmütter. Das fühlt sich immer gut an, auch wenn Sie mit Ihrer Mutter oder Ihrem Vater momentan im Unreinen sind. Spätestens bei den Gedanken an Ihre Großelterngeneration stellt sich auch bei schwierigen Familienkonstellationen eine fried-< lichere Stimmung ein. Es fühlt sich an wie die Gewissheit der geraden, tiefen und kräftigen Furche, die der Bauer am Pflug hinter sich spürt. In diese Furche kann er säen. Es wird wachsen, gedeihen und Segen bringen. Was auch immer geschehen ist an Sünden, Streit oder Verbrechen, eines haben Ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern vollbracht: Sie. Ohne all die Eltern vor Ihnen wären Sie nicht da. Dieser absolut lückenlosen Vorfahrenreihe, so viel Streit, Gewalt, Kummer oder Böses dabei auch eine Rolle gespielt haben mag, dieser Reihe verdanken Sie Ihr Leben. Darin liegt eine ganz simple und starke Kraft.
    Jesus sitzt auf einer Mauer, umgeben von seinen Freunden und allerlei Zuhörern und Zuhörerinnen aus dem Ort. Den ganzen Nachmittag lang hat er schon Fragen beantwortet und Geschichten erzählt. Jetzt verändert sich sein Blick. Ich spüre das Erstaunen der Zuhörer, als seine Augen ins Feuer blicken und er von einer fernen Zeit zu reden beginnt:
    »Ich bin gekommen, um auf Erden ein Feuer anzuzünden.
Was wollte ich lieber, als dass es schon brennt!
Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen
auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht. Ich bin
gekommen, um das Schwert zu bringen. Denn von nun
an werden fünf in einem Haus uneins sein, drei gegen
zwei und zwei gegen drei. Es wird der Vater gegen den
Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter
gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter,
die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und
die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.«
    Lukas 12,49-53
    Ein Jesus, der Zwietracht bringen will? Ein Feuer anzünden? Die normale Reaktion auf solche Äußerungen: Der ist verrückt. Genau so hat seine Familie das auch gesehen. Es gibt einen Bericht, wie die Angehörigen Jesu losziehen, um ihn festzunehmen. Sie wollen ihn der Gesellschaft nicht mehr zumuten.
    Wie sollen wir umgehen mit diesem schroffen, kämpferischen Jesus? Ich glaube, man muss solche Äußerungen im Zusammenhang sehen mit seinen übrigen Reden. Wenn es einen gemeinsamen Nenner der Botschaft Jesu gibt, dann der: Kehrt um! Ändert euch! Lasst euch verwandeln von einem Gott, der alle Grenzen sprengt, der fortwährend Neues schafft. Seht, das Alte ist vergangen, etwas Neues wird entstehen. Das ist immer auch schmerzhaft, das macht einen sprachlos und ratlos.
Die Schwierigkeit, sich zu ändern
    Für so eine Botschaft gibt es den modernen Begriff »Change Management«: Veränderung gestalten und organisieren. »Change Management« beginnt im Kopf. Bevor wir neu handeln, müssen wir lernen, neu zu denken. Alles, was wir bisher für selbstverständlich gehalten haben, muss auf den Prüfstand. Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus mit seinen radikalen Reden genau das wollte: Schließt keinen falschen Frieden mit dem Gewohnten. Sät Zwietracht in euren Ideen, benutzt das scharfe Schwert der Unterscheidung, lasst in euren Gedanken keinen Stein auf dem anderen. Werdet neu!

    Es war immer schwer, sich zu verändern. Es gibt eine große Studie über Patienten, die eine Bypassoperation hinter sich haben. Das ist ein schwerwiegender Eingriff am Herzen, eine Maßnahme, ohne die der Patient mit Sicherheit gestorben wäre. Ein Mensch, der eine Bypassoperation überstanden hat, hat ein neues Leben gewonnen. Nach einer solchen Operation führt der Arzt mit dem Patienten ein sehr ernstes Gespräch. Der medizinische Eingriff hat nur Sinn, wenn der Patient sein Leben radikal ändert: sehr bewusste Ernährung, keinesfalls mehr rauchen, absolute Stressvermeidung, genau dosierter Sport usw. Wie viele Bypass-Patienten ändern nach diesem medizinischen Wunder, das sie glücklich überlebt haben, ihr Leben? Es sind gerade einmal zehn