JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Prozent. Das ist interessanterweise der gleiche Prozentsatz, den auch Jesus bei seinen Patienten nach einem Heilungswunder erlebt (Lukas 17,11-19). Von zehn Leprakranken, die er geheilt hat, kehrt nur einer zu ihm zurück, um Gott zu preisen und sich zu bedanken: zehn Prozent.
Das Wunder des Sich-ändern-Könnens
Sich ändern, das hängt ganz stark zusammen mit dem Erwachsenwerden, auch in geistlicher Hinsicht. Und das bedeutet immer: Vater und Mutter verlassen. Dazu gehört auch, das Bild zu verlassen, dass Gott ein Vater oder eine Mutter sei. Gott ist kein Vater. Auch keine Mutter. Jesus selbst hat Gott oft Vater genannt. Er hat uns beigebracht, so zu beten: »Vater unser...« Aber wie bei seinen anderen Gleichnissen, zum Beispiel vom Weinbauern, Sämann oder Hirten, ist unausgesprochen immer klar, dass dies Bilder sind, Vergleiche, Krücken. Geistlich erwachsen werden heißt, diese Bilder zurückzulassen und immer wieder andere zu erproben: Gott als Freund, als Größten, als Welt, als Atom, als Energie, als Untergebenen, als Geringsten, um irgendwann gar keine Bilder mehr zu benötigen.
Bastian im Änderhaus
Michael Ende erzählt in seinem großen klugen Märchen Die Unendliche Geschichte von einem Jungen namens Bastian. Der gelangt beim Lesen eines Buchs in die Welt der Fantasie, das Land Fantasien, und erlebt dort viele Abenteuer. Um ein Haar wäre er dort sogar Kaiser geworden. Doch dann lernt er, wie gefährlich es ist, das ganze Leben in diesem Reich der Fantasie gefangen zu sein und niemals erwachsen werden zu können. Er hat nur noch einen Wunsch: Wie komme ich hier raus? Am Ende seines langen Weges gelangt er ins »Änderhaus«. Ein Haus, das sich selbst ständig verändert. Dort drin lebt eine ältere, sehr liebe und mütterliche Frau. Bastian muss im Änderhaus seinen letzten Wunsch finden: Das ist der Wunsch, zu lieben. Von sich selbst wegzudenken, sich an andere zu verschenken. Das erlöst aus dem Kindsein. Als Bastian diesen Wunsch endlich gefunden hat, verabschiedet ihn die »Mutter«. Er darf gehen.
JesusLuxus-Anregung: Ändern Sie Ihre Bezeichnung für Gott
Die meisten Menschen bezeichnen Gott mit dem Namen, der in ihrem Umfeld gebräuchlich ist: Gott, Vater, Jesus, Herr, Allmächtiger, lieber Gott, Herrgott usw. Die feministische Theologie hat uns zum Nachdenken über diese Gottesnamen gebracht. Seitdem sagen viele bewusst nicht mehr »Herr« oder »Vater«. Stattdessen hört man »Gott, unser Vater und unsere Mutter«. Es ist an der Zeit, noch einen Schritt weiter zu gehen.
Bezeichnen Sie Gott weder als »Vater« oder »Herr« noch als »Mutter«. Wenn Sie das Bild von Gott als Elternteil loslassen, werden Sie eine große Befreiung erleben. Denn dann löst sich auch die unselige Verknüpfung zwischen Ihren eigenen Eltern und der Gottesvorstellung. Menschen sind böse auf Gott, weil sie böse sind auf ihren eigenen Vater oder ihre eigene Mutter. Oder sie sind böse auf ihre Eltern, weil sie böse sind auf Gott. Das gilt es, zu verstehen, dann aber hinter sich zu lassen.
Noch eine letzte Nacht darf er im Änderhaus schlafen. Als er am Morgen erwacht, ist die »Mutter« nicht mehr da. Nur so können wir uns wirklich ändern. So können wir selbst Vater und Mutter werden. Und so wird es uns eines Tages selbst ergehen, wenn unsere Kinder uns verlassen.
Der Luxus des Sakraments: Jesus zieht sich zurück
»Mysterium« sagten die ersten Christen dazu. »Geheimnis« oder »Sakrament« nennen wir es heute: die sichtbaren Zeichen unseres Glaubens, Gotteserfahrung zum Anfassen. Taufe und Abendmahl sind die gemeinsamen Sakramente der beiden großen christlichen Kirchen.
Ein Sakrament ist durchscheinend für das Große, Ganze, Ewige. Unscheinbare Dinge - ein bisschen Wasser, ein Stück Brot, ein Schluck Wein - werden zum Durchstieg in eine andere Dimension.
Ein Sakrament ist im wissenschaftlich-medizinischen Sinn nicht lebensnotwendig. Auch ein Sakrament ist daher Luxus, sogar in einer besonders kuriosen Variante, denn es ist Luxus in extrem bescheidener Darbietungsform: Das bisschen Brot macht den Körper nicht satt. Das bisschen Wasser der Taufe wäscht einen nicht. Das bisschen Salböl heilt keine Krankheit. Aber solche sichtbaren Zeichen der Gotteserfahrung bereichern das Leben in viel tieferer Weise, als es luxuriöser Schmuck, ein Luxushotel, ein Luxusurlaub oder andere Luxusgegenstände könnten. Sakramente verleihen dem flachen Dasein Tiefgang, sie geben dem grauen Alltag ungeahnte
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