JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Farbtöne.
In der katholischen Kirche gibt es insgesamt sieben Sakramente: neben Taufe und Eucharistie (dem gebräuchlichen katholischen Namen für das Abendmahl) sind das Beichte, Ehe, Priesterweihe, Firmung und Krankensalbung, die früher »Letzte Ölung« hieß. Das sind zumindest die sieben offiziellen Sakramente. Denn Zeichen des Glaubens gibt es noch viele mehr. Sie dürfen gerne neue entdecken. Zur Anregung möchte ich Ihnen ein paar solcher neuen Sakramente vorstellen, die alle auf Taten Jesu beruhen.
Das Sakrament der Stille
Wir wissen von Jesus, dass er sich immer wieder einmal zurückgezogen hat. »In die Wüste«, hat man da so in Erinnerung, und dass er dort 40 Tage lang gefastet hat. Das wird allerdings nur ein einziges Mal berichtet. Diese extreme Übung führte Jesus durch, bevor er dem Teufel begegnete und von ihm dreifach in Versuchung geführt wurde. Mehrfach wird dagegen erzählt, dass er in die Einsamkeit ging, und es ist aufschlussreich, in welchem Zusammenhang er das tat.
Am Abend aber, als die Sonne untergegangen war,
brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.
Und die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.
Und er half vielen Kranken, die mit allerlei Gebrechen
beladen waren, und trieb viel böse Geister aus und
ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.
Und am Morgen, noch vor Tagesanbruch, stand er auf
und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte
und betete dort.
Mk 1,32-35
JesusLuxus-Anregung: Absolut nichts tun in einer leeren Kirche
Setzen Sie sich in eine leere Kirche und tun Sie nichts. Nehmen Sie nur den Raum in sich auf - ja, eigentlich nicht einmal das. Seien Sie einfach nur da. Dann werden Einsamkeit und Stille zu Sakramenten. Das bedeutet, sie werden durchsichtig für das Ewige, durch sie hindurch scheint Gott. Viele Menschen meinen, in der Versenkung, der Meditation würden sie Gott begegnen.
Nein, das geschieht nicht. Alles, was man in der Einsamkeit und Stille erlebt, ist Einsamkeit und Stille. Und das ist wunderbar. In der wirklichen Einsamkeit und Stille gibt es nicht einmal mehr Gedanken. Endlich kommen Geist und Seele zur Ruhe. Das Einzige, was noch fließt, sind Atem und Herzschlag. Endlich, endlich, müssen die Hände nicht mehr helfen, die Seele muss sich nicht mehr sorgen, der Geist muss nicht mehr beten. Atem und Herzschlag haben das Beten und Handeln vollständig übernommen.
»Die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.« Ganz gleich, ob das eine orientalische Übertreibung ist oder nicht, es war jedenfalls Schwerstarbeit, die Jesus dort geleistet hat. Nicht körperliche Schwerstarbeit. Da würde es genügen, sich danach ordentlich auszuschlafen. Nein, das war Seelenarbeit, und die Seele ist dabei erschöpfter als der Körper. Ja, sie lässt manchmal den Körper gar nicht zur Ruhe kommen. Sie lässt einen aufstehen vor Tagesanbruch. Was die Seele dann braucht, ist Einsamkeit, Stille, Gebet. Kein Gebet, bei dem man viel sagt. Sondern eines, wo man viel hört.
Das Sakrament der Einsamkeit und Stille wünsche ich mir auch in unserer Kirche, als festen Punkt im Ablauf eines Gottesdienstes. Dort wird immer geredet, erläutert, gepredigt, gebeten und gebetet. Wäre das schön, wenn da wirklich mal Stille wäre. Die Gottesdienste der Quäker sollen ja so sein: Man ist einfach zusammen und schweigt.
Deswegen liebe ich leere Kirchengebäude. Den Zauber des Raums nach einem Gottesdienst oder die leeren Bänke mitten in der Woche. Ein idealer Ort, an dem Sie diesen JesusLuxus selbst ausprobieren können.
Das Sakrament der Klage
Als Jesus näher kam, sah er die Stadt Jerusalem, weinte über sie und sprach: »Wenn doch auch du heute erkannt hättest, was dir Frieden bringt! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen. Darum wird über dich eine Zeit kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten einschließen. Sie werden dich und deine Bewohner völlig vernichten und keinen Stein auf dem anderen lassen. Denn du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zu Hilfe kommen wollte.«
Lukas 19,41-44
Ich war 23 Jahre alt, als ich Jerusalem zum ersten Mal sah. Es war am Abend, und da lagen die gelben Mauern der Altstadt und die Umrandung des Tempelbergs und alle steinernen Dächer im goldenen Sonnenlicht und alles eingebettet in sanfte Täler, von sandgelben Hügeln geschützt, nur ab und zu dazwischen die lebendigen Tupfer von dunkelgrünen Ölbäumen. Dieser Anblick war zum Weinen
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