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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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Armen, ohne jemals damit anzugeben. Er ruft nicht einmal dazu auf, es ihm nachzumachen. Jesus »stellt sich« nicht nur mit schönen Worten auf die Seite der Armen, sondern er lebt tatsächlich arm, und das aus freien Stücken. Denn ursprünglich kam er nicht aus armen Verhältnissen, wie oft angenommen wird.

    Das ist wichtig für den JesusLuxus: Würde Jesus aus einer armen Sippe stammen, wäre ihm vielleicht gar nichts anderes übriggeblieben, als eine Arme-Leute-Religion zu predigen. So war es aber nicht. Jesus hat reiche Freunde, die Zöllner etwa oder den reichen Josef aus Arimathäa, der seine eigene neue Grabhöhle für die Beisetzung Jesu zur Verfügung stellt. Während der Kreuzigung stellen die Soldaten fest, dass Jesus ein wertvolles Gewand trägt, in einer aufwendigen Spezialtechnik gewebt. Das alles könnten spätere legendenhafte Ausschmückungen sein. Nirgends jedoch im Neuen Testament wird die Anstrengung unternommen, Jesus als jemanden darzustellen, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Dadurch bekommt sein armes Leben als Wanderprediger ohne Schuhe und ohne Dach über dem Kopf eine umso größere Bedeutung. Er wählte die Armut freiwillig. Ganz ähnlich wie die reichen Söhne Franziskus von Assisi oder Siddharta Gautama, der spätere Buddha.
Der Nutzen von Verschwendung
    Zum JesusLuxus gehört es also durchaus, auch einmal ein unvernünftig teures Geschenk anzunehmen, eine verrückte Aktion durchzuziehen, sich etwas zu gönnen und auf die ach so schrecklich vernünftigen Kritiker zu pfeifen. Wolf Lotter, Autor des klugen Buchs »Verschwendung«, unterscheidet zwischen Verschwendung und Vergeudung. Etwas verbrauchen, ohne Neues zu schaffen, das ist vergeuden. Hätte Maria das Öl im Vorbeigehen über Jesus geschüttet, ohne dass er es richtig bemerkt hätte, wäre es Vergeudung gewesen. Aber indem sie es ihm vor den Augen der Jünger auf die Füße goss, war es Verschwendung im kreativen Sinn: mit Mut zum Neuen, auch zum Risiko. Noch heute, zwei Jahrtausende später, reden wir über Marias verschwenderische Tat. Die Evangelisten Matthäus und Markus, die die Salbungsgeschichte etwas anders erzählen (bei ihnen ist es nicht Maria Magdalena, sondern eine unbekannte Frau), lassen Jesus das sogar ausdrücklich sagen: »Wenn das Evangelium in der ganzen Welt gepredigt wird, wird man sich auch an ihre Tat erinnern.« Stimmt.

    Für Wolf Lotter ist Verschwendung eine unentbehrliche Voraussetzung, um die Zukunft zu meistern. Die Natur liebt die Verschwendung, weil dadurch immer mehr Möglichkeiten für Neues entstehen, weil es dadurch bewusste Abweichungen vom Gewohnten gibt. In Notzeiten würde die Natur niemals auf den Gedanken kommen, zu sparen. Im Gegenteil, dann wird besonders viel probiert und experimentiert, ungewöhnliche Ideen werden getestet und neue Arten entstehen.
    Die Marktwirtschaft verhält sich leider nicht so clever. In Notzeiten, so lehrten uns die letzten Jahre, schalteten die meisten Unternehmen auf Sparen: Kosten senken, Lieferanten im Preis drücken, Mitarbeiter entlassen. In den USA gab es in den 1990er-Jahren eine vergleichbare Entwicklung. Eine große Untersuchung der New York Times ergab: Die Hälfte der Firmen, die damals Sparen zur obersten Priorität ihrer Unternehmensführung machten, sind inzwischen nicht mehr auf dem Markt. Sie wurden aufgekauft oder gingen pleite. Denn sie haben nicht nur gegen die Vergeudung gekämpft, sondern auch gegen die Verschwendung.

    Sparen ist rückwärtsgewandt, Verschwendung aber sieht in die Zukunft. Das lässt sich schön an Jesus sehen: Während das teure Parfüm über ihn fließt, ahnt er bereits die spätere Bedeutung dieses Moments.
    JesusLuxus-Anregung: Erinnern Sie sich an verschwenderische Momente
    Wann haben Sie einmal etwas getan, das Ihre Umgebung für vollkommen unvernünftig und verschwenderisch gehalten hat? Das sich aber dann als Aufbruch zu etwas Neuem, Größeren erwies? Eine Verschwendung also, an die Sie noch heute gerne zurückdenken. Vielleicht eine Reise, für die Sie lange sparen mussten, die aber unvergesslich in Ihrer Erinnerung haftet. Oder ein Kleidungsstück, das viel zu teuer war, das Sie aber lange geliebt haben, eventuell bis heute. Oder einen Berufswechsel, über den damals viele den Kopf geschüttelt haben, der sich aber dann als kluge Entscheidung herausstellte. Wenn Sie zurückblicken auf Ihren Lebensweg, werden Sie möglicherweise feststellen:

    An den glücklichsten Punkten herrschte Verschwendung.

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