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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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einem universalen Ausblick auf eine strahlende Zukunft am Schluss. Wir wissen nicht, wie weit Jesus diesen 22. Psalm gerufen, gefleht und geseufzt hat. Aber selbst wenn er ihn nicht bis zum Ende gesprochen oder gesungen hat - er hat den ganzen 22. Psalm zu Ende gestorben und gelebt.
    Er wurde auf grausame Weise getötet, ist dann aber aus dem Totenreich zurückgekommen. Das geschah unspektakulär: nur ein leeres Grab. Keine Trompeten der himmlischen Heerscharen, sondern er taucht morgens auf, er geht mit, er segnet das Brot beim Abendessen, er macht am See Genezaret für seine Freunde Frühstück.
    Damit hat Jesus verwirklicht, was in den letzten Strophen des 22. Psalms angekündigt wird: Licht, Herrschaft, Freude, tiefe, tiefe Lebensfreude. Dafür sind die Dunkelstunden da. Ohne sie ist dorthin nicht zu gelangen. So wie der Psalm im Blues-Schema ist auch unser Leben: Immer wieder Dunkelheit, dann kommt ein Freund, ein Sänger, wir kämpfen, wir werden getragen, wir erleben etwas Neues, das es vorher so nicht gab. Eine Herrlichkeit, die heller ist als alles davor. Ein Ende, wie es der 22. Psalm beschreibt:
    Bis ans Ende der Welt wird man an den Herrn denken
und sich ihm zuwenden.
Alle Geschlechter der Heiden werden zu ihm beten,
denn sein ist das Reich, und er herrscht unter
den Ungläubigen.
Alle werden kommen und seine Gerechtigkeit
verkünden
einem Volk, das erst noch geboren wird.
Denn er hat es geschafft!
    Psalm 22,28.29.32
    JesusLuxus-Anregung: Lernen Sie Rilkes Gedicht auswendig
    Zugegeben, keine sehr originelle Anregung. Aber bitte glauben Sie, was ich von vielen an Depression Leidenden gehört habe: Es gibt keine wirksamere Meditation gegen Depression, als dieses Gedicht auswendig zu können und es sich in dunklen Stunden innerlich vorzusagen.
    Es zu lesen ist keine Alternative, es muss ins Herz.
    Ein Arzt würde sagen: nicht äußerlich anwenden, sondern intravenös.

Der Luxus, in Jesus Gott zu sehen: Jesu Auferstehung und die Magdalenensekunde
    Diese Frage hatten wir schon bei der Geschichte mit dem teuren Salböl: Hatte Jesus eine Geliebte? Ich kann mir Jesus eigentlich nicht anders vorstellen. Wenn Gott wirklich Mensch geworden ist, dann hat er alles Menschliche erlebt: das Geborenwerden, das Leben als Säugling, hilflos und vollkommen abhängig, die Pubertät, die Sehnsüchte und die Rebellion des Erwachsenwerdens (und es gibt ja tatsächlich Berichte über einen ziemlich aufsässigen jungen Jesus). Jesus hat die Väterlichkeit seines Vaters Josef erlebt, das Leiden, die Begeisterung, die ekstatische Freude einer Hochzeit, er hat getanzt und gesungen, da bin ich überzeugt, und er hat wohl auch die Liebe erlebt, die seelische und die körperliche Liebe.
    Hätte Jesus vollkommen abstinent gelebt, hätte er jeden Kontakt mit Frauen vermieden, so wie es damals einige Asketen getan haben, dann hätte man das betont und festgehalten. Der jüdische Theologe Schalom Ben-Chorin meinte, Jesus sei als Rabbi mit größter Wahrscheinlichkeit verheiratet gewesen. Ein Rabbi ohne Ehefrau war so selten, dass dies bestimmt ausdrücklich erwähnt worden wäre. Aber es bleiben Spekulationen, ob Jesus die Liebe der Maria Magdalena mit ihr geteilt oder erlitten hat.
Maria am Grab
    Wenn das Lied der Liebe verstummt, ist unser Leben sinnlos, dunkel und leer. So geht es Maria Magdalena nach dem Tod Jesu - gleichgültig, ob sie nun etwas mit ihm hatte oder nicht. Sie ist allein. Sie trauert, denn sie hat das Liebste auf der Welt verloren. Zusammen mit Jesu Mutter, Maria, Jesu Tante und noch einer anderen Maria, der Frau des Kleopas, und dem Jünger Johannes war sie am Kreuz gestanden, ganz nah, und hat sein grausames, qualvoll langes Sterben miterlebt. Sie hat es ausgehalten. Sie ist nicht davongerannt. Vielleicht hat sie sogar geholfen, ihn ins Grab zu legen.

    Auch jetzt, am dritten Tag nach seinem Tod, läuft sie nicht davon, sondern geht zu seinem Grab. Was dann folgt, ist eine der zartesten Szenen im Neuen Testament.
    Maria Magdalena aber stand draußen vor dem Grab
und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab
und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen,
einer am Kopfende und einer am Fußende, wo sie den
Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und sie sprachen
zu ihr: »Frau, was weinst du?« Sie spricht zu ihnen:
»Sie haben meinen Herrn weggenommen,
und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.«
Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht
Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus

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