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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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ist ein Eigenname. So wurde Jesus von seinen Eltern und seinen Zeitgenossen genannt. Christus, zu Deutsch »der Gesalbte«, ist ein Ehrentitel, gleichbedeutend mit »der Messias«, der lang ersehnte Retter, der Sohn Gottes. Mit der Auferstehung wird klar, dass der Mensch Jesus dieser erhoffte Retter Christus ist.

    Der Jesus, zu dem wir heute beten, ist eigentlich nicht Jesus, sondern Christus. Es ist der Luxusname Jesu.
    Das erscheint vielen als Haarspalterei, aber vielleicht fühlen Sie den Unterschied: »Jesus« kann man distanziert und beobachtend sagen wie ein Geschichtswissenschaftler: Da soll es einmal einen gegeben haben, den nannten sie Jesus. Das Wort »Christus« aber ist immer ein kleiner Bekenntnisakt. Probieren Sie es aus: Wann bekommen Sie dieses Wort das erste Mal über die Lippen? Auch Menschen, die den feinen Unterschied zwischen Jesus und Christus nicht kennen, spüren die Power des ChristusLuxus gegenüber dem JesusLuxus.

Der Luxus des Nichts: Jesus ist von hier weg
    Jesus, der Auferstandene, ist noch eine Zeit lang bei seinen Jüngern. Aber dann fährt er weg in Richtung Himmel und ist nicht mehr hier. Er lässt uns seinen Geist, hat er gesagt. Aber ich weiß noch, wie mich das als Kind wenig getröstet hat, und so geht es mir manchmal noch heute. Logisch ist dieses Gefühl nicht, aber es ist manchmal einfach da: Jesus hat uns im Stich gelassen. Jetzt ist es wieder so leer wie vorher.
    Alles, was es gibt, ist Schöpfung Gottes. Vorher war nichts. Ohne ihn wäre nichts. Das ist das Grundbekenntnis des Glaubens. Der Satz, mit dem die Bibel beginnt:
    Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
     
    Und diese Schöpfung ist luxuriös ausgestattet, hatte ich schon am Beginn dieses Buches festgestellt. Aber schon im zweiten Satz der Bibel sieht es gar nicht danach aus:
    Und die Erde war wüst und leer.
     
    In der luxuriösen Schöpfung ist das am häufigsten vorkommende Baumaterial - das Nichts. Entstanden aus dem Nichts, besteht die Schöpfung nach wie vor aus unvorstellbaren Mengen von vollkommen leerem Raum.

Um uns, in uns: leerer Raum
    Unser Planet Erde ist umgeben von einer dünnen Schicht aus Luft, im Verhältnis dünner als die Haut eines prall aufgeblasenen Luftballons. Über dieser zarten Schicht mit Luft zum Atmen beginnt unmittelbar das Nichts. Hier schwebt kein Sternenstaub, hier gibt es keine fremdartigen Gase, sondern nur Nichts. Das perfekte Vakuum. Zwischen den Sonnen, Monden und Planeten ist vor allem: Nichts. Bis zum nächsten Materiebrocken, dem Mond, sind es Hunderttausende von Kilometern. Alles, was danach kommt, ist zigfach weiter entfernt. Trotzdem glucken unsere weiträumig um die Sonne kreisenden Planeten noch dicht zusammen, verglichen mit dem Raum außerhalb davon. Unsere Galaxis wiederum, obwohl ihre Milliarden von Sonnen viele Lichtjahre voneinander Abstand halten, ist im Verhältnis zu dem Vakuum um sie herum geradezu eine Zusammenballung von Materie. Bis zur nächsten Galaxis (von denen es auch wieder Milliarden gibt) liegen unvorstellbare Weiten absoluten Nichts. Wir leben auf einer winzigen Insel inmitten eines unermesslichen Ozeans des Nichts.

    Ähnlich wie mit dem gigantischen Nichts im Kosmos über unseren Köpfen ist es mit der Materie selbst, aus der wir bestehen und aus der alles um uns herum hier auf der Erde gemacht ist. Das auffälligste Baumaterial jedes Atoms ist leerer Raum. Könnte man ein Atom derart extrem vergrößern, dass der Atomkern so groß wäre wie ein Stecknadelkopf, wäre das Atom selbst eine Kugel von über 100 Metern Durchmesser - so geräumig, dass der Kölner Dom mühelos hineinpassen würde. Eine Winzigkeit von Materie und in großem Abstand eine hauchdünne Hülle aus Elektronen, dazwischen Unmengen leerer Raum - das ist das, was wir als solide, stabile Masse empfinden. Doch all dieses Nichts ist nichts Bedrohliches. Ohne das Nichts wäre die Schöpfung niemals entstanden. Das Nichts scheint zu sein wie die Leinwand für einen Maler oder wie die Stille für einen Musiker. Der Dirigent Herbert von Karajan hat einmal gesagt, das Wichtigste in einem Musikstück seien für ihn die Pausen: Die Stille zwischen den Tönen, die Leere zwischen den Inseln des Klangs.

    Auch unser Alltag enthält mehr leeren Raum, als wir manchmal wahrhaben möchten. Die Dichterin Virginia Woolf hat es einmal so auf den Punkt gebracht:
     
    J eder Tag enthält mehr Nichtsein als Sein. Das Gute an einem Tag ist in so etwas wie undefinierbare Watte gehüllt. Man geht

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