Jetzt aber Ballett (German Edition)
Und mein T-Shirt hast du auch total umgekrempelt - ey, und meine Hosenbeine auch. Bist du völlig Panne? Kein Wunder, dass es so lange dauert", beschwerte sich John .
"Beim nächsten Mal werde ich deine Klamotten erst ordentlich zusammenlegen, bevor ich dich verwöhne. Und was heißt, ICH hätte dich vollgesaut. Wenn ich mich richtig erinnere, hast DU fleißig alle Regler an meinem Duschkopf bedient."
John schnürte sich seine Schuhe zu, überprüfte noch mal, ob alles sitzt, bzw. in seinem Fall, ob auch alles ja nicht sitzt.
"Kann ich so gehen, Till ?"
"Wie man so gehen kann, frage ich mich schon seit Jahren", lachte Till , "Keine Sorge, siehst aus wie immer. Und ich?"
" Na ja, bis auf die Haare und das Make-up …"
"Was?", kreischte Till , "Was ist mit meinen Haaren?"
"Das war ein Scheeeheeerz."
Till boxte seinem Freund gegen den Oberarm.
"Also können wir?", fragte er und griff die Türklinke, "Wo ist eigentlich Andi?"
"Er ist vorhin gleich abgehauen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen - wie auch? Du hast mich ja gleich hierher gezerrt. Vielleicht ist er bei Sascha. Ob zwischen den beiden was läuft?"
"Sagte ich doch schon, ich halte Sascha für stockhetero. Was muss Andi sich auch ausgerechnet in solch einen Märchenprinzen verlieben."
"Wo er selbst nur das Rumpelstilzchen ist."
Wieder boxte ihm Till auf dieselbe Stelle.
"Das ist unser Freund!"
"Ja doch, ich mag ihn doch auch. Das war ein …"
"Ein Scheeeheeerz? Hattest du Scherzkekse zum Frühstück?"
"Ja, aber die waren nicht so süß wie du. Und wenn du mich weiter boxt, bin ich morgen grün und blau. Mir reichen schon Andis Knutschflecken - der hat an mir gesaugt, wie ein Baby an ´ner Zitze."
"Geschieht dir Recht. Nun aber raus."
Nachdem die Beiden hinausgegangen waren und die Tür wieder geschlossen hatten, verharrte Andi noch eine ganze Weile in seinem Versteck. Nur langsam beruhigten sich seine Sinne. Schließlich schob er vorsichtig die Sch r anktür auf. Er schaltete die Kamera des Handys aus. Am liebsten hätte er sich den Film sogleich einmal angesehen - und einige Teile davon ganz sicher in slow motion. Aber der Verstand untersagte es ihm.
Wenig später stand Andi wieder in der Menge der Gäste und sah sich um. Das typische Szenepublikum - keine Leute, mit denen Andi Lust hatte, auch nur ein Wort zu wechseln. Genau das hatte er befürchtet: nun stand er hier, wie bestellt und nicht abgeholt.
*Wo sind Till und John ? Und wo steckt Sascha?*
Er drängte sich durch und blickte immer wieder nach allen Seiten. Dann entdecke er John , der in größerer Runde an einem Tisch saß und lebhaft erzählte . Immer wieder lachten alle.
*Er hat wohl wirklich Scherzkekse gefrühstückt.*
Ein Mädchen saß halb auf John und hatte den Arm um seinen Hals gelegt. Er schien sie aber kaum zu beachten.
*Imagepflege. Wenn die das Video sehen würden …*
Dann sah Andi Till , der in einer anderen Ecke des Saales stand. Hier war es umgekehrt: einige Leute redeten aufgeregt auf Till ein, der immer wieder k urz auflachte, aber eigentlich irgendwie abwesend wirkte. Ab und zu nippte Till an seinem Glas und guckte sogar hierbei stur in eine bestimmte Richtung.
*Träumt er vor sich hin?*, fragte sich Andi und folgte Till s Blick, "Ach, sieh mal an.*
Sascha tanzte dort mit einem Mädel. Die Beiden schienen einen Riesenspaß zu haben, denn sie lächelten sich breit an, wie Honigkuchenpferde. Man sah ihnen an, dass sie geübte Tänzer waren.
*Ob das eine Kollegin von ihm ist?*
Andi bemerkte die vielen anderen Augenpaare, die sich interessiert auf Sascha gerichtet hatten. Mit einem Mal bereute er, ihn mit hierher genommen zu haben.
*Was ist, wenn er eine Tusse abschleppt - zu uns in die Wohnung?", durchfuhr es ihn, *Wäre das nicht eigentlich das Normalste von der Welt? Warum hab ich da nicht früher dran gedacht?*
Andi malte sich aus, wie er nachts die entsprechenden Geräusche aus dem Nebenzimmer hören würde. Am nächsten Tag könnte ihm das Flittchen dann womöglich leicht b ekleidet im Flur oder Bad begegnen - vielleicht gar am Frühstückstisch. Und wenn die zwei dann noch miteinander turteln würden?
*Oh, nein! Das halte ich nicht aus. Ich will doch nicht zum Mörder werden.*
Plötzlich war ihm elend zumute. Er fühlte sich hier völlig deplatziert und eilte kopflos dem Ausgang entgegen. An der Garderobe ließ er sich seine Jacke geben.
"Nicht so schnell " , hörte Andi von hinten und
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