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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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Sie sich gut Dinge vorstellen?« Beinah hätte ich laut gelacht. Wenn der wüsste. »Ich glaub schon.« – »Gut. Dann überlegen Sie sich jetzt mal eine Person, die Sie als stark und mächtig empfinden.« – »Josef Ackermann?« Er schmunzelte. »Wie wäre es mit einer Frau? Und ich meine: wirklich richtig mächtig. Eine Frau, die allen Respekt einjagt.« Schon schwieriger. Kurz dachte ich an Angela Merkel. Och nö. »Kleopatra?« – »Gut. Warum nicht. Wenn wir gleich wieder auf die Wiese gehen, dann möchte ich, dass Sie Kleopatra sind. Die Königin Ägyptens. Sie befehligen Armeen. Niemand kann Ihnen widerstehen. Nicht Cäsar, nicht Marcus Antonius. Niemand, verstehen Sie?« Eigentlich nicht. Und wer war Marcus Antonius? Egal. Tim Sanders sah mir so tief und ernst in die Augen – in diesem Moment wäre ich für ihn noch in ganz andere Rollen geschlüpft. Wenn auch nicht unbedingt auf der Hundewiese.
    Aber genau dort stand ich zehn Minuten später mit geschlossenen Augen und wurde zur Königin Ägyptens. Ich war bildschön (nach einem Bad in Eselsmilch war meine Haut butterzart), trug güldene Gewänder, hatte gerade den etwas aufmüpfigen Cäsar in seine Schranken verwiesen (er lag vor mir auf dem Teppich und wimmerte) und befahl meiner Armee den Angriff. Auf wen, das war mir nicht so ganz klar. Von Geschichte hatte ich keine Ahnung, aber darauf kam es ja wohl nicht an. Ich fühlte mich großartig, nein, königlich, und öffnete die Augen. »Jetzt rufen Sie Herkules und lassen ihn bei Fuß gehen«, flüsterte Tim in meinem Rücken. Er erzählte mir später, ich hätte die Brust herausgestreckt und sei förmlich gewachsen. Mag sein. Jedenfalls war ich felsenfest davon überzeugt, dass absolut jeder, Mensch oder Tier, meinen Befehlen Folge leisten musste. Und genauso war’s, ich schwöre. Herkules kam zu mir und ging auf mein Kommando an meiner Seite. Ohne Leine. Wir drehten eine komplette Runde um die Wiese. Donnerwetter.
    »Du, Knut, du glaubst nicht, was eben passiert ist!« Mein Mann lag auf dem Sofa. Er hatte Rücken. »Ist dir der Hund wieder abgehauen?« – »Eben nicht! Ich hab da diesen Hundetrainer auf der Wiese getroffen, und der hat ein bisschen mit mir und Herkules trainiert, und dann habe ich mir vorgestellt, ich wär Kleopatra, und das hat total gut funktioniert. Das Biest hat tatsächlich gemacht, was ich wollte, das war der Wahnsinn!« Knut setzte sich auf und verzog das Gesicht. Der Arme. »So schlimm? Soll ich dich einreiben?« – »Du hast dir vorgestellt, du wärst Kleopatra? Was für ein Schwachsinn ist das denn?« – »Ja, weißt du, das hat mit Führungsenergie zu tun. Wenn man die nicht hat, dann kann man immerhin so tun, als ob.« Knut sah mich an, als wäre ich gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen. »Lilli, ich habe wirklich keine Ahnung, was mit dir los ist, aber so allmählich mache ich mir Sorgen um dich. Das ist doch totaler Unsinn!« – »Ich gebe ja zu, es klingt komisch, aber es hat funktioniert. Tim sagt, dass das natürlich nicht reicht und ich noch viel mit dem Hund arbeiten muss …« – »Tim?« – »Das ist der Trainer.« – »Was ist das überhaupt für einer? Hat der Referenzen? Kann ich mir nicht vorstellen. Du zahlst dem doch wohl hoffentlich nichts?« – »Natürlich nicht!« – »Und wieso willst du überhaupt Herkules trainieren? Du kannst doch den Hund nicht mal leiden!« Tja, äh, also, äh … Hätte ich doch bloß den Mund gehalten. »Weißt du was, Schatz? Vergiss es einfach. Ich lass dir jetzt eine heiße Wanne mit Rheumabad ein und mach uns dann was Feines zu essen.« Ich ließ einen kopfschüttelnden Knut auf dem Sofa zurück.
    24. September
    Ich habe es so satt, mit niemandem reden zu können!

6
    D upont. Wer spricht da bitte?« Ich hatte ganz vergessen, wie heiser ihre Stimme klang. »Ja, hallo, hier ist Lillian Reich. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern?« – »Die Frau aus dem Dschungel! Aber sicher erinnere ich mich.« Nach ihrem Lachen zu urteilen, hatte Marie-Anne Dupont gerade zehn Filterlose hintereinander geraucht. »Schön, dass Sie anrufen. Wie geht es Ihnen?« Tagelang war ich mit der Frage schwanger gegangen, unter welchem Vorwand ich sie anrufen könnte – nachdem ich zuvor tagelang darüber nachgedacht hatte, ob ich sie überhaupt anrufen sollte. »Danke, gut. Ich dachte, ich frage mal nach, ob Sie wohlbehalten in Hamburg angekommen sind und sich schon ein bisschen eingelebt haben.« Nur nicht bedürftig

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