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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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der grünhaarige Punk kopfschüttelnd danebenstand. Wahrscheinlich würde ich noch heute auf dieser verdammten Wiese dem Hund hinterherhetzen, wäre nicht wie aus dem Nichts Floh aufgetaucht, der graue Riese. Und ich fürchte, dass sich bei seinem Anblick in meinem Gesicht ein Grinsen breitmachte, das in diesem Ausmaß dort absolut nichts zu suchen hatte. Ich meine, es war ja nicht so, dass ich nach zehnjähriger Trennung mein verlorenes Kind wiedersehen durfte. Herkules grinste auch (wirklich wahr!) und rannte schwanzwedelnd auf Floh zu. Bis dahin hätte ich jederzeit in Abrede gestellt, dass er überhaupt mit dem Schwanz wedeln konnte. Selbstverständlich hielt ich nicht nach Flohs Besitzer Ausschau. Ich schlenderte lediglich ganz unauffällig zu der Bank, auf der er neulich gesessen hatte und auf der er auch jetzt saß. »Guten Abend.« Was für ein Lächeln!
    Ich bin kein romantischer Mensch. Ich hasse Rosamunde Pilcher. So richtig warm ums Herz wird mir eigentlich nur, wenn ich weiß, dass die Ablage in meinem Büro perfekt ist und ich mit einem Griff alles finde, was ich suche. Im Grunde ist es ein Wunder, dass ich verheiratet bin. Natürlich war das damals auch ein bisschen romantisch, als Knut mit seinem Mandelparfüm angeradelt kam, aber verliebt habe ich mich deshalb nicht in ihn. Zuerst fand ich einfach nur toll, dass er so verknallt in mich war. Ich weiß noch genau, dass ich mich wie eine Prinzessin gefühlt habe, weil er sich so um mich bemühte. Er ging sogar mit mir tanzen, obwohl er gar nicht gern tanzt. Und er konnte wahnsinnig gut küssen. Ehe ich michs versah, war ich schwanger.
    Meine Mutter hat übrigens mein Leben lang vergeblich versucht, die romantische Ader in mir freizulegen, von der sie behauptet, dass jede Frau sie hätte. Einmal zum Beispiel hat sie mir einen Schmöker geschenkt, in dem Sätze standen wie: »Bei seinem Lächeln schmolz sie dahin.« Zehn Seiten habe ich durchgehalten, dann landete das Buch im Bücherbus. Aber als David Garrett der Ältere mich jetzt anlächelte, war mir auf einmal, als bilde sich zu meinen Füßen eine Pfütze. »Sie haben da wirklich ein Problem«, sagte er mit ernstem Blick. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass er von Herkules sprach.
    »Es geht mich natürlich nichts an, aber Ihr Hund ignoriert Sie komplett.« Das war mir durchaus auch schon aufgefallen. »Ich habe nur leider keine Ahnung, wie ich das ändern soll«, bemerkte ich. – »Es ist in erster Linie eine Frage der Energie.« O bitte! Der schöne Mann war doch nicht etwa Hunde-Esoteriker? Möglicherweise guckte ich, als hätte ich in etwas Saures gebissen, jedenfalls lächelte er schnell und sagte: »Ich weiß, das klingt jetzt wie Esoterik für Hunde, aber damit hat das nichts zu tun. Hunde spüren, wie Sie selbst drauf sind. Wenn Sie eine ruhige, entschlossene Energie ausstrahlen, dann reagiert der Hund entsprechend.« Ruhige, entschlossene Energie? Ich? Woher sollte ich die denn nehmen? Erstens war ich noch nie entspannt, wenn ich mit dem Hund rausmusste, und zweitens machte mich die Gegenwart des Herrn Energiespezialisten auch nicht gerade ruhiger. Irgendetwas stimmte nicht mit mir.
    »Ich zeige es Ihnen. Er kennt doch ein paar Kommandos?« – »Theoretisch schon.« Er stand auf und pfiff nach Floh, der prompt aufhörte, mit Herkules über die Wiese zu toben, und sich neben die Bank legte. Super. Da saß ich neben dem bestaussehenden Mann, den ich je live gesehen hatte (nein, David Garrett hatten wir noch nicht in der Talkshow, da waren die Kollegen aus Hannover schneller gewesen), und der nahm mich als Frau gar nicht wahr, sondern machte einen auf Hundeschule.
    Herkules kam angezockelt, sichtlich unzufrieden, weil das Spiel vorbei war. »Bleib«, befahl David seinem Hund mit ruhiger Stimme. Und natürlich rührte sich Floh nicht mehr von der Stelle. Na und? Dass ER einen gehorsamen Hund hatte, wusste ich bereits. Herkules war schon wieder unterwegs zum nächsten Gebüsch. Ich kramte in weiser Voraussicht nach der Stinke-Lunge. David ging derweil Herkules nach. Zwei Meter hinter dem Hund schnippte er kurz mit den Fingern. Und das illoyale Biest spitzte doch tatsächlich die Ohren und sah ihn an. Ich selbst hätte vermutlich eine Bombe neben ihm zünden können, ohne Beachtung zu finden. »Fuß.« Herkules ging wie der bravste Hund der Welt an seiner Seite zurück zur Bank und legte sich neben Floh. »Das glaub ich jetzt nicht.« – »Es ist wirklich vor allem eine Frage der

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