Jetzt ist gut, Knut (German Edition)
Energie und des Respekts.« Ach so, des Respekts. Hätte er ja gleich sagen und das Energiegesabbel weglassen können. Vor mir hatte niemand Respekt, also auch kein handtaschenkleiner Köter. Den nahm ich jetzt sicherheitshalber an die Leine. »Übrigens – ich bin Tim Sanders.« – »Angenehm, Lilli Karg.« – »Wenn Sie öfter mit dem Kleinen hierherkommen, kann ich Ihnen vielleicht ein bisschen Nachhilfe geben. Natürlich nur, wenn Sie möchten. Dem Hund würde das guttun.« Das konnte schon sein. Aber was war mit mir? Zum Glück guckte David – Entschuldigung, Tim Sanders – gerade wieder so ernst, dass ich nicht um weitere Pfützen fürchten musste. Weshalb ich ganz gelassen sagen konnte: »Wenn es sich ergibt, gern. Machen Sie das beruflich?« In seinem eben noch offenen Gesicht fiel eine Klappe. »Früher mal. Tja, wir müssen dann. Floh, komm!« Herkules und ich sahen den beiden nach. Vermutlich mit dem gleichen sehnsüchtigen Blick.
Knut war schon zu Hause. Frisch geduscht, nach Beckham duftend und nicht im Bademantel, sondern in seinem besten Freizeitanzug. In der Küche wartete ein gedeckter Tisch. Mit Kerze. Und Servietten. Und Sektgläsern. Und Räucherlachs. Ich schnupperte. Er hatte auch ofenfrisches Brot gekauft. Hatten wir Hochzeitstag? Nein, der war im Dezember. Kennenlerntag? Den hatte ich mir noch nie merken können. Knut aber auch nicht. Vielleicht bekam Samara Zwillinge? »Gibt es was zu feiern?« – »Nein, wieso? Ich werde doch meine Frau einfach mal so ein bisschen verwöhnen dürfen.« Ja, und Herkules ist ein verzauberter Frosch. Mit einem »Komm setz dich, Schatz!« schob mir Knut den Stuhl zurecht. Hier war etwas faul. Doch was?
Möglichkeit Nummer eins: Knut betrog mich. Aber dann bekam doch die Geliebte Sekt und die Ehefrau Blumen? Da standen keine Blumen. Wir stießen an. »Auf die beste Frau der Welt.« Fast hätte ich mich verschluckt. Möglichkeit Nummer zwei: Er hatte von dem Lottogewinn erfahren und das Reetdachhaus gekauft. Nein, unmöglich. Das Geld lag auf meinem eigenen Konto, da kam er nicht dran. »Gefällt mir, deine neue Haarfarbe. Steht dir.« Möglichkeit Nummer drei: ein Hirnschaden. Das musste es sein. Ich meine, das hier war Knut. Und Knut hasste Veränderungen. Ganz besonders an mir. Nebenbei bemerkt lag mein Frisörbesuch schon drei Tage zurück, und bis heute hatte Knut kein Wort darüber verloren. »Hast du Kopfschmerzen?« – »Schatz, mir geht es prächtig. Du tust ja gerade so, als hätte ich noch nie den Tisch gedeckt oder Sekt besorgt.« Ach so! Beinahe hätte ich mir mit der Hand vor die Stirn geschlagen.
Ich musste immer noch über meine Begriffsstutzigkeit kichern, als wir schon im Bett lagen und Knut sich knabbernd von meinem Ohrläppchen zu den Brüsten vorarbeitete. »Mach ich was falsch?« Es war wohl besser, mich zu konzentrieren und das Kopfkino einzuschalten. Nichts gegen Knut und seine Zungenfertigkeit. Aber ein bisschen zusätzliche Stimulanz konnte nicht schaden. Es dauerte nicht lange, da hatte ich viel Spaß mit David Garrett dem Älteren sowie David Garrett dem Jüngeren, die gemeinsam ein wirklich gutes Team abgaben. Knut kam auch nicht zu kurz.
Zehn Minuten später machte Knut den Fernseher an, um einen alten Tatort zu gucken. Ich griff zur Biographie von Eva Mattes. »Ach übrigens, hätte ich fast vergessen, da hat ein Herr Peters von der Bank angerufen und wollte dich sprechen. Hast du dein Konto überzogen?« Herr Peters wusste es noch nicht, aber er hatte gerade eine Kundin verloren. Wozu gibt es Direktbanken, ganz ohne aufdringliche Bankberater? »Keine Ahnung, was der will. Ich kümmere mich morgen drum.«
Wenn Sie mich fragen, dann spielte im Kopfkino von Yvonne Berger die Hauptrolle Jan Josef Liefers. Anders war es nicht zu erklären, dass Kollege Sven tagelang mit stolzgeschwellter Brust durch die Redaktion lief, weil die Chefin ihn vor versammelter Mannschaft gelobt hatte – und das nur, weil er Liefers’ Zusage vermelden konnte. Ich meine … Hallo? Wir haben andauernd Schauspieler im Talk. Jedenfalls lief die Berger seitdem mit einem Gesichtsausdruck durch die Redaktionsräume, der an ein Kind unterm Christbaum erinnerte. Peinlich. Dabei musste der aufgedonnerten Schnepfe doch klar sein, dass sie für einen Mann wie den Liefers so interessant war wie eine Kiste Sargnägel. Na, mir konnte ja egal sein, wen sie anhimmelte.
Für mich war nur eins wichtig: Einen besseren Tag als diesen Freitag konnte es für den
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