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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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ist schön, hier will ich bleiben.
    Eine feuchte Schnauze in meinem Gesicht holte mich aus der köstlichen Stille. Herkules wimmerte direkt neben meinem Ohr. »Lass mich!« Ich wollte nicht aufwachen, am liebsten nie wieder. Er leckte mir quer übers Gesicht. Ich schlang meine Arme um das kleine Tier, das auf meiner Brust hockte. »Wenigstens dich hab ich noch«, flüsterte ich ihm in sein spitzes Ohr, »du könntest mich nie betrügen, selbst wenn du wolltest.« Er wand sich aus meiner Umklammerung, sprang vom Bett und fing an zu kläffen. »Ja, schon gut, ich komme ja.« Mühsam stand ich auf. Es kam mir vor, als trüge ich eine Bleischürze. Ich zitterte, hatte Kopfschmerzen und mir war schwindelig. Der Arzt hatte mir gegen Schlafstörungen sowie trübe Gedanken ein Antidepressivum verordnet und mich krankgeschrieben.
    Es war Tag drei nach dem Fiasko. Freitag. Seit dem Besuch bei der Polizei hatte ich Julias Zimmer nur verlassen, um zum Arzt zu gehen und Minispaziergänge mit dem Hund zu machen. Das arme Tier kam entschieden zu kurz. Jetzt hockte Herkules vor mir, mit schräg gelegtem Kopf, und sah mich aus seinen braunen Knopfaugen mit ernstem Blick an. Es mochte an meinem von den Tabletten weich gewordenen Hirn liegen, aber plötzlich hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas sagen wollte. Nicht nur: »Los jetzt, ich muss mal«, sondern: »Jetzt reiß dich mal zusammen, es reicht.« Er hatte ja recht. Lange saß ich auf dem Bettrand und kämpfte mit mir. Gegen meine trüben Gedanken halfen die Pillen nur insofern, als ich die meiste Zeit schlief. Ich nahm die Packung vom Nachttisch, pulte eine neue Tablette heraus. Ja oder nein? Diese Hundeaugen! Ich konnte wirklich nicht ewig im Bett bleiben und mir leidtun. Die Tabletten landeten im Müll.
    Unter der Dusche wurde mein Kopf schon klarer. Die Bleischürze verschwand auf dem Weg zur Hundewiese. Immer noch zitterte mein Körper, aber nicht mehr so sehr. Ich setzte mich auf Tims Bank, ließ den Hund von der Leine und sah ihm dabei zu, wie er sich mit einem anderen Terrier ein Rennen lieferte. Was Tim wohl gerade machte? Wahrscheinlich mistete er Hundezwinger aus. Ich musste lächeln. Wir hatten uns ein paar Textnachrichten geschrieben, seit ich wieder in Hamburg war, aber nicht mehr miteinander gesprochen. Er fehlte mir. Gerade jetzt hätte ich gern jemanden an meiner Seite gehabt, der mich mochte. Jemanden, der nicht wusste, dass ich mal eben so richtig viel Geld verloren und mich nebenbei unendlich blamiert hatte. Ich schämte mich immer noch entsetzlich. Vor allem vor mir selbst. Wie hatte ich nur so naiv sein können? Hör auf damit, Lilli. Wie gewonnen, so zerronnen. Du kannst es nicht mehr ändern.
    Zu Hause kochte ich Kaffee und aß seit Tagen zum ersten Mal ein richtiges Frühstück. Auf dem Anrufbeantworter waren drei Nachrichten. »Elisabeth? Hier spricht deine Mutter. Wir sind zurück. Melde dich!« Ich drückte auf Löschen. »Frau Karg? Thorben Albers hier. Es interessiert Sie vielleicht zu hören, dass bei der Hamburger Polizei zwei weitere Anzeigen gegen eine Marie-Anne Dupont eingegangen sind. In beiden Fällen geht es um die Wohnung im Marco Polo Tower. Die Fahndung läuft. Auf Wiederhören.« Ich war nicht die einzige Idiotin weit und breit? Das änderte in der Sache zwar gar nichts, war aber ungeheuer tröstlich. Diese Nachricht löschte ich nicht, ich wollte sie mir noch mindestens hundertmal anhören. »Lilli, hier ist Knut. Ich hoffe, dass es bei unserem Termin am Samstag bleibt.« Ich hatte Knut gebeten, vorerst nicht mehr in die Wohnung zu kommen, und er hatte sich daran gehalten. Aber mir war klar, dass ich einem Gespräch mit ihm nicht mehr viel länger ausweichen konnte. Was hatte ich neulich gelesen: Wenn man den Kopf in den Sand steckt, ist immer noch der Hintern zu sehen. Japanisches Sprichwort. Ich gab mir einen Ruck und schickte ihm eine SMS. »11 Uhr, wie verabredet.« Genug für heute. Ich ging erst einmal wieder ins Bett und schlief traumlos weiteres Tablettengift aus meinem Blut.
    Ich glaubte nicht an Vorzeichen. Dumm von mir. Vor dem U-Bahnhof Stephansplatz blies mir der Wind aus schiefergrauen Wolken nadelspitze Regentropfen ins Gesicht. Die Luft roch nach Abgasen und Unheil. Mein Schirm bot so viel Schutz wie ein Fingerhut. Schnell ging ich in Richtung Planten un Blomen und fand im Park ein wenig Deckung vor den beißenden Böen. Ich war schon fast am Café, als mein Handy zirpte. »Schöne Aussichten geschlossen. Neuer Treff

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