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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Haskamp
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angestrahlt wurden, oder war Knut wirklich grau im Gesicht, wie Tina behauptet hatte? »Gib mir deine Jacke, ich bring sie ins Schlafzimmer. Hier gibt es im Moment keine Garderobe.« – »Das sehe ich.« – »Geh doch schon mal in die Küche.« Ich legte die Jacke ab. Knut wartete nicht in der Küche, sondern im Wohnzimmer, wo ein paar Kissen vor dem Fernseher lagen und sich noch immer Tüten und Kartons stapelten. Zum Möbelkaufen war ich noch nicht gekommen. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und ging in Richtung Küche.
    »Ein Bier?« – »Ja bitte.« Für mich selbst öffnete ich eine Flasche Wein. Das Ploppen des Korkens durchbrach für einen Moment das unbehagliche Schweigen im Raum. Wir musterten uns. Er sah tatsächlich erschöpft aus, wenn auch nicht mehr ganz so grau wie eben im Flur. Und er war für seine Verhältnisse wirklich ziemlich dünn. Aber nicht dünner als noch vor zehn Tagen. Außerdem stand es ihm gut. Tina hatte natürlich gnadenlos übertrieben mit ihrem Gerede vom alten Mann. Er wirkte überhaupt nicht wie ein alter Mann. Ich fand sogar, dass er jünger aussah als früher. Aber traurig schon. Er drehte den Kronkorken zwischen den Fingern. Endlich sah er auf. »Was ist passiert, Lilli? Was ist denn bloß mit uns passiert?« Die Stimme leise, voller Kummer.
    Was sollte das denn? Wo blieben die Vorwürfe? Einen Softie mit weichgespülten Stimmbändern konnte ich gerade nicht brauchen. Alles in mir war auf Verteidigung eingestellt und damit auf Angriff. Auf Streit. Wie sollte ich denn sonst meine aufgestaute Wut loswerden? Immerhin hatte ich Tage damit zugebracht, mich davon zu überzeugen, dass Knut hier der Böse war – so ein bisschen Geld zu verschweigen war schließlich nicht so schlimm.
    Ich zeterte los. »Du bist ausgezogen, das ist passiert! Ohne ein Wort, wenn ich dich daran erinnern darf! Oder entsprechen kleine gelbe Zettel deiner Vorstellung von Kommunikation? Meiner jedenfalls nicht! Das war das Allerletzte, Knut, das Allerletzte!«
    Ich sah zu, wie Knut ganz langsam dunkelrot anlief. Erst rötete sich der Hals, dann das ganze Gesicht. Ich kannte das und hatte sogar einen Ausdruck dafür: die Wutkirsche. Na also, ging doch.
    Er schoss zurück: »Entspricht es deiner Vorstellung von Ehe, einen Lottogewinn zu verschweigen?« Innerhalb von Sekunden war so viel Spannung in der Küche, dass ich fast schon meinte, kleine Blitze sehen zu können. – »Frag dich doch mal, warum! Und woher weißt du das überhaupt? Hast du meine Taschen durchsucht? Der eigenen Frau nachspioniert? Glückwunsch, Knut!« – »So war das nicht. Jedenfalls nicht gleich.« – »Ach nein? Wie denn bitte dann?«
    Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »An dem Abend, an dem Gerti ins Krankenhaus gekommen ist und wir sofort zu ihr gefahren sind, da hast du den Rechner angelassen. Ich hab’s auch erst am nächsten Tag gemerkt, da warst du schon los zum Sender. Als ich den Computer runterfahren wollte, erschien ein nicht gespeichertes Word-Dokument. Da stand was von einem Lottogewinn und dein Name.« Am liebsten hätte ich mich wegen meiner Dusseligkeit selbst getreten. »Ich hab nicht weitergelesen, war ja schließlich an dich gerichtet. Ich hab nur den Text gespeichert, den Computer ausgemacht und bin wieder ins Krankenhaus gefahren.« Wir waren damals beide so oft wie möglich bei Gerti gewesen, alles andere war Nebensache.
    »Aber später hast du angefangen, Sachen zu kaufen, für die du früher nie Geld ausgegeben hättest. Das schicke Smartphone, ein Notebook. Und auf unserem Konto waren dafür keine Abbuchungen. Geredet hast du wie deine Mutter. Dann rief dieser Bankberater an und wollte nur mit dir sprechen. Irgendwann hab ich eins und eins zusammengezählt und die Gewinnbenachrichtigung genauer gelesen. Du hattest das Dokument nicht gelöscht.« Dumm, dumm, dumm, Lilli Karg. »Ja, und dann hab ich in deinen Kleiderschrank geguckt. Hab eine Perücke gefunden und lauter Markensachen. Zuletzt hab ich deinen kleinen Computer gecheckt. Du warst auf Wohnungssuche, auf dem Absprung, und hast mich die ganze Zeit für dumm verkauft.«
    Fast hätte ich Mitleid mit dem armen Mann bekommen. Fast.
    Ich beugte mich zu ihm vor, sah ihm direkt in die Augen. »Und da hast du dir gesagt: Na, wenn das so ist, wenn mein böses Eheweib Geheimnisse vor mir hat, dann spreche ich nicht drüber, nein, dann renn ich weg und such mir mal schnell einen knackigen Ersatz!« – »Lilli, ich war so verletzt,

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