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Jetzt mal Butter bei die Fische

Jetzt mal Butter bei die Fische

Titel: Jetzt mal Butter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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und verständlich, also prägnant sein. Sonst haben wir ein Problem: Kenne ich A sehr gut und detailliert und B nur eher verschwommen und ungenau, werde ich mich tendenziell für A entscheiden. Warum? Weil unser Gehirn das Unklare nicht mag und dazu neigt, damit verbundene Risiken eher zu überschätzen. Instinktiv halten wir uns lieber an das Bekannte und Vertraute.
    Verbringe ich beispielsweise meinen Urlaub in dem spanischen Ferienort, wo ich schon häufiger war, oder reise ich lieber nach Asien? Asien mag exotisch und interessant klingen, aber vielleicht auch unbekannt und irgendwie gefährlich. Vor so eine Wahl gestellt, würden sich die meisten wohl eher für den vertrauten Ort entscheiden. Wenn ich mich aber informiere und dadurch sehr genau weiß, was mich an bestimmten Orten eines asiatischen Landes erwartet, hat die neue Erfahrung gegen die bekannte eine viel bessere Chance.
    Mit dem neuen Job ist es ähnlich. Unsere aktuelle Arbeit, die Branche, das Unternehmen und alle täglichen Abläufe kennen wir in- und auswendig. Und die Alternativen? Viele Menschen haben nur einige verschwommene Ideen, weil sie über das Grübeln noch gar nicht hinaus gekommen sind. Aber trotzdem meinen sie, auf dieser Grundlage schon eine Entscheidung treffen zu können und müssen:
    Richard, 31
    Richard arbeitete seit dem Jurastudium angestellt als Anwalt in einer Kanzlei. Klar war ihm, als wir uns kennen lernten, nur, dass dieser Job ein totes Pferd für ihn war. Er sagte mir, dass er sich vieles vorstellen könne – in den Bereich Training oder Erwachsenenbildung zu gehen, vielleicht auch für eine Nichtregierungsorganisation zu arbeiten oder für eine Kanzlei, die auf Umweltfragen spezialisiert ist. Sein Hauptproblem war in seinen Augen: »Ich kann mich einfach nicht entscheiden!«
    Wie sollte er auch? Bevor nicht die Alternativen so gut wie möglich durchdacht und recherchiert waren, hatten sie doch kaum eine Chance gegen seine Tätigkeit als Anwalt, die Richard ja wie aus dem Effeff kannte. Er glaubte, ein Entscheidungsproblem zu haben – in meinem Verständnis gab es vor allem ein Informationsdefizit.
    Deshalb ist es mir so wichtig, dass in den ersten vier Schritten der Neuorientierung prägnante Jobprojekte entstehen, bevor es in die Entscheidungsrunde geht.
    Achtung Stolperstein! Ich erlebe häufig, dass Menschen meinen, eine Entscheidung treffen zu müssen, ohne dass ihnen ihre Optionen wirklich klar sind. Und dann meinen sie, einfach nur ein Entscheidungsproblem zu haben, das man mit einer Pro-und-Kontra-Liste doch locker lösen können müsste. Klappt aber nicht – wegen des Prägnanz-Problems!
    Wenn Sie sich unter einen hohen Entscheidungsdruck setzen, sollten Sie unbedingt überprüfen, ob Ihre Alternativen prägnant genug sind. Sie sollten sich dann ehrlich fragen, welche Informationen Ihnen noch fehlen; oder umgekehrt, was Sie denn überhaupt schon wissen über Ihre Optionen.

Die Psychologie des Selbstmanagements
    Die meisten von uns kommen ganz gut mit sich und dem Leben klar. Solange alles in relativ vertrauten Bahnen läuft, sind wir entscheidungs- und handlungsfähig. Klar, es läuft mal besser, mal schlechter, aber grundsätzlich wissen wir, wer und wie wir sind – und wie wir am besten mit uns und der Welt umgehen. Uns gelingt es also meistens, uns selbst zu managen.
    Aber dann klopfen Krisen und Umbrüche an unsere Tür, und es ist vorbei mit dem gemütlichen inneren Gleichgewicht. Entweder werden Veränderungen von außen an uns herangetragen, Menschen treten in unser Leben oder verabschieden sich, oder unsere Arbeitsbedingungen verändern sich über Nacht. Oder Veränderungen wachsen in uns. Das geschieht meist schleichend, und wir versuchen erst einmal, so weiter zu machen wie bisher. Aber eines Tages können wir nicht mehr übersehen, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt. Wenn berufliche Unzufriedenheit zu sehr schmerzt und unsere Lebensqualität einschränkt, wenn wir uns also eingestehen müssen, dass unser Job-Pferd tot ist, ist es nicht mehr sinnvoll, stoisch im Sattel zu verharren und auf bessere Zeiten zu warten.
    In so einer Situation ist unser Selbstmanagement richtig gefordert! Denn der Handlungs- und Veränderungsdruck ist groß, aber wir wissen nicht genau, wohin wir wollen und welche Möglichkeiten es gibt. Und außerdem melden sich Ängste und innere Widerstände zu Wort. Eben hatten wir das Steuer bei ruhiger See noch fest in der Hand, und auf einmal gerät unser Boot gewaltig ins

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