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Jetzt mal Butter bei die Fische

Jetzt mal Butter bei die Fische

Titel: Jetzt mal Butter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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Schlingern.
    Wenn wir uns blockiert und ängstlich fühlen und nicht wissen, wie und woran wir uns orientieren können, ist dies ein Symptom dafür, dass unser Selbstmanagement gerade schwächelt. Natürlich könnten wir dies ignorieren und einfach weiter an unserer beruflichen Entwicklung arbeiten. »Orientierungslos, aber wild entschlossen und mit ganzer Kraft!« Wie gesagt, so mögen einige Karriereratgeber navigieren – ich halte wenig davon. Solange wir das Steuer nicht wieder fest in der Hand haben, hat es einfach keinen Sinn, darüber zu grübeln, wohin wir eigentlich reisen wollen. Deshalb ist in meiner Arbeit das Selbstmanagement eine der drei Dimensionen der erfolgreichen Neuorientierung – und sie ist die komplexeste Herausforderung.
    Die beiden anderen, Entwicklung und Planung, können wir uns mit den richtigen Methoden und Werkzeugen relativ leicht aneignen. Für ein Selbstmanagement, das uns sicher durch den stürmischen Neuorientierungsprozess führt, brauchen wir psychologisches Know-how und eine gute Wahrnehmung für das, was in uns geschieht. Beides ist gar nicht kompliziert – aber es braucht vor allem Übung und ist nicht über Nacht zu lernen. Ich möchte Sie deshalb bitten, dieses Kapitel sehr sorgsam durchzuarbeiten. Denn so werden Sie die »Werkzeuge zur Blockadelösung« im nächsten Kapitel leicht verstehen und anwenden können.
Wir sind viele
    Es ist schon merkwürdig: Als erwachsene Menschen haben wir mit den Jahren ein Bild von uns selbst entwickelt, das auf den ersten Blick ziemlich einheitlich aussieht. Bei genauerem Hinsehen stellen wir aber fest, dass es oft nur die eine Seite der Medaille zeigt – denn wir können auch »ganz anders« sein:
Wir finden es zwar wichtig, ehrlich mit unserem Partner zu sein – flunkern aber trotzdem hier und da und können manchmal kaum ertragen, wenn der andere ehrlich mit uns ist.
Wir halten materielle Dinge für unbedeutend – tun aber alles für ein neues Auto oder das neuste Smartphone.
Für uns sind Freunde und Familie das Wichtigste im Leben – und haben doch kaum Zeit für sie.
Wir können großzügig und tolerant sein – aber auch neidisch und kleingeistig.
    Meistens definieren wir uns eher über unsere »Sonnenseiten«: Wir wollen natürlich souverän, entscheidungsfreudig und vernünftig sein. Betrachten wir unser Handeln, Denken und Fühlen aber mal ehrlich im Spiegel, sehen wir auch ganz andere Seiten, die uns viel weniger in den Kram passen. Und das geht ja nicht nur Ihnen und mir so. Unsere innere Vielstimmigkeit ist ganz normal und hat nichts mit »gespaltenen Persönlichkeiten« oder »Schizophrenie« zu tun.
    Damit, dass »mehrere Seelen in unserer Brust wohnen«, mögen wir ja noch ganz gut leben können. Aber warum sind einige davon ziemlich vernünftig, sehen unsere Möglichkeiten realistisch und finden Veränderungen und neue Herausforderungen richtig und gut – und andere Teile von uns ängstlich, widerspenstig, irrational und keinen noch so vernünftigen Argumenten zugänglich? Warum kann ich mir immer wieder sagen, dass eine neue berufliche Richtung mein Leben nur bereichern wird – und trotzdem hält etwas in mir stur am Status quo fest?
    Um unsere »irrationale Seite« zu verstehen, müssen wir uns mit ihrer Entstehung befassen.
Kindliche Sichtweisen
    Stellen Sie sich vor, wie wir wohl in unserem ersten Lebensjahrzehnt die Welt gesehen haben: riesengroß, oft ziemlich unverständlich und mächtig. Und wir waren klein und eher hilflos. Die Erwachsenen mögen es zumeist gut mit uns gemeint haben, aber sie waren auch verwirrend – und oft selbst ganz schön verwirrt. Wie kamen wir damit klar? Als Kinder waren wir kaum in der Lage, differenziert zu denken. Unser Verstehen war geprägt von richtig/falsch und gut/böse. So erschlossenen wir uns die Welt. Aber mit diesen Denkschablonen konnten wir sie kaum verstehen.
    Mit den Jahren lernten wir hinzu, wurden mehr oder weniger vernünftig und lernten, auch in Zwischentönen zu denken. Unsere erwachsene Persönlichkeit entwickelte sich; aber unsere Psyche wurde nicht einfach »upgedatet« wie ein Computerprogramm, sondern wuchs eher schichtweise wie eine Zwiebel. Und so sind kindliche Sichtweisen nicht verschwunden, sondern noch immer Teil unseres psychischen Inventars. Wir haben zwar die Vorstellung von uns, erwachsen zu sein, aber das ist eben nur teilweise richtig. Ob es uns gefällt oder nicht: Viele der Anteile, die unser Denken, Fühlen und Handeln entscheidend

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