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Jetzt mal Butter bei die Fische

Jetzt mal Butter bei die Fische

Titel: Jetzt mal Butter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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kontraproduktiv ist – aber erfühlt sich allein außerstande, etwas daran zu ändern. Denn »etwas in ihm« hat panische Angst, als Schwächling zu gelten, der seinen Aufgaben nicht gewachsen ist.
    Klaus, 34
    Klaus ist Maschinenbauingenieur und in seinem Beruf sehr erfolgreich. »Ich müsste doch eigentlich zufrieden sein«, sagt er mir – aber andererseits hat ihm die Arbeit nie wirklich Spaß gemacht. Er hatte sich für dieses Studium entschlossen, weil sein bester Freund sich dafür eingeschrieben hatte, er schon immer über ein sehr gutes technisches Verständnis verfügte – und keine bessere Alternative wusste. Jetzt fühlt er den Druck zu handeln, weil er Angst hat, dass »der Zug in ein paar Jahren abgefahren sein wird«. Klaus hat auch einige vage Ideen von möglichen Berufen – aber bisher ist er nicht aktiv geworden und hat seine Wünsche nicht ernst genommen. Er gibt zu, dass sein Veränderungswunsch auf seiner Prioritätenliste wohl nicht ganz oben steht, obwohl er offensichtlich unter seiner Situation leidet.
    Alle drei Menschen sind innerlich gespalten. Sie spüren sowohl ihre inneren Widerstände als auch den Wunsch nach Veränderung. Sie wollen handeln und bleiben doch untätig. Ganz sicher ist es bei ihnen keine Frage von mangelnder Intelligenz, und alle drei sind recht selbstreflektierte Menschen, die sehr genau sagen können, was in ihnen vorgeht.
    Diagnostisch können wir feststellen, dass sie innerlich blockiert sind, weil verschiedene Persönlichkeitsanteile gegeneinander arbeiten. Es gibt jeweils eine starke expansive Fraktion und eine konservative, die offensichtlich Angst hat vor möglichen Veränderungen. So eine innere Konstellation, so ein Kuddelmuddel, ist, wie schon gesagt, völlig normal bei beruflichen Neuorientierern.
    Der innere Konflikt ist also in uns angelegt und unvermeidlich – die Blockade aber nicht! Ob jemand trotzdem weiter kommt oder aber hängen bleibt, liegt vor allem am inneren Selbstmanager. Wenn er schwach ist, wie bei den drei Beispielen, geschieht Folgendes: Wir spüren keinen Abstand mehr zu unserem Konflikt und identifizieren uns mit den einzelnen Anteilen. Das bedeutet, dass wir jeweils für einen Augenblick durch die Brille ausschließlich eines Anteils blicken – und dann denken und fühlen wir, was dieser Anteil denkt und fühlt, und zwar solange, bis wir uns mit dem nächsten identifizieren und so weiter. Dann wechseln unsere Sichtweisen im Sekundentakt wie Sequenzen eines viel zu schnell geschnittenen Films:
    »Ich will mich unbedingt verändern. Ich will glücklich sein im Job!« – Schnitt – »Aber wer ist schon glücklich?! Mir geht’s doch ganz okay.« – Schnitt – »Das Tollste wäre, ich könnte in einer TV-Redaktion arbeiten.« – Schnitt – »Das ist doch Quatsch. Ich hab doch null Erfahrung.« – Schnitt – »Die lachen mich aus, wenn ich dort ankomme.« – Schnitt – »Ich bin erst 32 – und ich habe doch einiges auf dem Kasten.« – Schnitt – »Aber ich kann doch nichts richtig.« – Schnitt – »Das wird nie was.« – Schnitt
    Und so weiter, und so weiter. Ich bin mir sicher, Sie wissen sehr genau, wovon ich spreche. In der Blockade sind unsere Grübeleien eine endlose Abfolge von solchen Gedanken und Gefühlen. Und jeweils glauben wir, was gerade durch unser Hirn rauscht, weil wir uns gerade mit nur einem Anteil identifizieren. Es ist kein Wunder, dass Menschen es vermeiden, sich mit den Möglichkeiten beruflicher Veränderungen zu befassen, wenn sich dann immer so ein »Blockade-Film« abspult!
Blockaden vertragen keinen Druck
    Je heftiger die Blockade, desto weniger Abstand haben wir zu unserem Konflikt; und je geringer der Abstand ist, desto weniger realisieren wir, dass wir blockiert sind. So fahren wir uns fest wie ein Auto auf weichem Sand. Und nicht selten verschlimmern wir unsere Lage noch, indem wir uns zusätzlich Druck machen (»Ich muss jetzt endlich vorankommen!«) und uns noch dafür kritisieren, dass wir blockiert sind (»Ich bin eben zu blöd!« oder »Dann will ich es wohl gar nicht!«).
    Ich treffe nicht selten Menschen, die sich total festgefahren haben und denen nichts Besseres einfällt, als sich dafür auch noch gnadenlos fertig zu machen! Wenn ich dann vorschlage, dass wir uns erst einmal der Blockade widmen sollten, um eine berufliche Entwicklung überhaupt möglich zu machen, höre ich oft Sätze wie: »Okay. Aber ich hänge seit Jahren fest. Deshalb muss es jetzt aber ganz schnell gehen!« Das

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