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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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paßt. »He«, sagt er, »was zum –«
    »Es tut mir schrecklich leid, Martin«, flüstert sie, und ein Blitz trifft seine Brust.
    Sie schlürft. Das Getränk entspannt sie. Das Glas ist nicht sehr sauber, aber sie macht sich keine Sorgen um eine Infektion, nicht nach den Impfungen, die Friesling ihr gegeben hat. Martin scheint auch Entspannung nötig zu haben. »Trinken Sie nicht mit?« fragt sie. »Warum nicht?« sagt er. Er gießt sich Gin ein. Sie tritt hinter ihn und schiebt die Hand vorne in seinen Bademantel. Sein Körper ist kühl, glatt, hart. »Oh, Martin«, murmelt sie. »Oh! Martin!«
    Ted nimmt ein Zimmer in einem Hotel in der Innenstadt. Als erstes ruft er Alices Mutter in Chillicothe an. Er ist noch immer nicht ganz davon überzeugt, daß dieser kleine Flirt mit der Zeit Alice ganz aus dem Dasein gerissen hat. Aber der Anruf überzeugt ihn endgültig. Die ältere Frau, die sich meldet, ist keinesfalls Alices Mutter. Die richtige Telefonnummer, die richtige Adresse – er holt das aus ihr heraus –, aber die falsche Frau. »Sie haben keine Tochter namens Alice Porter?« fragt er drei- oder viermal. »Sie kennen niemand in der Nachbarschaft, der eine solche Tochter hat? Es ist wichtig.« Gut. Fort mit der alten Dame, also auch mit Alice. Aber jetzt steht er vor einem anderen Problem. Wieviel vom Universum hat er dadurch verändert, daß er Alice und ihre Mutter entfernt hat? Lebt er jetzt in einer anderen Stadt und hat einen anderen Beruf? Was ist aus Bobby und Tink geworden? Verzweifelt telefoniert er herum. Freunde, Kollegen, der Mann in der Bank. Von allen dieselbe Reaktion: verständnislose Blicke, Kopf schütteln. Wir kennen Sie nicht. Er betrachtet sich im Spiegel. Okay, fragt er sich. Wer bin ich?
    Martin handelt schnell und entschieden, wie man es ihm beim Militär beigebracht hat, wenn es darum ging, einen bewaffneten Gegner unschädlich zu machen. Er stürzt vor, packt den Arm des Mädchens und stößt ihn hoch, bevor sie das fremdartige Gerät auf ihn abfeuern kann. Sie ist stärker, als er erwartet hat, und sie ringen wild um die Waffe. Plötzlich löst sich ein Schuß. Eine Art Lichtblitz explodiert zwischen ihnen und wirft ihn betäubt auf den Boden. Als er sich aufrafft, sieht er sie mit versengter Kehle am Boden liegen.
    Das schrille Läuten des Telefons reißt Martin aus einem Traum, in dem er Alices üppigen jungen Körper schändet. Mit trockener Kehle und verklebten Augen greift er zitternd zum Hörer. »Ja?« sagt er. Teds Gesicht erscheint auf dem Bildschirm. »Großvater!« stößt er hervor. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Natürlich ist alles in Ordnung mit mir«, sagt Martin gereizt. »Siehst du das nicht? Was ist denn los mit dir?« Ted schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht«, murmelt er. »Vielleicht war es nur ein schlechter Traum. Ich habe mir eingebildet, Alice hätte eine dieser Zeitmaschinen gemietet und sei damit ins Jahr 1947 zurückgekehrt. Und sie habe versucht, dich umzubringen, damit es mich nicht geben konnte.« Martin schnaubt verächtlich. »Was für ein Unsinn! Wie kann sie mich 1947 umgebracht haben, wenn ich im Jahr 2006 noch lebe?«
    Nackt sinkt Alice in Martins Arme. Seine kräftigen Hände gleiten über ihre Brüste und Schultern, und sein Mund senkt sich auf ihren. Sie schaudert vor Lust. »Ja«, murmelt sie zärtlich und preßt sich an ihn. »Oh, ja, ja, ja!« Sie werden es tun, und es wird herrlich sein. Und danach wird sie ihn mit dem Küchenlaser töten, während er daliegt und im Nachhinein alles noch einmal genießt. Aber ein störender Gedanke stellt sich ein. Wenn Martin 1947 stirbt, wird Ted 1968 nicht geboren. Okay. Aber was ist mit Tink und Bobby? Sie werden auch nicht geboren, wenn ich Ted nicht heirate. Ich werde mit einem anderen Mann verheiratet sein, wenn ich ins Jahr 2006 zurückgehe, und ich werde vermutlich andere Kinder haben. Bobby? Tink? Was tue ich euch an? Plötzlich erfaßt sie Angst, und sie löst sich von dem leidenschaftlichen jungen Mann, der sie auf den Hals küßt. »Warte«, sagte sie. »Hör mal, es tut mir leid. Das Ganze ist ein Irrtum. Es tut mir leid, ich muß sofort weg von hier!«
    Das ist also das Jahr 1947. So, so, so. Alles sieht so eng und schmutzig und alt aus. Er hastet durch die kalten Straßen zum Haus seines Großvaters. Wenn er Glück hat und Frieslings Techniker alles genau berechnet haben, wird er Alice aufhalten können. Das dort könnte sie sogar sein, die schlanke Frau, die mit schnellen Schritten

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