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ihm nichts!« jammert es. »Oh, bitte, tu ihm nichts!«
Ted hatte keinesfalls damit gerechnet, sie miteinander im Bett zu finden. Er begriff, warum sie in der Zeit hatte zurückgehen wollen, um Martin zu ermorden, aber einfach mit ihm zu schlafen, nein, das ergab keinen Sinn. Natürlich sprach einiges dafür, daß sie zum Töten hergekommen war und sich vorher Zeit für ein kleines Zwischenspiel genommen hatte. Bei Frauen kannte man sich nie aus, nicht einmal bei der eigenen. Zu allem fähig. Nun, ein Glück für ihn, daß sie ihm diese zusätzlichen Minuten verschafft hatte. »Okay«, sagt er. »Zieh dich an, Alice. Du kommst mit mir.«
»Augenblick, Mister«, knurrt Martin. »Sie haben ja wirklich Nerven, einfach hier hereinzuplatzen.« Ted versucht es ihm zu erklären, aber die Worte wollen sich nicht einstellen. Es ist alles zu kompliziert. Er deutet stumm auf Alice, auf sich, auf Martin. Im nächsten Augenblick springt ihn Martin an, und sie stürzen miteinander auf den Boden.
»Wer sind Sie?« schreit Martin und stößt den Eindringling immer wieder an die Wand. »Sind Sie ein Detektiv? Wollen Sie mich erpressen?« Peng. Peng. Peng. Er spürt die Fäuste des Mädchens an seinem Rücken. »Aufhören!« schreit sie. »Laß ihn in Ruhe, ja? Das ist mein Mann!«
» Dein Mann!« stößt Martin hervor. Verblüfft läßt er den Fremden los und fährt herum. Einen Augenblick später wird ihm sein Fehler klar. Aus dem Augenwinkel sieht er, daß der Eindringling seine Fäuste hoch über den Kopf erhoben hat, wie Knüppel. Martin versucht auszuweichen, aber keine Zeit, keine Zeit, und die Fäuste treffen mit ungeheurer Wucht seinen Schädel.
Alice weiß nicht, was sie tun soll. Sie rollen auf dem Boden herum und kämpfen wie Raubtiere, jetzt Martin oben, jetzt Ted. Martin ist jünger und größer und kräftiger, aber Ted scheint die Kräfte eines Wahnsinnigen zu besitzen; er ist zum Berserker geworden. Die beiden Männer haben blutige Gesichter, und überall stürzen Möbelstücke um. Ihr erster Impuls verlangt, daß sie sich dazwischenwirft und diesen verrückten Kampf auf irgendeine Weise beendet. Aber dann fällt ihr ein, daß sie ja als Mörderin hergekommen ist, nicht als Friedensstifterin. Sie zieht den Laser aus ihrer Handtasche und zielt auf Martin, aber dann überschlagen sich die beiden, und Ted befindet sich in der Schußlinie. Sie zögert. Es spielt keine Rolle, welchen sie erschießt, begreift sie einen Augenblick später. Sie müssen beide sterben, so oder so. Sie zielt. Vielleicht kann sie sie beide mit einem Strahl erledigen. Aber als ihr Finger sich krümmt, umschlingt Martin Ted plötzlich, hebt ihn hoch und schleudert ihn durch das Zimmer. Ted prallt mit dem Nacken an die Wand, und es gibt ein schreckliches, knackendes Geräusch. Ted erschlafft und bleibt liegen. Martin steht schwankend auf. »Ich glaube, ich habe ihn umgebracht«, sagt er. »Mein Gott, wer war das?«
»Das war dein Enkel«, sagt Alice und beginnt hysterisch zu schreien.
Ted blickt entsetzt auf den Toten zu seinen Füßen. Seine Hände prickeln noch. Die linke Seite von Martins Kopf sieht aus, als sei sie von einem Schmiedehammer getroffen worden. »Guter Gott im Himmel«, sagt Ted gepreßt. »Was habe ich getan? Ich bin hergekommen, um ihn zu schützen, und jetzt habe ich ihn umgebracht! Ich habe meinen eigenen Großvater umgebracht!« Alice, die Augen weit aufgerissen, versucht vergeblich, mit den Händen ihre Blößen zu bedecken, und sagt: »Wenn er tot ist, warum bist du dann noch da? Hättest du nicht verschwinden müssen?« Ted zuckt die Achseln. »Vielleicht bin ich in Sicherheit, solange ich hier in der Vergangenheit bin. Aber sobald ich versuche, ins Jahr 2006 zurückzukehren, werde ich verschwunden sein, als hätte es mich nie gegeben. Ich weiß es nicht. Ich verstehe nichts von alledem. Was glaubst du?«
Alice tritt unsicher aus der Maschine in den Verkaufsraum. Da ist Friesling. Da sind die Techniker. Friesling sagt lächelnd: »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise, Mrs. – äh –« Er stockt. »Entschuldigen Sie«, sagte er und wird rot, »aber Ihr Name scheint mir entfallen zu sein.« Alice sagt: »Ich heiße – äh – Alice, und – äh – wissen Sie was? Mir ist der andere Name auch entfallen.«
Der ganze Clan hat sich versammelt, um Martins 83. Geburtstag zu feiern. Er schneidet die Torte an, und dann kommen sie der Reihe nach zu ihm, um ihn zu küssen. Als Alice an der Reihe ist, dreht er sie
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