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vor ihm die Straße entlanggeht. Er beschleunigt das Tempo. Ja, es ist Alice, auf dem Weg zu Martin. Gut gemacht, Friesling! Ted nähert sich ihr vorsichtig, weil er annimmt, daß sie bewaffnet ist. Wenn sie fähig ist, ins Jahr 1947 zurückzugehen, um Martin zu töten, wird sie ihn genauso bedenkenlos umbringen. Vor allem hier, wo sie beide keine legale Existenz haben. Als er ganz nah herangekommen ist, sagt er mit leiser, harter Stimme: »Nicht umdrehen, Alice. Geh einfach weiter, als sei alles ganz normal.« Sie erstarrt. »Ted?« ruft sie erstaunt. »Bist du das, Ted?«
»Allerdings bin ich das.« Er lacht rauh. »Komm mit. Geh zur Ecke und bieg dann nach links ab. Du gehst zu deiner Maschine zurück und verschwindest aus dem 20. Jahrhundert, ohne jemandem etwas anzutun. Ich weiß, was du vorgehabt hast, Alice. Aber ich habe dich noch rechtzeitig eingeholt, nicht wahr?«
Martin will eben ganz zur Sache kommen, als die Tür zu seiner Wohnung aufgerissen wird und ein Mann hereinstürmt. Er ist in mittlerem Alter, stämmig, in seltsamer Kleidung – ein absurder Overall, ein Labyrinth von grellen Farben und verschlungenen Mustern, die Schultern gewaltig ausgepolstert – und mit wildem Blick. Alice springt aus dem Bett. »Ted!« kreischt sie. »Mein Gott, was machst du hier?«
»Du mordlustiges Miststück!« schreit der Eindringling. Martin, nackt und mit dem Gefühl, sehr verwundbar zu sein, das Nervensystem durch die Störung aus dem Gleichgewicht gebracht, sieht verblüfft zu, wie der Fremde sie packt und zu würgen beginnt. »Miststück! Miststück! Miststück!« brüllt er und schüttelt sie wie ein Wahnsinniger. Das Gesicht des Mädchens verfärbt sich blau. Ihre Augen treten aus den Höhlen. Nach einem langen Augenblick löst sich Martin endlich aus seiner Erstarrung. Er stolpert auf den Mann zu, packt seine Finger und biegt sie von der Kehle des Mädchens zurück. Zu spät. Sie fällt schlaff herunter und bleibt regungslos liegen. »Alice!« stöhnt der Eindringling. »Alice, Alice, was habe ich getan?« Er sinkt neben ihr auf die Knie und schluchzt. Martin starrt ihn an. »Sie haben sie umgebracht«, sagt er und kann nicht glauben, daß das alles wirklich geschehen ist. »Sie haben sie tatsächlich umgebracht!«
Alices Gesicht erscheint auf dem Telefon-Schirm. Mein Gott, wie schön sie ist, denkt Martin, und sein hinfälliger Körper bebt vor Lust. »Da bist du ja«, sagt er. »Ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen. Ich hatte einen so merkwürdigen Traum – daß Ted etwas Furchtbares zugestoßen ist – und dann hat sich niemand bei dir gemeldet, und ich bildete mir langsam ein, daß der Traum eine Vorahnung gewesen sein könnte, eine Art Omen, weißt du, und –« Alice sieht ihn erstaunt an. »Ich fürchte, Sie haben sich verwählt«, sagt sie freundlich und legt auf.
Sie zieht den Laser heraus, und der nackte Mann preßt sich an die Wand. »Was zum Teufel, soll das?« fragt er zitternd. »Legen Sie das Ding weg, Lady. Sie haben den Falschen erwischt.«
»Nein«, sagt sie. »Du bist derjenige, auf den ich es abgesehen habe. Ich mache das ungern, Martin, aber ich habe keine andere Wahl. Du mußt sterben.«
»Warum?« fragt er wild. »Warum?«
»Du würdest es nicht einmal verstehen, wenn ich es dir sagen würde«, erwidert sie. Ihr Finger legt sich auf den Abzug. Plötzlich ist hinter ihr ein furchtbares Geräusch von splitterndem Holz und berstendem Putz, so, als sei ein Erdbeben im Gange. Sie fährt herum und sieht entsetzt ihren Mann die Tür von Martins Wohnung aufbrechen. »Gerade zur rechten Zeit!« stößt Ted hervor. »Keine Bewegung, Alice!« Er greift nach ihr. In ihrer Panik drückt sie einfach ab. Der gleißende Strahl trifft Ted in die Magengrube, und er bricht zusammen, gurgelnd vor Schmerz, die Hände auf den Bauch gepreßt, und stirbt.
Die Tür bricht krachend zu Boden, und ein Mann in sonderbarer Kleidung taucht in der Staubwolke auf, verrückter aussehend als Napoleon. Unfaßbar, denkt Martin. Zuerst läutet eine Unbekannte bei ihm, lädt sich selbst ein und zieht sich aus, und gerade als er sie nehmen will, passiert dies. Wie bei den Marx Brothers, nur schmutzig. Aber Martin läßt sich das nicht bieten. Er reißt sich von dem keuchenden, stöhnenden Mädchen auf dem Bett los, durchquert mit drei Riesenschritten das Zimmer und packt den Eindringling. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fährt ihn Martin an und wirft ihn an die Wand. Das Mädchen tanzt hinter ihm herum. »Tu
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