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Jetzt Reichts Mir

Titel: Jetzt Reichts Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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und brüllt: »Ich hab gesagt, dreh die Musik leiser! Sofort!«
    Sophie sitzt auf dem Bett und schreibt in ein Heft. Ohne hochzusehen ruft sie: »Das ist gar nicht so laut!«
    Der Vater geht zum CD-Player und stellt ihn aus. Plötzliche Stille.
    Sophie steht sofort auf, um das Gerät wieder anzustellen.

    »Mann Papa! Was soll das?! Ich will das hören.« Die Musik geht weiter.
    Der Vater schaltet das Gerät wieder aus. »Das ist viel zu laut. Was machst du hier überhaupt?«
    »Ich mach meine Hausaufgaben. Und jetzt lass mich in Ruhe. Du nervst, Papa!«
    »Bei diesem ohrenbetäubenden Krach kann niemand seine Hausaufgaben machen.«
    »Ich kann das. Lass mich das hören und geh endlich weg.« Sophie stellt den CD-Player wieder an. Volle Lautstärke.
    Der Vater schreit: »So, jetzt ist aber Schluss! Pass mal auf: keine Musik mehr. Ich nehme dir sonst den CD-Player weg.
    Oder ich dreh die Sicherungen raus. Das ist kein Spaß mehr, Sophie!«
    Sophie: »Oh Mann, du bist so was von daneben!« Sie dreht die Musik etwas leiser.
    Vater: »Das ist immer noch zu laut.«
    Sophie stöhnt genervt auf und regelt die Lautstärke noch einen Millimeter nach unten.
    Vater: »Ich sag’s dir noch mal: keine laute Musik mehr. Ich nehme dir das Gerät weg. Ich meine es ernst, Sophie!«
    Sophie wirft sich aufs Bett. »Ja, ja, ja! Und tschüss! Ich muss Hausaufgaben machen.«
    Eine halbe Stunde später dröhnt die Musik wieder in voller Lautstärke durch die ganze Wohnung.
    An diesem Beispiel wird deutlich, dass das bloße Verbieten einer Störung meistens zu nichts weiter führt als zu einer Machtprobe, nach dem Motto: Mal sehen, wer der Stärkere ist.
    Wir brauchen nicht viel Fantasie, um uns auszumalen, wie der Laute-Musik-Konflikt zwischen Vater und Tochter eskaliert. Wenn die Sache sich zuspitzt, wird meistens noch mehr von dem getan, was nicht funktioniert.
    Gut möglich, dass der Vater sich durchsetzen will, indem er
noch mehr droht. Vielleicht macht er auch die eine oder andere Drohung wahr. Und die Tochter? Sie zeigt, dass sie sich von all dem nicht unterkriegen lässt. Von außen betrachtet ist das auch plausibel: Die Tochter kann nicht besser reagieren, als es ihr der Vater vormacht. Er zeigt Härte. Und sie hält ebenso hart dagegen. Er verhandelt nicht mit ihr. Also tut sie es auch nicht. Ganz nebenbei wird damit auch die nichtfunktionierende Kommunikation an die nächste Generation weitergegeben.

Die Kunst der Vereinbarung oder wie Sie eine Störung beseitigen können
    Wenn Sie zu Hause (und im Job) diesen Dauerstress vermeiden wollen, dann stellen Sie sich innerlich auf Verhandlungen ein. Praktisch bedeutet das, ein echtes Gespräch zu führen, statt nur zu verbieten. Keine Drohungen aussprechen, sondern gemeinsam nach einer echten Lösung suchen. Und das geht natürlich am leichtesten, wenn zuvor »kein Blut geflossen ist«, also wenn sich die beiden Parteien nicht gegenseitig verletzt haben.
    Falls Sie Ihren Gesprächpartner im Affekt wutentbrannt anfauchen, entschuldigen Sie sich anschließend dafür. Ohne Ihre ausdrückliche Entschuldigung wird es schwer sein, mit dem Betreffenden über eine vernünftige Lösung zu reden.
    Wenn Ihre erste Reaktion immer das Verbieten, Schimpfen und Drohen ist, verderben Sie die Beziehung zu Ihrem Gegenüber. Sie zerschlagen zu viel Porzellan und damit machen Sie es für den anderen fast unmöglich, sich noch auf eine Verhandlung mit Ihnen einzulassen.
    Nehmen wir an, der Vater aus dem Beispiel kommt zur Besinnung und bietet seiner Tochter jetzt endlich eine echte Verhandlung an. Wie wird sie reagieren nach all dem, was vorgefallen ist? Wahrscheinlich beißt der Vater zuerst bei ihr auf Granit. Sie wird vermuten, er will seine Verbotsmasche nur in einem neuen Gewand fortsetzen. Und der Vater wird seinerseits vermuten, dass seine Tochter mit ihm niemals vernünftig über die Sache reden will. Kurz gesagt: Die Beziehung zwischen den beiden ist an dieser Stelle gründlich verdorben. Auf beiden Seiten ist der gute Wille, sich zu verständigen, auf Null gesunken.
    Bevor Vater und Tochter wirklich miteinander verhandeln können, ist es wichtig, dass sie aufhören, sich gegenseitig zu bekämpfen. Ein grundlegender Umschwung ist aber nur möglich, wenn die beiden sich auch für das entschuldigen, was sie im Affekt gesagt und getan haben. »Schwamm drüber« geht erst, nachdem man das zerschlagene Porzellan zusammen weggeräumt hat.
    Lassen Sie uns kurz überlegen, worüber Vater und Tochter aus

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