Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
verlängern, das Papier würde
sich trotzdem heuschreckenartig immer weiter ausbreiten. Aber worin ich wirklich Meister bin, das ist im Stapel bilden! Wir machen da immer so einen
kleinen Wettbewerb gegen die Nachbarabteilung:Wer schafft es, im Laufe eines Tages den höchsten Stapel zu bilden – und das nur mit den
täglich neuen Unterlagen, ohne Gelbe Seiten und der Speisekarte vom Pizza-Taxi.
Wenn Ihnen der Schreibtisch längst zu eindimensional geworden ist, um Ihre Unordnung aufrecht zu erhalten, greifen Sie zu einem komplexeren
Mittel. Wechseln Sie ständig auf halber Strecke Ihr Ordnungssystem. Fangen Sie zum Beispiel mit der umfangreichen Systematik von David Allen ( Dinge
geregelt kriegen ) an. Dieses Selbstmanagement-Modell wurde von seinen Jüngerinnen und Jüngern in den letzten Jahrzehnten so filigran ausgefeilt,
dass sich der Schöpfer selbst nicht mehr ordentlich daran hält.
Das Grundprinzip lautet: Alle Aufgaben raus aus dem Kopf und rein ins Ordnungsvergnügen.
Aber mit welchem System? Sicher kennen Sie To-do-Listen und die so genannten To-do’s. Ich dachte lange, es schreibt sich Tu-du-Liste. Nach dem Motto:
Ich mache es nicht. Tu’ du’s. David Allen könnte man als einen der Urväter der Zu-tun-Liste bezeichnen. Denn sein Ordnungskriterium ist die Aufteilung in
Aufgaben und Termine. Doch es reicht nicht, die Aufgaben auf eine Liste zu schreiben und die Termine in den Kalender einzutragen. Die Aufgaben werden
einem gründlichen TÜV unterzogen: Ist es ein Projekt (ab zwei Tätigkeiten)? Dauert es nicht länger als zwei Minuten? Dann mache ich es sofort. Dauert es
länger? Wann mache ich es dann? Und so weiter. Sind alle Aufgaben einer bestimmten Sorte von Projekt zugewiesen, beginnt erst das Zuordnen des
Materials. Ich darf auf meinem Schreibtisch also nur aufräumen, wenn ich vorher tagelang meine Aufgaben und Termine in Projekte gegossen habe. Zur
Belohnung gibt es für jedes Vorhaben eine Pendelmappe. Der ersehnte Hafen für den Wildwuchs zwischen Tastatur und Teetassen.
Mit diesem hoch differenzierten System schaffen Sie sich die besten Voraussetzungen, dass Sie nur die Hälfte der Hängeordnerfüllen
werden. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um die andere Hälfte Ihrer Stapel nach einer neuen Struktur zu ordnen. Wählen Sie nach dem Sortier-Schock,
den Ihnen David Allen versetzt hat, zur Erholung eine extrem einfache und grobe Dreiteilung: Sofort. Bald. Später. Stupify your life.
Spätestens nach einer Woche werden Sie weniger wiederfinden als in den besten Zeiten Ihrer Unordnung. Wie man doch sein Chaos mit einem kleinen
Richtungswechsel im richtigen Moment gegen Ordnungssysteme immun machen kann.
Und sollten Sie aus Versehen auf Ihrem Schreibtisch doch etwas finden, können Sie ja immer noch nach Ihrem Schlüssel suchen! Es gibt wohl kaum einen
Gegenstand, zu dem wir so ein inniges Verhältnis haben, wie zu unserem Schlüsselbund. Drei Viertel der Leser kenne ich doch schon vom Jahrestreffen der
Anonymen Schlüsselsucher! Wenn Sie die Zeit addieren, die Sie schon mit Schlüsselsuchen verbracht haben, dann kommen am Ende des Lebens mehrere Jahre
zusammen.
Zu keinem anderen Gegenstand haben wir so ein intimes Verhältnis, wie zu unserem Schlüsselbund. Ich finde, es wird Zeit, unseren heißen
Schlüssel-Erlebnissen ein Liebesgedicht zu widmen, zu dem mich ein Lied von Stefan Sulke inspiriert hat.
An meinen Schlüsselbund
Ich hab dich tausend Mal gesucht,
wie oft hab ich dich schon verflucht,
ich bin dir hinterher gerannt,
hab dich aus meinem Hirn verbannt
und immer wieder. Und immer wieder.
Hab ich dich nur gesucht.
Ich legte dich unter die Matte,
packte dich in weiche Watte.
Trug dich auch am Hosenbund,
steckte dich in manchen Schlund
und immer wieder. Und immer wieder.
Hab ich dich nur gesucht.
Andere Dinge muss ich niemals suchen,
andre muss ich nie verfluchen.
Alles andre find ich auf Kommando
von Dortmund bis Orlando.
Und die Knie wund vom langen Kriechen
nach dem Essen bei dem Griechen,
fand ich dich mit deiner Spitze
in der Teppichritze.
Ich hab dich tausendmal geträumt.
Tausendmal versäumt.
Tausendmal angefasst.
Tausendmal verpasst.
Und immer wieder …
Und immer wieder …
Ich such dich immer noch!
Benutze, statt zu arbeiten, einen Computer!
Mein Patenkind hat jetzt in der Schule durchgenommen, was paradox ist. Da musste er Beispiele sammeln wie der »eckige Kreis« oder die
»gerade
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