Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
markiert man mit ritualisiertem Handeln den Übergang zur Arbeitsphase (und gewinnt nebenbei noch Platz). Der Tisch
ist leer geräumt und darf außer einem Schreibblock, einem Stift und den nötigen Unterlagen nichts mehr aufweisen. Die Gedanken, die zu privaten Themen in
dieser Phase vorbei schwirren, landen auf einem Notizzettel, der in die private Kiste fliegt. Am Ende der vorher definierten Zeiteinheit, werden die
Utensilien in die zuständige Projekt-Kiste gepackt und die privaten Gegenstände dürfen wieder den Schreibtisch bevölkern. Mit gleicher Konsequenz
verteidigt man den Freizeitbereich. Wird die Pause oder das Privatleben von Gedanken an die Arbeit verwässert, schreibt man diese einfach auf einen Zettel
und die Arbeitskiste bekommt Post. Wer sich einmal das Experiment gegönnt hat, in der freien Zeit nichts leisten zu dürfen, weiß seine Arbeitszeit ganz
anders zu schätzen.
Die oft so löchrige Grenze zwischen Beruflichem und Privatem, Arbeit und Freizeit, Ernst und Vergnügen kann besonders gut durch Rituale geschützt
werden. So wechseln viele nach Feierabend die Klamotten, um den Tag von sich abzustreifen. Zur Abgrenzung vom Job taugen auch Tabus. Sicher kennen Sie
auch Ehen oder Partnerschaften, in denen zu Hause nicht übers Geschäft gesprochen werden darf. Was würde eigentlich konkret passieren, wenn Sie am
Wochenende für Kollegen nicht mehr erreichbar wären und sich den Blick ins berufliche E-Mail-Postfach verkneifen würden?
Ihre bereits vorhandenen Aufschiebe-Rituale bieten Ihnen eine Steilvorlage, um daraus Anschiebe-Rituale zu entwickeln. Lassen Sie vor dem von Ihnen
gewünschten ArbeitsbeginnIhren Leistungsmotor mit rituellem Aufschieben warm laufen. Nutzen Sie Ihr bisheriges Repertoire an
Ersatzhandlungen, um Anlauf auf die Schwelle zur Arbeitsphase zu nehmen. Es funktioniert am besten, wenn Sie die Zeit, die Sie maximal für die
Anschiebe-Riten aufwenden möchten, genau eingrenzen. Nach der wohltuenden Tagesdosis Aufschieberitis, nehmen Sie die erste oder nächste Etappe auf dem Weg
zu Ihrem Ziel.
Welche Aufschiebe-Rituale können Sie als Anschiebe-Rituale nutzen?
Meine Aufschiebe-Rituale
Als Anschiebe-Ritual einsetzbar (bitte ankreuzen)
(Die Kette von Dingen, die ich als erstes tue, anstatt anzufangen.)
(Das könnte ich 5 Minuten lang zur Einstimmung auf die Aufgabe tun.)
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Ich merke schon, wie Sie nervös mit den Seiten rascheln, weil Ihnen die Idee mit den trennscharfen Ritualen die
Spielfreude verdirbt. Doch die Strukturen von Spielen und Ritualen haben sogar viel gemeinsam. Ein Spiel lebt von klaren Regeln und Ausnahmen, einem fest
abgesteckten Spielfeld und definierten Mitspielern. Die Spielzeit endet, wenn das Ziel des Spiels erreicht ist oder der Zeitrahmen ausgefüllt wurde. Und
das Überraschende: Der freiwillige Zwang, den Spielraum zu nutzen, macht sogar noch Spaß.
Interessanterweise wird das Aufschieben bei den meisten sehr gut ritualisiert. Sollte bei Ihnen die Entscheidung, ein neues Leben als Anschieber zu
beginnen, felsenfest stehen, können Ihnen Rituale helfen, den Übergang zu meistern. Es gibt Selbsthilfegruppen für Menschen mit Arbeitsstörungen, die sich
an das Konzept der Anonymen Alkoholiker anlehnen. Hier lernt man unter anderem, den Tag mit einer ritualisierten Meditation zu beginnen. Dieser Termin mit
sich selbst bietet jeden Morgen die Gelegenheit, seinem Aufbruch zu neuen Ufern den Weg zu ebnen. Ich möchte hier nur Anregungen geben, die keiner
festgelegten Lehre folgen.
So lässt sich an einem festgelegten und ungestörten Ort eine Kerze entzünden, deren warmer Schein die Meditation zeitlich und räumlich markiert. In
bequemer Haltung genießt man die stille Einkehr am besten. Eine »heilige« und heilsame halbe Stunde gehört nur dem Abschied nehmen vom Alten und der
Vorbereitung auf das Neue.
Hilfreiche Gedanken und Fragen zur Meditation liefern diese sieben Punkte:
Mir ist bewusst, dass ich ein Aufschiebe-Problem habe.
Ich habe mich entschieden, von meinen alten Gewohnheiten Abschied zu nehmen und ein neues Leben zu beginnen. Der Preis des Aufschiebens ist mir zu
hoch geworden.
Ich weiß, dass ich dieses Ziel nur erreiche, wenn ich allmeinen Willen, meinen Mut und meine Kraft zusammennehme, um
Arbeitsblockaden zu überwinden.
Ich lasse mich von Rückschlägen nicht entmutigen. Dafür ist mir mein Ziel zu wichtig.
Welche messbare Aufgabe wollte ich gestern auf
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