Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
Ressourcen möglichst effektiveinzusetzen. Zum Glück können Sie Ihre persönlichen
Lernkompetenzen nach den Erkenntnissen der Lernforschung ausbauen.
Unser Gehirn bevorzugt bestimmte Darreichungsformen, um neues Wissen zu speichern. Das neue Wissen landet zuerst im Kurzzeitgedächtnis. Wenn es dort
nicht bald wieder abgerufen wird, verschwindet es wieder, um den begrenzten Speicherplatz freizugeben. Spannend ist für uns die Frage, unter welchen
Umständen frische Informationen besonders gut vom Kurzzeitgedächtnis in den Langzeitspeicher unseres Gehirns geraten. Dort scheint es endlos Platz zu
geben. Allerdings wächst mit der Datenmenge auch die Not, das archivierte Wissen im Langzeitgedächtnis wiederzufinden. Deshalb brauchen wir ein
Ordnungsprinzip, um uns in der gigantischen Bibliothek der Erinnerung zurechtzufinden. Es gilt, Spuren zu legen, um das Gelernte zielsicher im Labyrinth
unserer grauen Zellen aufspüren zu können. Für das Lernen haben sich drei methodische Hauptansätze heraus kristallisiert.
a) Das Organisieren bzw. Strukturieren des Lernstoffs
Hilfreich ist es, den Lernstoff gut zu strukturieren. Das beginnt mit dem
Eingrenzen der Stoffmenge. Dazu sollten folgende Fragen geklärt sein: Welcher genaue Umfang des Lernstoffes wird überhaupt erwartet? Was ist nicht
relevant? Wo liegen die Schwerpunkte?
Ist die Stoffmenge eingegrenzt, bietet es sich an, das Themengebiet mit Überschriften in Teilgebiete zu gliedern. So ergeben sich übergeordnete
Themen-Stämme, an denen sich die zugehörigen Details wie Äste anheften lassen. Das erleichtert es unserem Langzeitgedächtnis enorm, hierzu eine
»Karteikarte« anzulegen.
Liegt der Lernstoff als Text vor, wird die Struktur des Inhalts durch eigene Kapitelüberschriften ermittelt.
b) Tiefenorientierte Lernstrategie: Das Elaborieren (Verstehen und Auseinandersetzen)
Tief im Gedächtnis
verankern wir die Lerninhalte, wenn wir ihren Sinn ausgiebig nachvollziehen und uns mit ihnen schriftlich und mündlich auseinandersetzen. Die gedankliche
Verknüpfung mit bereits Bekanntem sowie das Umformen in andere Darstellungsweisen liefern unserem Gedächtnis die nötigen Anknüpfungspunkte, um die
Informationen besser und länger zu behalten. Hierbei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wie würden Sie zum Beispiel das Gelernte auf einer
Pressekonferenz präsentieren? Wie ließe sich die Materie als Märchen erzählen? Wie würde ein Werbespot für das Thema aussehen? Und so weiter …
Beispiel 1:
Das Thema Aufschieberitis wird elaboriert, indem man es sich als Produkt vorstellt. Ein Marktschreier legt sich für
den Verkauf ins Zeug :
Treten Sie näher, meine Damen und Herren!!! Erwachsene umsonst, Kinder die Hälfte!!! Ich präsentiere Ihnen heute eine absolute
Weltneuheit. Das einzigartige Wundermittel gegen Versagensängste, Leistungsdruck und Erfolg: Schiebolin! In der praktischen Zwei-Liter-Flasche mit
patentiertem Revolver-Sprühkopf.
Jeder kennt das, meine Damen und Herren. Man hat ein Projekt, man müht und quält sich, aber das Projekt will einfach nicht flutschen. Aber diese
Zeiten sind jetzt zum Glück vorbei! Denn jetzt gibt es Schiebolin! Einfach etwas Schiebolin auf das Vorhaben aufsprühen und fertig ist die Laube. Dank
Schiebolin bildet sich ein aalglatter Schutzfilm auf Ihrer Aufgabe, so dass Sie Ihnen – flitsch-flutsch – aus den Händen gleitet. Nach zwei bis drei
Versuchen, Ihre Sache in den Griff zu kriegen, haben Sie es aufgegeben. Und: Wenn man etwasnicht zu fassen bekommt, braucht man auch
nicht mehr darüber nachzudenken. Mit Schiebolin flutscht bei Ihnen einfach alles weg: Ihre Ziele, Ihr guter Ruf, Ihre Karriere …
Schiebolin: Was du heute kannst verschieben, ist dir morgen noch geblieben!
Beispiel 2: Schillers Lied von der Glocke als Hymne an das Aufschieben
Hymne an das Aufschieben. Ein Glockenspiel.
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Morgen muss die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, an den Strand!
Von der Stirne heiß
Rinnen soll der Schweiß,
Soll das Werk bis morgen warten
Wenn wir an die Riviera starten.
Zum Werke, das wir einst bereiten,
Geziemt sich wohl ein guter Wein;
Wenn gute Tropfen uns begleiten,
Wird’s Schaffen später leichter sein.
So lasst uns jetzt ganz faul betrachten,
Was der Fleißige anfasst;
Den Anschieber muss man verachten,
Der nie bedacht, was er verpasst.
Das ist’s ja, was den Menschen
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