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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würden sich nicht nur den beiden nähern, sondern auch dem toten Danny.
    Um ihn konnten wir uns nicht kümmern, die Lebenden waren wichtiger.
    Phil hatte seinen Arm ausgestreckt. Die Finger umkrallten den Arm seines Bruders, aber sie zogen den Mann nicht zur Seite.
    Ich schrie den Pfarrer an, forderte ihn auf, von hier zu verschwinden, und das Echo meiner Stimme hallte von den kahlen Innenwänden des Leichenhauses wider. Nun rannte ich Suko hinterher, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Wir verstanden uns ohne Worte. Jeder erfaßte sofort die Situation, und zugleich erreichten wir die Brüder.
    Aber auch die Spinnen waren da. Um uns herum wimmelte es plötzlich.
    Es lag auf der Hand, daß auch sie uns als Hindernis ansahen, das von ihnen überwunden werden mußte. Ich spürte sie plötzlich an meinen Hosenbeinen, wo sie wie kleine Gewichte hingen, die sich schnell nach oben bewegten.
    Bei Suko mußte das gleiche geschehen sein. Er kümmerte sich ebensowenig darum wie ich. Wir zerrten die beiden Männer zur Seite und trieben sie mit harten Worten an.
    Phil fing plötzlich an zu schreien, als er mitbekam, was da an seinem Körper hochkletterte. Es waren schrille und zugleich rauhe Schreie der Furcht, die so etwas wie ein Antrieb für uns waren, denn wir stießen sie auf den Ausgang zu.
    Zwischen unseren Füßen wimmelte es. Die Spinnen waren sogar von der Seite gekommen, und wir mußten aufpassen, daß wir auf ihren Körpern nicht ausrutschten.
    Einige zerknackten unter unseren Füßen. Andere wiederum kletterten an den Hosenbeinen hoch und hatten bestimmt schon die Höhe der Gürtelschnallen erreicht.
    Ich stieß Phil so hart durch die Tür nach draußen, daß er das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Egal, er hatte es geschafft. Auch Suko und der andere Mann waren in meiner Nähe, und jetzt erst kamen die Spinnen wie eine krabbelnde und zitternde Woge. Sie hatten die offene Tür gefunden, der Weg ins Freie und damit in den Ort war frei, den sie, zusammen mit anderen, überschwemmen konnten.
    Etwas krabbelte an meiner Brust hoch. Die Spinne war verdammt groß und schon sehr nah am Kinn. Ich konnte schon die vier Einzelaugen erkennen, auch die Kieferfühler vorn und die vier Beinpaare. Der Rücken schimmerte in einer kaum zu beschreibenden Farbe. Sie war wohl fahlgelb, und mit einem Schlag meiner rechten Hand fegte ich mir die Spinne vom Körper, um sie dann zu zertreten.
    Drei andere hingen noch an mir. Auch sie fegte ich weg. Sie überkugelten sich und suchten danach den Kontakt zu ihren Artgenossen, die an uns kein Interesse mehr zeigten und bereits auf den Weg zum Friedhof und damit auch zum Ort waren.
    Plötzlich schrie Phil auf.
    Unsere Köpfe zuckten herum. Was wir sahen, war für ihn schlimm. Eine Spinne hatte sich in seinem Haar verfangen. Er stand da wie von Stromstößen geschüttelt. Die Arme ausgestreckt und die Beine breitbeinig auf den Boden gestellt.
    Bevor Suko und ich eingreifen und ihm die Spinne vom Kopf pflücken konnten, hatte er sich überwunden, die Arme angehoben und seine Hand um die Spinne gelegt. Er holte sie von seinem Kopf und wuchtete das Tier zu Boden. Dann wankte er zurück, nach Atem ringend und seine Hände gegen die Brust gepreßt.
    Ich stützte ihn. Dabei sah ich sein schweißnasses Gesicht, das mir zugedreht war. »Sie – sie hat mich gebissen, verdammt! Ich bin gebissen worden, vergiftet!« Er sank auf die Knie und schlug die Hände vor sein Gesicht.
    In seiner Verzweiflung ließ ich ihn allein und suchte den Boden ab, wo die Spinne liegen mußte, die auf seinem Kopf gesessen hatte.
    Sie bewegte sich nicht mehr. Der Mann mußte sie bei seiner Tat zerdrückt haben.
    »Wer kennt sich mit Spinnen aus?« fragte ich.
    Suko und der Pfarrer hoben die Schultern. Auch Phils Bruder sagte nichts. Er war sowieso nicht bei der Sache und hielt immer wieder nach neuen Spinnen Ausschau.
    »Ich kenne mich aus!«
    Die Stimme der Frau erwischte uns wie ein Donnerhall, und zumindest Suko, Glendale und ich schraken zusammen. Ich kam sofort wieder hoch, drehte mich und blickte dann dorthin, wo auch Suko und der Pfarrer hinstarrten.
    Zum Dach des Leichenhauses.
    Dort stand sie.
    Groß, mächtig wie aufgeplustert wirkend, und sie gab uns mit einer rauhen Stimme die Antwort. »Es war eine Wolfsspinne, die ihn erwischt hat, auch Tarantel genannt…«
    ***
    Erinnerungen
    Die Abende waren lang, so schrecklich lang und einsam, seit Melvin verstorben war. Erica Wade würde sich daran nie gewöhnen

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