Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JFK -Staatsstreich in Amerika

JFK -Staatsstreich in Amerika

Titel: JFK -Staatsstreich in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Bröckers
Vom Netzwerk:
Tatsächlich hatte der knurrige Harvey, der seine
Meriten als Frontmann im Kalten Krieg als Chef der CIA-Station in Westberlin
erworben hatte, mit der charmanten Filmfigur sehr wenig gemein. Statt der ein
bis zwei gerührten Martinis James Bonds trank er eher eine ganze Flasche Whisky
– pro Tag – und hatte nach dem Schweinebucht-Debakel wie die meisten seiner
alten CIA-Kameraden für den Präsidenten nur Verachtung übrig, mit der er auch
nirgends hinter dem Berg hielt. Im Kollegenkreis pflegte er die Brüder
»Schwuchteln« zu nennen, und der jüngere Kennedy – sein Chef bei der Operation
Mongoose – war für Harvey stets der »little fucker«. 26
    In der Kennedy-Literatur wird die
Operation Mongoose oft als Beleg für die Obsession der Brüder dargestellt,
Castro ermorden zu lassen, was dann dazu geführt hätte, dass Castro seinerseits
die Ermordung JFKs befohlen und in Dallas hätte durchführen lassen. Doch von
den vielen Verschwörungstheorien über den Präsidentenmord gehört diese mit
Sicherheit zu denen, die mit den historischen Fakten am allerwenigsten in
Einklang zu bringen ist: in Bezug weder auf die Interessen und Möglichkeiten
Fidel Castros noch auf die Einschätzungen der klassischen kalten Krieger des
Militärs oder der CIA-Aktionisten wie William Harvey. Denn für diese waren die
Mongoose-Aktivitäten der Kennedy-Brüder eher ein »Krieg der Worte«, der das von
ihnen bevorzugte massive Vorgehen gegen Castro bloß blockierte. Ihr Problem war
nicht das vermeintlich obsessive Interesse der Kennedys an Castros Ermordung,
sondern vielmehr, dass sie bei diesen Bestrebungen von ihnen behindert wurden.
Ein von Senator Frank Church geleiteter Ausschuss des US-Senats, das mit der
Untersuchung von Mordkomplotten der CIA betraute Church-Komitee, kam denn auch 1976
in Bezug auf die Mordpläne gegen Fidel Castro zu dem Schluss, das keiner dieser
Pläne von Präsident Kennedy beauftragt oder abgesegnet worden war – und dass
auch die häufigen Behauptungen, sein Bruder sei dafür verantwortlich gewesen,
»nicht wahr« seien. Dass sich William Harvey im Frühjahr 1961 der langjährigen
CIA-Verbindungen zur Mafia bedient und über seinen Kontaktmann Robert Maheu ein
Treffen mit den Bossen Sam Giancana, Santo Trafficante und John Roselli
arrangiert hatte, denen für Fidel Castro bestimmte Giftpillen und eine
Anzahlung von 10 000 Dollar für den Auftragsmord überreicht wurden, erfuhr
Robert F. Kennedy erst ein Jahr später vom FBI-Chef J. Edgar Hoover. Hoover
schrieb anschließend, dass der Präsidentenbruder von dieser Nachricht »sichtlich
entsetzt« war. Auch Harvey selbst sagte vor dem Church-Komitee aus, dass
Kennedy nur über die »Phase 1«, die Sabotage und Unterminierungspläne gegen
Kuba, informiert war, nicht aber über die konkreten Versuche, Fidel Castro zu
ermorden. 27 So wenig die Operation
Mongoose also als Beleg herhalten kann, die Kennedy-Brüder hätten die Ermordung
des kubanischen Revolutionsführers aktiv betrieben, so wenig taugt sie auch als
Baustein für die in einigen Bücher vertretene Verschwörungstheorie, den Mord an
John F. Kennedy Fidel Castro in die Schuhe zu schieben. Und sie taugt auch
nicht in der Variante mit den Mafiabossen als Tätern, die Lamar Waldron und
Thom Hartmann 2005 in ihrem voluminösen Werk Ultimate Sacrifice vorlegten.
Demzufolge hätte Robert F. Kennedy jenseits aller offiziellen Geheimpläne einen
inoffiziellen Putsch in Kuba eingefädelt, bei dem Castro am 1. Dezember 1963
von einem Insider ermordet werden und danach eine Invasion von Exilkubanern
erfolgen sollte. Davon hätte dann die Mafia Wind bekommen und den Präsidenten
in Dallas erschossen, weil sie sicher gewesen wäre, dass dieser Mord nicht
verfolgt werden könnte, ohne die provokanten Putschpläne der Regierung
aufzudecken und einen Nuklearkrieg mit der Sowjetunion zu riskieren. Eine
ausgefuchste Konstruktion – und eine unsinnige dazu. Denn warum sollten die
durch Castro ihrer Pfründe in Kuba verlustig gegangenen Mobster am 22. November
einen Präsidenten ermorden, dessen supergeheimer Plan – von dem weder CIA noch
das Pentagon, noch die engsten Mitarbeiter, sondern nur sie selbst etwas
mitbekommen hatten – doch angeblich vorsah, die Insel am 1. Dezember
zurückzuerobern? Hätten sich Waldron und Hartmann diese simple Frage gestellt,
wäre ihrer auf über 900 Seiten ausgewalzten Plot-Theorie (die ansonsten aber
viel gut recherchiertes Material enthält) die Luft sehr schnell

Weitere Kostenlose Bücher