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JFK -Staatsstreich in Amerika

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Titel: JFK -Staatsstreich in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Bröckers
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nicht damit einverstanden, dass wir einen Bruch
der chinesisch/sowjetischen Bindungen zu einem unverhandelbaren Punkt machen.
Er möchte Castro keine Bedingungen stellen, die dieser offensichtlich nicht
erfüllen kann«, hielt sein Berater McGeorge Bundy in einem Memo fest – und
fügte hinzu, dass diese Entscheidung diskret zu behandeln sei. 36 Doch die CIA bekam natürlich Wind davon, denn
Donovan, der von Robert F. Kennedy erneut nach Kuba entsandt worden war, wurde
auch bei seiner folgenden Rückkehr von der Agency befragt und gab über Castros
»konzilianten« Ton und sein Interesse an einer Annäherung wahrheitsgemäß
Auskunft. Neben den nach der Kubakrise ohnehin schon schwer aufgebrachten
Militärs – zusätzlich in Rage gebracht durch das geplante Verbot oberirdischer
Atomwaffenversuche, das Kennedy in diesen Wochen mit Chruschtschow verhandelte
– waren jetzt auch die oberen Ränge der CIA aufs Höchste alarmiert. Der Mann,
der ihre Schweinebucht-Operation versaut hatte, der eine Invasion nach der
Raketenstationierung verhindert und deshalb die Operation Mongoose gestoppt
hatte, dieser Mann war jetzt drauf und dran, das absolut Unerhörte zu tun: mit
dem benachbarten Feind, einem finsteren Kommunisten, mit Fidel Castro
persönlich, in Verhandlungen zu treten.
    Kennedys inoffizieller »Back
Channel« mit Castro war vermittelt worden über Lisa Howard, eine sehr attraktive
Journalistin des TV-Senders ABC, die sich zuvor auch als Schauspielerin
versucht und nun als erste Frau in der männerdominierten Branche des
Nachrichtenjournalismus eine eigenen Sendung – The News Hour with Lisa
Howard – bekommen hatte. Mit dem ersten Interview eines amerikanischen
Journalisten mit dem neu gewählten sowjetischen Ministerpräsidenten
Chruschtschow war ihr ein echter Scoop gelungen. Diesen wollte sie, nachdem ihr
im April 1963 die Drehgenehmigung für eine Dokumentation über die Lage in Kuba
erteilt worden war, mit Fidel Castro wiederholen, was ihr nach der Ankunft in
Havanna auch gelang: durch ihre Hartnäckigkeit, mit der sie sich von den ersten
Absagen nicht beeindrucken ließ, und unter Einsatz ihrer »natürlichen Vorzüge«,
denen auch der Revolutionsführer nicht widerstehen konnte, nachdem dieser sie
nach Mitternacht zu einem Vorgespräch aus ihrem Zimmer im Hotel Riviera in den
Nachtclub des Hotels bestellt hatte und Lisa Howard in einem tief
dekolletierten Cocktailkleid erschienen war. Das Gespräch dauerte bis 5 Uhr in
der Frühe und endete mit einem Win-Win: Lisa Howard bekam die Zusage für ein
45-Minuten-Gespräch mit Castro vor laufenden Kameras und der bärtige Comandante
für ein intimes Tête-à-Tête mit der blonden Schönheit. Nach ihrer Rückkehr in
die USA erstattete sie dem Präsidenten einen Bericht, der nicht nur dessen
Neugier und Klatschhunger stillte, sondern auch politisch relevant war. Denn
außer pikanten Details darüber, dass Castro das Liebesgeschäft »effizient«
verrichtet und dazu »nicht die Stiefel ausgezogen habe«, unterstrich auch Lisa
Howard, was schon der Emissär James Donovan berichtet hatte, nämlich die
ernsthafte Dialogbereitschaft Castros und sein Interesse an gegenseitiger
Verständigung. 37 Und so hartnäckig, wie
sie als Journalistin um das Interview mit dem kubanischen Staatschef gekämpft
hatte, so hartnäckig setzte sie sich in den folgenden Monaten für einen
Friedensdialog mit dem kommunistischen Nachbarn ein – mit Artikeln und TV-Beiträgen
über Kuba und bei Partys in ihrer luxuriösen Wohnung, auf denen sie den
kubanischen UN-Botschafter Carlos Lechuga mit dem Diplomaten William Attwood
zusammenbrachte, den Kennedy mit nunmehr halb offiziellen, aber immer noch
äußerst diskret zu führenden Verhandlungen mit Castro betraut hatte.
    Die Notwendigkeit eines diskreten
Kommunikationskanals war Kennedy spätestens am 19. März 1963 klar geworden, als
die CIA-gesponserte kubanische Exilgruppe Alpha 66 eine Pressekonferenz in
Washington veranstaltete und verkündete, eine sowjetische »Festung« und ein
Schiff in Kuba gestürmt und dabei schwere Zerstörungen und ein Dutzend Tote
hinterlassen zu haben. Alpha 66 war eines der Kommandos, die von der großen
CIA-Station JM/WAVE in Florida gesteuert wurden. Sie hatte schon bei der
»Schweinebucht«-Operation eine zentrale Rolle gespielt und wollte sich durch
Kennedys Vereinbarungen mit Chruschtschow von ihren Invasionsplänen nicht
abbringen lassen. Die Absicht hinter den Sabotageaktionen war klar.

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