JFK -Staatsstreich in Amerika
einen zeigt sie,
dass es wenig Sinn macht, von der CIA und der Mafia als strikt separaten
Institutionen oder Organisationen zu sprechen. Und zum anderen stoßen wir
einmal mehr auf den »guten Hirten« James Angleton, der nicht nur falsche
Überläufer nach Russland schickte, sondern bei der CIA auch federführend den
Kontakt zum israelischen Geheimdienst hielt und wegen seiner frühen Jahre als
OSS-Agent in Italien beste Kontakte zu den dortigen »Antikommunisten« pflegte,
wie sie im Aufsichtsrat von Permindex versammelt waren. »Wie immer«, so Douglas
Valentine, »waren Angleton und Lansky die dunklen Sterne der finanziellen und
geheimdienstlichen Aspekte des internationalen Drogenschmuggels.« 12
Als »dunkler
Stern« fungierte James Angleton auch für die Warren-Kommission, denn der
Counterinsurgency-Chef war ihr als Liaisonoffizier der CIA zugeteilt worden.
Für Fragen im Hinblick auf mögliche Geheimdiensttätigkeiten Lee Harvey Oswalds,
sofern sie nicht schon kommissionsintern vom Ex-CIA-Chef Dulles abgebügelt
worden waren, war also niemand anderes als Angleton zuständig. Zur Koordination
ihrer Aussagen vor der Kommission ließ Angleton dem FBI-Chef J. Edgar Hoover
ein schriftliches Memo zukommen, in dem das »Ergebnis« des Warren-Reports in
den zwei kürzestmöglichen Antworten zusammengefasst ist:
»War Oswald je ein Agent der
CIA?«
»Nein«.
»Hat die CIA irgendwelche
Beweise, dass es eine Verschwörung zur Ermordung Kennedys gab?«
»Nein.« 13
Solche Beweise hatte die CIA aber
sehr wohl, und sie hatte sie nicht nur in ihrem Besitz, sondern sie hatte sie
auch selbst hergestellt – um damit die Phase eins der Vertuschung zu
inszenieren.
Schon um 9:20 Uhr am Morgen nach dem
Attentat war der neue Präsident Lyndon B. Johnson von CIA-Direktor John McCone
auf den Stand gebracht worden. »Die CIA«, so der Historiker Michael Beschloss,
»hatte Informationen über Auslandsverbindungen des verdächtigen Attentäters,
Lee Harvey Oswald, die LBJ nahelegten, dass Kennedy von einer internationalen
Verschwörung ermordet wurde.« Beschloss zitiert aus einem CIA-Memo vom selben
Tag, in dem berichtet wird, dass Oswald im September Mexiko City besucht und
dort mit einem sowjetischen Vizekonsul gesprochen habe, der der CIA als Experte
für Mordanschläge und Sabotage bekannt sei. In dem Memo wird gewarnt, dass
Oswald, »wenn er tatsächlich Teil einer ausländischen Verschwörung sei,
ermordet werden könnte, bevor er das vor den US-Behörden gesteht«. 14 Bei seinem Briefing am 23. November 1963
argumentierte McCone, »dass Nikita Chruschtschow im Kreml auf der Kippe stehe
und wegen der Raketenkrise in Kuba zum Rücktritt gedrängt werde. Wenn Castro
des Mords an Kennedy bezichtigt werde, würden die Amerikaner Rache an Kuba
fordern, und Chruschtschow hätte es mit einer weiteren Kubakrise zu tun …
Dieses Mal könnte er etwas Unüberlegtes tun und einen Nuklearkrieg provozieren,
der 40 Millionen Leben kosten könnte.« 15 Dieses nukleare Horrorszenario war der zentrale Baustein der Phase eins der
Vertuschung und fütterte den Präsidenten mit dem entscheidenden Argument, mit
dem er in den folgenden drei Tagen Earl Warren und die Kommission
zusammentrommelte und sie zu der Maßgabe von Phase zwei der Vertuschung
verpflichten konnte: dass aufgrund der Gefahr eines dritten Weltkriegs das
Ergebnis ihrer Untersuchung auf Lee Harvey Oswald als Einzeltäter hinauslaufen
müsse.
Peter Dale Scott, der diese zwei
Ebenen der Inszenierung des Cover-ups im Detail untersucht hat, fasst zusammen:
»In den Tagen nach den Morden in
Dallas wurden die Vereinigten Staaten mit dubiosen Storys überschwemmt, von
denen die meisten schnell widerlegt wurden, dass Oswald mit einer kubanischen
oder sowjetischen Verschwörung in Verbindung stand. Diejenigen, die das FBI und
die CIA am meisten beschäftigten, kamen alle aus Mexiko. Diese Geschichten
wiesen alle bestimmte Eigenschaften auf:
Sie kamen alle aus einer
Geheimdienstquelle oder von jemandem, der in den Händen der Geheimdienste war.
Fast immer waren der mexikanische Geheimdienst DFS oder die dortige
Geheimpolizei involviert. Der DFS und auch der nicaraguanische Geheimdienst,
der ebenfalls als Quelle diente, standen unter der Vormundschaft der CIA.
Die Geschichten änderten sich
im Lauf der Zeit und unterstützten entweder die Pro-Verschwörungs-Hypothese
(Phase eins) oder ihre Zurückweisung (Phase zwei).
Die Warren-Kommission wurde zu
der Überzeugung gebracht, dass
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