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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Handeln brauchte ich mehr als einen Verdacht.
    Also blieb die Frage, wer es war, den ich für den Demon umnieten sollte. Einer, der groß genug war, daß der Täter ebenfalls verschwinden mußte … Jemand aus dem Hochadel? Schon möglich – aber warum? Wer war dem Demon in die Quere gekommen?
    Der Demon war gewitzt, er war vorsichtig, er machte sich kaum Feinde, er war im Rat, er – halt mal! Der Rat? Na klar, das mußte es sein. Entweder wollte einer aus dem Rat ihn loswerden, oder er hatte schließlich beschlossen, daß Nummer zwei nicht mehr gut genug für ihn war. Wenn letzteres der Fall war, dann waren fünfundsechzigtausend nicht genug. Ich wußte, wer ihm im Weg stand, und derjenige war derart unantastbar, daß man es am besten gar nicht erst versuchte. So oder so, das ganze klang gar nicht gut.
    Wer könnte es denn sonst sein? Irgend jemand Wichtiges aus der Organisation des Demon, der sich plötzlich entschlossen hatte, ein bißchen mit dem Imperium zu plaudern? Verdammt unwahrscheinlich! Der Demon würde keine derartigen Fehler machen. Nein, es mußte sich um jemanden aus dem Rat handeln. Und das würde, wie ich schon dachte, bedeuten, daß derjenige, der den Job erledigte, mächtig Schwierigkeiten haben würde, selbst am Leben zu bleiben. Er hätte einfach zu viele Informationen über den Kerl, der ihm den Auftrag gegeben hat, und er wüßte zuviel über interne Streitereien im Rat.
    Langsam schüttelte ich den Kopf, doch der Demon bremste mich mit einer Handbewegung. »Es ist nicht, was Ihr denkt«, sagte er. »Wir wollen Mario nur deshalb nicht, weil der Auftrag unter bestimmten Bedingungen stattfinden muß, und diese Bedingungen würde Mario nicht akzeptieren. Das ist alles.«
    Wut keimte in mir auf, aber ich unterdrückte sie schnell, bevor er sie sehen konnte. Was zum Henker ließ ihn annehmen, daß er mir Bedingungen aufladen konnte, die Mario nicht akzeptieren würde? (Na, die fünfundsechzigtausend in Gold natürlich.) Ich überlegte ein bißchen weiter. Das dumme war natürlich, daß der Demon berühmt für seine Ehrlichkeit war. Man kannte ihn nicht als einen, der einen Mörder anheuert und ihn anschließend verrät. Auf der anderen Seite waren die Angelegenheiten wohl doch ziemlich verfahren, wenn sie von fünfundsechzigtausend sprachen. Wenn er verzweifelt genug war, konnte er Dinge tun, die er sonst nicht machen würde.
    Die Zahl Fünfundsechzigtausend in goldenen Imperials ging mir nicht aus dem Kopf. Allerdings war da auch noch eine andere Zahl: Einhundertfünfzig in Gold. Soviel kostet eine durchschnittliche Beerdigung.
    »Ich glaube«, sagte ich schließlich, »mein Freund wäre nicht daran interessiert, ein Mitglied des Rates auszuschalten.«
    Er nickte anerkennend wegen meiner Gedankengänge, aber dann meinte er: »Fast. Ein ehemaliges Mitglied des Rates.«
    Was? Noch mehr Rätsel.
    »Mir war nicht bewußt«, begann ich langsam, »daß man den Rat anders als auf die eine Weise verlassen kann.« Und wenn der Typ so gegangen war, dann brauchten sie meine Dienste garantiert nicht mehr.
    »Uns genausowenig«, sagte er. »Aber Mellar hat einen Weg gefunden.«
    Endlich! Ein Name! Mellar, Mellar, mal sehen … genau. Der war unglaublich hart. Gut und solide organisiert, was im Kopf und, naja, genug Mumm und Unterstützung, um eine Position im Rat zu bekommen und zu halten. Aber warum hatte der Demon mir das gesagt? Wollte er mich am Ende umbringen, falls ich ablehnte? Oder ging er davon aus, daß er mich überzeugen konnte?
    »Und wie hat dieser Weg ausgesehen?« Ich trank einen Schluck Wein.
    »Sich das Vermögen des Rates im Wert von neun Millionen in Gold zu schnappen und zu verschwinden.«
    Ich verschluckte mich fast.
    Beim heiligen Gemächt des Imperialen Phönix! Mit Jhereg-Vermögen verduften? Rats vermögen? Ich bekam Kopfschmerzen.
    »Wann – ist das passiert?« stieß ich hervor.
    »Gestern.« Er beobachtete meinen Gesichtsausdruck. Dann nickte er grimmig. »Dreister Bastard, nicht wahr?«
    Ich stimmte zu. »Euch ist klar, daß es verflucht schwierig sein wird, das ganze unter dem Teppich zu halten.«
    »Allerdings«, sagte er. »Lange wird uns das nicht gelingen.« Einen Moment lang waren seine Augen eiskalt, und mir wurde klar, woher der Demon seinen Namen hatte. »Er hat alles genommen, was wir besaßen«, sagte er kurz. »Natürlich haben wir alle eigenes Vermögen, und das haben wir bei der Untersuchung eingesetzt. Aber bei der Größenordnung, in der wir arbeiten, können

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