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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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angeboten würde? Vom Demon? Wieso? Oder sollte mich das bloß in Sicherheit wiegen? Ich hatte keine Ahnung. Wenn er mich wirklich für so etwas haben wollte, hätte er es über ein halbes Dutzend Mittelsmänner erledigen sollen.
    »Ich fürchte nicht«, gab ich vorsichtig zurück. »In solche Dinge lasse ich mich nicht verwickeln.«
    Und dann: »Aber ein Freund von mir.«
    Er sah einen Augenblick woanders hin, dann nickte er. »Ich verstehe. Könntet Ihr mich mit diesem ›Freund‹ in Verbindung bringen?«
    »Er zeigt sich nicht gern«, erklärte ich. »Wenn Ihr wollt, kann ich ihm eine Nachricht überbringen.«
    Er nickte, sah mich aber immer noch nicht an. »Ich nehme an, Euer ›Freund‹ ist ebenfalls aus dem Ostreich?«
    »In der Tat, ja. Ist das von Bedeutung?«
    »Vielleicht. Sagt ihm, wir möchten, daß er für uns arbeitet, falls er frei ist. Ich hoffe, er hat Zugang zu Euren Informationsquellen. Dieser Job wird vermutlich jede von ihnen benötigen.«
    Oho! Also deshalb war er zu mir gekommen! Weil er wußte, daß meine Art, an Informationen zu kommen, so gut war, daß selbst er mich hier kaum schlagen konnte. Ich gestattete mir einen Hauch vorsichtigen Optimismus. Das ganze könnte also legitim sein. Andererseits war mir nicht klar, warum er persönlich gekommen war.
    Ein ganzer Haufen Fragen schoß mir durch den Kopf, die ich ihm unbedingt stellen wollte, zum Beispiel »Warum ich?« und »Warum Ihr?«. Aber so direkt konnte ich ihn nicht ansprechen. Das Problem bestand darin, daß er mir keine weiteren Informationen geben würde, bevor er nicht ein gewisses Maß an Verpflichtung bei mir bemerkte – und ich wollte ihm diese Verpflichtung nicht gewähren, bevor ich nicht mehr wußte.
    »Irgendeinen Vorschlag, Loiosh?«
    »Du könntest ihn fragen, wer das Opfer ist.«
    »Genau das will ich nicht. Damit stehe ich in der Pflicht.«
    »Nur wenn er antwortet.«
    »Warum sollte er nicht antworten?«
    »Ich bin ein Jhereg, schon vergessen?« fragte er sarkastisch. »Wir haben so unsere Ahnungen.«
    Eine von Loioshs großen Gaben ist es, meine eigenen Sprüche gegen mich zu kehren. Das vermaledeite daran war, daß er womöglich einfach die Wahrheit sagte.
    Während der psionischen Unterhaltung schwieg der Demon taktvoll – entweder, weil er sie nicht bemerkte, oder aus Höflichkeit. Ich vermute letzteres.
    »Wer?« fragte ich laut.
    Da drehte der Demon sich zu mir um und sah mich an, ziemlich lange, wie es schien. Danach wandte er sich wieder ab.
    »Jemand, der uns fünfundsechzigtausend in Gold wert ist«, gab er zurück.
    Dieses Mal zeigten sich meine Gefühle deutlich in meinem Gesicht. Fünfundsechzigtausend! Das war … mal sehen … dreißig, nein, vierzig Mal so viel wie der Standardtarif! Mit so viel Kohle könnte ich meiner Frau endlich das Schloß bauen, von dem sie immer spricht! Teufel auch, ich könnte zwei bauen! Ich könnte mich verdammt noch mal zur Ruhe setzen! Ich könnte –
    »Hinter wem seid Ihr her?« fragte ich erneut und zwang mich, dabei ruhig und gleichgültig zu klingen. »Hinter der Imperatorin?«
    Er mußte ein bißchen lächeln. »Ist Euer Freund interessiert?« Mir fiel auf, daß er die Anführungszeichen nicht länger mitsprach.
    »Nicht, wenn er die Imperatorin ausschalten soll.«
    »Keine Sorge. Wir wollen keinen Mario.« Damit hatte er allerdings eben was Falsches gesagt. Das machte mich nachdenklich … bei dem Geld, das im Gespräch war, hätte er tatsächlich Mario anheuern können. Warum wollte er nicht?
    Ein Grund fiel mir sofort ein: Derjenige, der ausgeschaltet werden sollte, war ein so hohes Tier, daß, wer auch immer den Job erledigte, danach selbst eliminiert werden mußte. Sie waren klug genug, so was nicht mit Mario zu versuchen; ich dagegen, naja, warum nicht. Ich war nicht so gut geschützt, daß die Leute, die der Demon zur Verfügung hatte, mich nicht aus dem Weg räumen konnten.
    Dazu paßte auch die Tatsache, daß der Demon persönlich aufgetaucht war. Falls er tatsächlich vorhatte, mich nach dem Auftrag fallenzulassen, dann konnte es ihm egal sein, wenn ich wußte, daß er dahintersteckte, solange es niemand sonst aus seiner Organisation erfuhr. Jemanden für etwas anheuern und ihn dann, wenn er es getan hat, umzubringen, ist nicht gerade ehrenhaft – aber es ist schon vorgekommen.
    Ich verdrängte diesen Gedanken einen Moment. Ich wollte eine deutliche Vorstellung davon haben, was da vorging. Einen Verdacht hatte ich, ja, aber ich war kein Dzur. Zum

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