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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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handelte), dann wollte ich, daß sie bereit war. Ich spannte den Arm an und prüfte das Gewicht. Gut.
    Dann wandte ich mich an Loiosh, der immer noch lässig auf meiner rechten Schulter hockte. Während der vorangegangenen Unterhaltung war er merkwürdig still geblieben.
    »Was ist los?« fragte ich ihn psionisch. »Zerbrichst du dir den Kopf über das Treffen morgen?«
    »Nein, ich zerbreche mir den Kopf über den Teckla hier im Büro. Kann ich ihn aufessen, Boß? Kann ich? Ja? Ja?«
    Ich mußte lachen und machte mich mit völlig neuer Begeisterung wieder daran, die Waffen auszutauschen.

 
     
»ES GEHT NICHTS ÜBER GUTE MANIEREN – AUSSER GUTEN REFLEXEN«
     
     
    Die Blaue Flamme befindet sich in einer kurzen Straße namens Kupfergasse, die von dem Unteren Weg des Kieron abzweigt. Ich war eine Viertelstunde zu früh und suchte mir sorgfältig einen Platz mit dem Rücken zur Tür. Wenn Loiosh, zusammen mit den anderen, die wir aufgestellt hatten, mich nicht ausreichend vorwarnen könnte, wäre es vermutlich auch egal, wenn ich mit dem Gesicht zur Tür saß, hatte ich beschlossen. Auf diese Weise, das heißt, falls das Treffen anständig verlief, wovon ich absolut ausging, zeigte ich dem Demon, daß ich ihm traute, und wies gleichzeitig den Anschein der ›Respektlosigkeit‹ zurück, den er beim Anblick meiner Sicherheitsleute empfinden könnte. Loiosh kauerte auf meiner linken Schulter und behielt die Tür im Auge.
    Ich bestellte mir einen Weißwein und wartete. Einer von meinen Jungs räumte die Tische ab, doch die beiden, die Kragar angeheuert hatte, konnte ich nicht entdecken. Gut. Wenn ich sie nicht erkannte, dann bestand durchaus die Möglichkeit, daß der Demon es auch nicht konnte. Langsam trank ich meinen Wein, dabei mußte ich immer noch über das Treffen vorhin mit dem Teckla (wie hieß er noch?) lachen, den man überfallen hatte. An sich ist alles recht gut gelaufen, aber ich mußte mich sehr anstrengen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen, weil mein guter Jhereg-Vertrauter mich ständig psionisch anbettelte: »Ey, komm schon, Boß. Kann ich ihn bitte aufessen?« Er ist schon ein garstiges Wesen.
    Ich hielt meinen Weinkonsum genau unter Kontrolle – verlangsamtes Reaktionsvermögen hätte mir gerade noch gefehlt. Als ich mein rechtes Bein ausstreckte, spürte ich den Griff eines meiner Stiefelmesser beruhigend an meiner Wade. Weil ich in einer Nische saß und den Stuhl nicht verrücken konnte, schob ich den Tisch ein paar Zentimeter nach vorne. Dann prägte ich mir die Lage der Gewürze auf dem Tisch ein für den Fall, daß ich etwas zum Werfen oder als Deckung brauchte. Und ich wartete.
    Um fünf Minuten nach der verabredeten Zeit auf der Uhr des Imperiums empfing ich eine Warnung von Loiosh. Ich legte meinen rechten Arm so auf den Tisch, daß die Hand ganz dicht an meinem linken Ärmel war. Näher wollte ich nicht an einer Waffe sein. Vor meinem Tisch erschien ein ziemlich großer Wachmann, nickte mir zu und wich einen Schritt zurück. Dann näherte sich ein gutgekleideter Dragaeraner in Grau und Schwarz und nahm mir gegenüber Platz.
    Ich wartete, daß er zu reden anfing. Schließlich war es sein Treffen, also sollte er den Ton bestimmen; außerdem hatte ich plötzlich eine ganz trockene Kehle.
    »Ihr seid Vladimir Taltos?« fragte er, wobei er meinen Namen richtig aussprach.
    Ich nickte und nahm einen Schluck Wein. »Ihr seid der Demon?«
    Er nickte. Ich bot ihm vom Wein an, und wir tranken auf unsere Gesundheit; daß der Toast richtig ehrlich gemeint war, möchte ich bezweifeln. Aber die Hand, die mein Glas hielt, zitterte nicht. Gut.
    Er trank in kleinen Schlückchen von seinem Wein und beobachtete mich dabei. Jede seiner Bewegungen war bedächtig und kontrolliert. An seinem rechten Ärmel glaubte ich einen verborgenen Dolch zu erkennen; außerdem deuteten einige Beulen in seiner Kleidung auf weitere Waffen hin. Wahrscheinlich entdeckte er das gleiche bei mir. Seine Stellung war wirklich hoch, gemessen an seinem Alter. Er sah aus, als wäre er zwischen achthundert und tausend Jahre alt, das wäre beim Menschen etwa fünfunddreißig bis vierzig. Seine Augen waren von der Sorte, die sich nie weiter als einen Schlitz zu öffnen schienen. So wie meine, zum Beispiel. Kragar hatte recht: das hier war ein Mörder.
    »Uns ist zu Ohren gekommen«, begann er und schwenkte sein Weinglas, »daß Ihr ›Arbeit‹ erledigt.«
    Ich verbarg meine Überraschung. Sollte das heißen, daß mir ein Auftrag

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