Jhereg
begibt, wo Mellar sich versteckt, und Euch Euer Gold zurückbringt?«
»Das wäre schön«, gab er zu. »Aber nebensächlich. In der Hauptsache soll jedermann klar sein, daß man uns nicht ungestraft bestehlen kann. Selbst Kiera, ihre süßen kleinen Finger seien gesegnet, hat das noch nicht versucht. Ich möchte hinzufügen, daß ich diese ganze Angelegenheit sehr persönlich nehme. Und wer auch immer diesen bestimmten Auftrag für mich ausführt, kann sich meiner Zuneigung in Zukunft sicher sein.«
Daraufhin lehnte ich mich erst einmal zurück und dachte lange nach. Der Demon schwieg höflich. Fünfundsechzigtausend in Gold! Und noch dazu der Demon, der mir einen Gefallen schuldete. Das war weit besser, als sich mit einem Morgantidolch in die Augen pieksen zu lassen, soviel stand mal fest.
»Morganti?« fragte ich ihn.
Das schien ihm egal zu sein. »Es muß dauerhaft sein, wie auch immer Ihr es anstellen wollt. Falls bei dem Vorgang auch seine Seele zerstört wird, soll es mich nicht stören. Das ist aber nicht nötig. Es reicht, wenn er tot ist, ohne daß ihn danach jemand wiederbeleben kann.«
»Klar. Ihr habt gesagt, die Linke Hand arbeitet daran, ihn ausfindig zu machen?«
»So ist es. Ihre Besten.«
»Das wird Eurer Geheimhaltung nicht gerade zuträglich sein.«
Er wiegelte ab. »Sie wissen wer; sie wissen nicht warum. Soweit es sie angeht, handelt es sich um eine persönliche Sache zwischen Mellar und mir. Vielleicht wißt Ihr das nicht, aber die Linke Hand interessiert sich für gewöhnlich weit weniger für das, was der Rat so tut, als irgendein windiger Zuhälter in der Gosse. Aber sollte das alles zu lange dauern, werden Gerüchte entstehen, daß ich nach Mellar suche, und jemand, dem auffällt, daß der Rat finanzielle Schwierigkeiten hat, zählt eins und eins zusammen.«
»Schon möglich. Also gut, ich vermute, daß mein Freund willens sein wird, den Auftrag zu übernehmen. Er wird am Anfang jegliche Information über Mellar benötigen, die Ihr auch habt.«
Der Demon streckte eine Hand zur Seite aus. Der Leibwächter, der aus Höflichkeit (und zur Sicherheit) außer Hörweite gestanden hatte, gab ihm ein ziemlich eindrucksvoll aussehendes Bündel Papiere, das der Demon an mich weiterreichte. »Hier steht alles drin«, sagte er.
»Alles?«
»Alles, was wir wissen. Ich fürchte, es ist nicht so viel, wie Ihr gerne hättet.«
»Na schön.« Ich blätterte kurz durch die Papiere. »Ihr habt Euch Mühe gegeben«, bemerkte ich.
Er lächelte.
»Wenn ich sonst irgendwas brauche«, sagte ich, »wende ich mich an Euch.«
»Gut. Es sollte klar sein, aber Euer Freund wird in diesem Fall jede Hilfe bekommen, die er brauchen kann.«
»Wenn das so ist, nehme ich an, daß Ihr mit Euren Nachforschungen fortfahrt? Euch stehen bessere Zauberer zur Verfügung als meinem Freund. Ihr könntet an dieser Front weitermachen.«
»Das werde ich«, sagte er trocken. »Und ich sollte noch etwas erwähnen. Falls wir zufällig vor Euch auf ihn stoßen und eine Möglichkeit sehen, werden wir ihn selbst ausschalten. Ich möchte Euch nicht beleidigen, aber ich denke, Ihr könnt nachvollziehen, daß dies eine besondere Situation ist.«
»Ich kann nicht behaupten, daß mir das gefällt«, erwiderte ich, »aber ich verstehe Euch.« Tatsächlich gefiel mir das ganz und gar nicht. Klar, mein Lohn würde nicht gefährdet, aber derlei Ankündigungen können Komplikationen verursachen – und Komplikationen machen mir angst.
Doch ich zeigte nichts von meinem Mißfallen. »Ihr werdet vermutlich ebenfalls verstehen – und ich möchte Euch auch nicht beleidigen –, daß, falls irgendein Teckla ihm in den Weg läuft, und mein Freund glaubt, der Typ verpatzt das Ganze, dann wird mein Freund ihn beseitigen müssen.«
Der Demon nickte.
Ich seufzte. Kommunikation war wirklich was Feines.
Ich hob mein Glas. »Auf die Freunde«, sagte ich.
Er lächelte und hob seins. »Auf die Freunde.«
»JEDERMANN IST EIN RÄUBERISCHES WESEN«
›Arbeit‹ gibt es in drei Varianten, die jeweils unterschiedliche Konsequenzen, Zwecke und Kosten haben – und unterschiedliche Strafen.
Die einfachste wird nicht häufig angewendet, dennoch kommt sie so oft vor, daß man sie als ›Standard‹ bezeichnet. Sinn dieser Variante ist es, ein Individuum davor zu warnen, einen bestimmten Weg einzuschlagen, oder es auf einen anderen hinzuführen. Dabei wird für eine Gebühr, die mindestens bei fünfzehnhundert in Gold beginnt und je nach
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