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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Andererseits hatten sie es immer noch leichter als wir aus dem Ostreich, deshalb verfiel ich auch nicht gleich in Trauer um den armen Tropf.
    Sie nickte. »Er hat ganz deutlich drei Häuser in seinen Genen. Auf der einen Seite Dragon und Dzur, auf der anderen Seite Jhereg.«
    »Hmmm. Verstehe. Mir war nicht klar, daß man Jhereg-Gene als solche identifizieren kann. Ich hatte gedacht, die wären nur ein Mischmasch aus allen anderen Häusern.«
    Sie lächelte. »Wenn man ein Mischmasch, wie du es nennst, viele Generationen lang zusammenhält, dann erhält man etwas Eigenes, Unterscheidbares.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist mir sowieso zu hoch. Ich weiß nicht einmal, wie man ein Gen aussondern kann, ganz zu schweigen davon, wie man es einem bestimmten Haus zuordnet.«
    »Das ist so ähnlich wie im Gehirn eines anderen zu stöbern«, versuchte sie zu erklären, »außer, daß man nicht im Gehirn sucht. Und man muß natürlich viel tiefer gehen. Deshalb ist es übrigens auch so schwer zu entdecken. Jeder merkt, wenn man sein Hirn untersucht, außer der Untersuchende ist ein Experte, aber wenn in deinem Finger herumgestöbert wird, ist das schon schwieriger zu bemerken.«
    Mir kam die Vorstellung in den Sinn, wie die Imperatorin, vom Gestirn des Imperiums umkreist, einen abgeschnittenen Finger ausfragt: »Raus damit! In welcher Kasse hast du gesteckt?« Ich mußte lachen und verpaßte Alieras nächste Erklärung.
    »Entschuldigung, Aliera, was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, daß es ganz und gar nicht schwer ist, das Haus einer Person zu bestimmen, solange man weiß, wonach man zu suchen hat. Dir ist bestimmt klar, daß jedes Tier sich vom anderen unterscheidet, und –«
    »Jetzt halt mal! Jedes Tier ist anders, klar. Wir reden hier aber nicht über Tiere, wir reden über Dragaeraner.« Hier sparte ich mir einen bösartigen Kommentar, weil Aliera nicht in der richtigen Stimmung dafür zu sein schien.
    »Ach, komm schon, Vlad«, antwortete sie. »Die Namen der Häuser sind doch kein Zufall.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Also gut, wie zum Beispiel, glaubst du, hat das Haus der Dragon seinen Namen bekommen?«
    »Ich glaube, ich habe immer angenommen, daß ihr im Charakter den Dragon ähnlich seid. Ihr seid übelgelaunt, reptilhaft, starrsinnig –«
    »Hmmmph! Das hätte ich mir wohl denken können, Aasfresser. Aber da liegst du falsch. Ich bin aus dem Hause der Dragon, und das bedeutet, daß vor ein paar hunderttausend Generationen echte Dragontiere zu meinen Vorfahren zählten.«
    Und darauf bist du stolz? dachte ich, aber sagte es nicht. Gleichwohl muß ich so geschockt ausgesehen haben, wie ich mich fühlte, denn sie sagte: »Ich hatte gedacht, du wüßtest das.«
    »Ich höre es zum ersten Mal, das schwöre ich dir. Soll das heißen, das Chreothas zum Beispiel von richtigen Chreotha tieren abstammen?«
    Sie schien verwirrt. »Nicht wirklich abstammen. Das Ganze ist schon etwas komplizierter. Alle Dragaeraner waren ursprünglich eine Rasse. Aber das änderte sich, als – wie soll ich sagen? Na schön: gewisse, ähm, Wesen regierten einst auf Dragaera. Man nannte ihre Rasse die Jenoine. Sie benutzten die dragaeranische Rasse (und, wie ich hinzufügen könnte, auch die Ostländer) für genetische Experimente. Als sie Dragaera verließen, teilten wir uns auf der Grundlage natürlicher Verwandtschaft in Stämme auf, und daraus wurden dann die Häuser gebildet, nach der Erschaffung des Imperiums durch Kieron den Eroberer.«
    Sie hat nicht ›mein Vorfahre‹ gesagt, aber ich hörte es trotzdem.
    »Bei den Experimenten mit den Dragaeranern haben sie ein paar wilde Tiere der Gegend als Genpool benutzt.«
    Ich unterbrach sie: »Aber Dragaeraner können sich nicht wirklich mit diesen verschiedenen Tieren kreuzen, oder?«
    »Nein.«
    »Aber wie ist dann –«
    »Wir wissen nicht genau, wie das angestellt wurde. Ich habe selbst schon diesbezüglich nachgeforscht, aber ohne ein Ergebnis.«
    »Was haben diese – Jenin?«
    »Jen-o-ine.«
    »Jenoine. Was haben diese Jenoine mit den Ostländern gemacht?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, wir wissen es nicht genau. Eine beliebte Theorie besagt, daß sie ihnen psionische Fähigkeiten eingezüchtet haben.«
    »Hmmm. Faszinierend. Aliera, ist dir jemals in den Sinn gekommen, daß Dragaeraner und Ostländer ursprünglich derselben Rasse entstammen könnten?«
    »Sei nicht albern«, sagte sie scharf. »Dragaeraner und Ostländer können sich nicht untereinander vermehren. Es gibt

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