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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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bevor ich soweit bin. Mir ist überhaupt nicht danach, die Zielperson wissen zu lassen, wer ich bin oder wie, auch wenn er oder sie gar nicht begreift, daß ich einmal sein oder ihr Henker werde.
    Das hier war anders. Ich würde ihn dazu bringen müssen, daß er sich selbst in die Falle geht. Dafür würde ich den Mistkerl besser kennenlernen müssen als jede andere Zielperson in meiner Karriere. Und, als Sahnehäubchen auf der Torte, ich wußte weniger über ihn als über jeden, dem ich je auf den Fersen war.
    Also mußte ich ein paar Dinge über ihn herausfinden, und er, da bestand kein Zweifel, wollte ein paar Dinge über mich herausfinden, zumindest, was ich hier zu suchen hatte. Ich überlegte hin und her und verwarf rund ein Dutzend Eröffnungen, dann entschied ich mich für diese.
    »Lord Morrolan gab mir zu verstehen, daß Ihr ein Buch erworben habt, an welchem er interessiert war.«
    »Ja. Hat er Euch erzählt, worum es darin geht?«
    »Nicht im einzelnen. Ich hoffe, er war damit zufrieden.«
    »So schien es.«
    »Gut. Immer schön, wenn man jemandem helfen kann.«
    »Nicht wahr?«
    »Wie seid Ihr denn an das Werk gekommen? Es soll ja sehr selten sein und schwer zu beschaffen.«
    Er lächelte ein wenig. »Es überrascht mich, daß Morrolan das wissen will«, sagte er, was wiederum mir etwas sagte. Vielleicht nicht viel, aber es bestätigte, daß er von meiner Arbeit für Morrolan wußte. Zu den Akten damit.
    »Will er nicht«, sagte ich. »Ich war nur neugierig.«
    Er nickte, und wieder erschien das kurze Lächeln.
    Wir plauderten noch eine Weile, dabei wollten wir beide, daß der andere zuerst eine Eröffnung riskiert und etwas von sich preisgibt, um zu erfahren, was der andere wußte. Schließlich entschloß ich mich, selbst den Anfang zu machen. Er hatte eh nur wenig zu gewinnen, also –
    »Ich habe erfahren, daß Aliera sich Euch vorgestellt hat.«
    Diese plötzliche Wendung schien ihn zu erstaunen. »Nun, ja, in der Tat.«
    »Bemerkenswert, die Dame, oder?«
    »Ja? In welcher Hinsicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie ist ganz schön schlau für einen Dragonlord.«
    »Das ist mir nicht aufgefallen. Mir schien sie eher etwas verschwommen.«
    Gut! Wenn er nicht wesentlich gewiefter war, als ihm zustünde, und dazu ein verdammt guter Lügner (was möglich war), ist ihm nicht aufgefallen, daß sie ihn verzaubert hatte, als sie mit ihm sprach. Das ließ mich auf seine Zauberkünste schließen – nicht so gut wie ihre.
    »Tatsächlich?« meinte ich. »Worüber habt Ihr Euch mit ihr unterhalten?«
    »Nun, eigentlich über gar nichts. Nur Höflichkeiten.«
    »Na, das ist doch was, oder? Wie viele Dragon kennt man schon, die Höflichkeiten mit einem Jhereg austauschen würden?«
    »Da ist was dran. Andererseits könnte sie natürlich auch versucht haben, mich auszuhorchen.«
    »Wieso glaubt Ihr das?«
    »Ich habe nicht behauptet, daß ich das glaube, nur daß es hätte sein können. Ich habe mich selbst gefragt, warum sie mich aufgesucht hat.«
    »Kann ich mir vorstellen. Allerdings ist mir noch nicht aufgefallen, daß Dragon zu Heimtücke neigen. Glaubt Ihr, Ihr habt sie verärgert?«
    Ich konnte seine Gedanken rasen sehen. Wieviel, dachte er, soll ich diesem Kerl verraten, um Informationen aus ihm herauszukriegen? Eine Lüge, die ich entlarven würde, konnte er nicht riskieren, sonst wäre ich ihm nicht mehr nützlich, und er könnte nicht erfahren, wieviel ich wirklich wußte. Wir spielten beide das gleiche Spiel, und jeder konnte das Limit festsetzen. Wieviel wollte er wissen? Wie sehr wollte er es wissen? Wie besorgt war er?
    »Nicht auf den ersten Blick«, sagte er schließlich, »aber ich bekam den Eindruck, daß sie mich vielleicht nicht gemocht hat. Das hat mir den Tag versaut, kann ich Euch sagen.«
    Ich lachte kurz auf. »Was glaubt Ihr, warum?«
    Damit war ich zu weit gegangen. Ich sah, wie er dichtmachte.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte er.
    Na schön, ich hatte also ein bißchen bekommen, und er hatte ein bißchen bekommen. Wer von uns mehr hatte, würde dadurch entschieden werden, wer von uns beiden nach dieser Sache noch am Leben war.
     
     
    »Und, Loiosh, hast du was herausgekriegt?«
    »Mehr als du, Boß.«
    »Ach? Und was genau?«
    Vor meinem geistigen Auge erschienen die Bilder zweier Personen.
    »Die zwei hier. Haben dich den ganzen Abend aus der Nähe beobachtet.«
    »Ach, wirklich? Also hat er Leibwächter, ja?«
    »Mindestens zwei. Überrascht dich

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