Jillian Hunter
sehen, wollte, dass ihre blauen Augen bewundernd und einladend zu ihm aufblickten. Vermutlich hätte er seinen Vorteil ausnutzen können. Aller- dings durfte er sie keinesfalls zu lange hier behalten, diesen Funken Licht in seiner dunklen, hässlichen Welt. Und wenn er nicht bald aufhörte, würde er sich auf die Knie werfen und um ihre Zuneigung betteln. Er zog sie näher an sich, drückte ihren kurvigen Körper gegen seine harten Muskeln.
Er hatte das Schicksal herausgefordert, indem er sie in sein Versteck gebracht hatte. Für sie bedeutete er nur Gefahr. Und egal, wie verdorben und wahnsinnig Dominic zu seiner schlechtesten Zeit geworden war, er hätte sich doch lieber selbst zerstört, als Chloe noch tiefer in seine persönliche Höl- le zu ziehen. Dies war nicht ihr Krieg. Sie sollte der Lohn am Ende sein.
„Verdammt, Chloe", sagte er vollkommen verzweifelt. „Wa- rum mussten Sie hierher kommen?"
Sie nahm einen tiefen Atemzug. Nun schien sie sich ihrer selbst wieder sicherer zu sein, ihr Überlebensinstinkt war be- ruhigend stark. Sie war ganz sicher kein empfindliches Ge- wächshauspflänzchen, das beim ersten Frost verwelkte. „Wie können Sie bloß hoffen, in diesem Haus unentdeckt zu blei- ben?", fragte sie sachlich.
„Haben Sie irgendeine Ahnung, in welche Gefahr Sie sich damit gebracht haben, hierher zu kommen?"
„Sind Sie wahnsinnig, Dominic? Werde ich von einem Ver- rückten verführt?"
„Das ist gut möglich."
„Sich in Ihrem eigenen Haus zu verstecken ..."
„Lassen Sie doch diese Fragerei."
„Dann küssen Sie mich nicht."
„Tun Sie, was ich Ihnen sage, Chloe."
„Nicht bis ich weiß, warum."
„Sie wissen bereits viel zu viel. Und ich werde Sie küssen, sooft ich möchte."
„Sie werden mich erst um Erlaubnis fragen ..."
Wie zur Antwort nahm er ihr Kinn in die Hände und gab ihr einen weiteren langen, verführerischen Kuss. Chloe führte mit Schultern und Hüften eine Art Tanz auf, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie näher zu ihm hin wollte oder versuchen sollte zu fliehen. Oh, wie dieser Mann küsste - ihr lief ein köstlich verbotener Schauer über den Rücken. Ihre Lippen prickelten, als er mit der Zunge langsam die Umrisse ihres Mundes nachzeichnete und dann sanft in ihr Ohrläppchen biss. Dominic hielt ihr Gesicht, als wäre es aus dem zerbrech- lichsten, edelsten Glas, während er mit den Daumen sanft ih- re Wangenknochen streichelte.
Aber die Gefühle, die er in ihr weckte, waren alles andere als zerbrechlich oder sanft. Der Sturm von Empfindungen brach so wild und unvorhersehbar aus ihr hervor wie ein Gewitter, das in ihrem Inneren wütete. Intuitiv schien er zu wissen, wie er sie dazu brachte, sich bebend zu unterwerfen. Er senkte die linke Hand und begann, neckend und lustvoll mit der Handfläche über eine ihrer Brüste zu reiben. Was für ein sündiges Gefühl! Sie spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten. Die Knospen ihrer Brüste schmerzten und drückten sich hart gegen ihr Musselinmieder, sie war wie betäubt vor Benommenheit und Freude. Schwach und zittrig fühlte sie sich, vor Hitze, vor Kälte, vor rohem Verlangen. Unwillkürlich schloss sie die Finger fester um seinen kräftigen Hals.
„Wagen Sie es nicht, mich noch einmal so zu berühren", flüs- terte sie schwach.
Er hielt inne und verengte die Augen. Er erinnerte sie an ei- nen Wolf, der seine Beute ein letztes Mal taxierte.
Sie atmete noch einmal durch. „Zumindest nicht, bevor Sie mir mehr über das erzählt haben, was Sie tun."
In der Dunkelheit klang seine Stimme noch tiefer, er schien Geheimnisse anzudeuten, die Chloe vielleicht gar nicht erfah- ren wollte. „Und wenn ich Ihre Neugier befriedige, darf ich Sie dann berühren, Chloe?"
„Vielleicht." Sie zögerte. Großer Gott, was hatte sie da eben nur gesagt? Sie setzte ihre Tugend aufs Spiel, nur um an Infor- mationen zu kommen. „Aber nur ein bisschen."
Er nahm ihre Hand. Sie stellte erschrocken fest, dass er ihr nichts dergleichen versprach. „Seien Sie vorsichtig, wenn Sie die Treppe hinuntergehen. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich meinen Arm um Sie lege, um Sie zu führen, oder? Das Holz ist hier teilweise verfault. Wir müssen in jedem Fall verhindern, dass Sie fallen und sich die zarte Haut aufschür- fen."
Beim Klang seiner tiefen, besorgten Stimme bekam sie Gän- sehaut im Nacken. Verhindern, dass sie fiel, also wirklich! Und sie um Erlaubnis zu bitten, nach allem, was er zuvor ge- tan hatte. Immer tiefer hinunter
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