Jillian Hunter
führte ihr dunkler Lord sie in sein unterirdisches Reich, in die geheimen Gänge tief unter seinem Haus. Wie viel tiefer konnte eine Dame noch fallen? Sie konnte schon beinahe die Flammen des Hades unter ih- ren Füßen spüren, als ihr böser Prinz sie durch sein unterirdi- sches Reich führte.
Würde das ihr Ende sein? Oder würde sie zu ihrem Leben als relativ anständige junge Dame zurückkehren?
Dominic würde nicht zulassen, dass ihr irgendein Leid ge- schah. Chloe glaubte fest daran, sonst wäre sie nicht mit ihm gegangen.
Aber würde sie als dieselbe weltfremde junge Frau zurück- kehren, die sie vor ihrem Abstieg in Dominics Hauptquartier gewesen war?
Sie war sich über die Antwort nicht sicher.
Er führte sie hinunter in einen dunklen Kreidetunnel, in dem er eine einzelne Kerze hatte brennen lassen. Angeekelt rümpf -
te sie die Nase, als sie die bröckelnden Mörtelhaufen und die alten Brandyfässer sah, die in dem engen Gang herumlagen. Ein verstohlenes Kratzen in der Wand ließ sie zusammenzu- cken. „Gütiger Himmel, was war das?"
Er lächelte entschuldigend. „Kein Grund zur Besorgnis. Nur die Ratten."
Sie duckte sich vor einem fauligen Balken und murmelte „Ratten", als wäre ihr eben erst bewusst geworden, dass er sein Quartier mit verschiedenstem Ungeziefer teilte, von dem eine junge Dame üblicherweise hoffte, es nie in ihrem Leben zu Gesicht zu bekommen. Aber anstelle des erwarteten Grau- ens lagen in ihrer Stimme nur Mitleid und eine Art ruhiges Verständnis, das ihn beinah überwältigte. „Oh, Stratfield, Sie armer Teufel. Wie kommen Sie nur damit zurecht?"
Sie war ein unberechenbares kleines Ding, diese Chloe Bos- castle. Nicht leicht abzuschrecken. Die Art, die nach einem bösen Sturz sofort wieder aufs Pferd sprang. Er vermutete, dass es etwas damit zu tun hatte, dass sie in einer unbeküm- merten, herrschaftlichen Familie aufgewachsen war. „Wie ich zurechtkomme?", sinnierte er. „Nun, mein Lakai findet es ein wenig schwierig, mich im Dunkeln zu rasieren, und manch- mal finde ich keine zusammenpassenden Manschettenknöpfe, aber ansonsten habe ich es recht komfortabel."
„Aber wie einsam es für Sie sein muss! Worüber denken Sie nur in all den stillen Stunden nach?"
Er betrachtete ihr Gesicht und bemerkte, wie das Kerzen- licht ihre Züge vergoldete, sodass sie noch zarter und ver- führerischer aussah, wenn das überhaupt möglich war. „Am Anfang kreisten all meine Gedanken nur um mörderische Ra- che. Ich träumte davon, auf verschiedene Arten Vergeltung zu üben, die so barbarisch waren, dass ich sie nicht aussprechen möchte."
Sie begegnete seinem Blick. „Wenn man bedenkt, was Ih- nen angetan wurde, sind solche Gedanken verständlich."
„Vielleicht. In letzter Zeit habe ich jedoch festgestellt, dass es mir zunehmend schwerfällt, mich daran zu erinnern, dass ich nur für die Rache lebe. Ich ertappe mich selbst dabei, wie meine Gedanken zu anderen Dingen abschweifen."
„Oh. Wie ... faszinierend."
„Meinen Sie?" Er beugte sein Gesicht nah an ihres und at- mete ihren bezaubernden Duft ein. Er war schwach vor Ver- langen, sehnte sich verzweifelt nach ihr. Sicherlich ahnte sie, dass diese „anderen Dinge" sich allein darum drehten, wie er sie hier herunterbringen könnte, um sie bei Kerzenlicht lang- sam zu entkleiden und in jeder Position zu lieben, die es gab.
„Wollen Sie es mir nicht sagen?", flüsterte sie. Ihr Atem streifte seine Wange wie eine Liebkosung.
Er biss die Zähne zusammen. Ihre Stimme forderte ihn he- raus, entzündete seine glühenden Sinne. Mit brennenden Au- gen zog er langsam die Handschuhe aus, legte die Hand um ihren Nacken und zog sie an sich.
Sein Mund berührte ihren, seine Zunge drang zwischen ih- re Lippen. Er legte die andere Hand um ihre Taille. Sie stöhn- te so leise, dass er vor Verlangen hätte weinen können.
„An Sie", sagte er, und das Geständnis kam direkt aus sei- ner Seele. „Ich denke an Sie ... daran, was ich mit Ihnen ma- chen möchte. Ich denke daran, Sie auf tausend verschiedene Arten zu berühren, und ..."
Sie küsste ihn, zwang ihn auf verführerische Weise dazu, zu schweigen. Seine Welt blieb stehen. Er ließ seine freie Hand langsam über ihren Bauch bis hinauf zu ihren schwellenden Brüsten wandern. Sie entspannte sich, gab sich ihm hin. Und doch wurde ihr Kuss zugleich fordernder. Von ihrem Wage- mut fasziniert, ließ er sie gewähren.
Unterwerfung. Verführung. Es war ihm einerlei, solange er sie
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