Jillian Hunter
Zeitpunkt für solche Gespräche. Ja, ich glaube, er ließ Samuel und Bran- don ermorden, weil sie gesehen haben, wie er Geheimnisse an die Franzosen verkaufte. Erlauben Sie mir, Ihnen mein Privat- gemach zu zeigen."
„Ihr Onkel", wiederholte sie tonlos. „Ich kann es einfach nicht glauben, Dominic."
Er strich Spinnweben aus ihrem Haar, nahm ihre Hand und umschloss sie schützend mit seinen großen Fingern. Sie war so gefasst, dass er sich Sorgen machte. Er hätte ihr die Wahrheit gerne erspart, wenn das möglich gewesen wäre. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie entsetzt und verwirrt er selbst gewesen war, daran, wie das Gefühl, verraten worden zu sein, ihn schlicht überwältigt hatte.
„Großer Gott", murmelte sie nach langem Schweigen.
„Was ist?"
„Ich wurde nach Chistlebury geschickt, um nach meiner Verfehlung eine Lektion zu lernen. Ich glaube kaum, dass mei- ne Brüder zu meiner Besserung an so etwas gedacht hatten." Er lachte tief. „Also glauben Sie, das hier würde nicht als gesellschaftlicher Besuch durchgehen?"
„Eine junge Dame darf einem Mann nie einen Besuch abstat- ten, vor allem nicht abends", erwiderte Chloe. „Wenn meine Schwester Emma das sehen könnte ..." Sie verstummte mit einem erschrockenen Geräusch, als ein großes, pelziges Etwas ihre Beine streifte. „Sagen Sie ... das ist keine Ratte, oder?" Dominic lachte wieder. Er war beeindruckt, dass sie nicht geschrien hatte, dass sie ihm nicht mehr Fragen über ihren Bruder stellte. „Das ist mein Hund, dessen Manieren ebenso wie die seines Herrn sehr zu wünschen übrig lassen."
„Ein Hund? Hier unten bei Ihnen?"
„Das war nicht meine Entscheidung, Chloe. Ares gefiel die Gesellschaft dort oben nicht, was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass Sir Edgar ihn für eine gefährliche Bestie hält und gedroht hat, ihn zu erschießen."
Ängstlich starrte Chloe auf das muskulöse Tier herunter. „Ist er eine gefährliche Bestie?"
Er grinste sie an. „Nur wenn es nötig ist. Im Augenblick könnten wir ihn, glaube ich, eher als Anstandsdame bezeich- nen."
„Anstandsdame? Koch trifft es wohl eher. Er sieht aus, als beabsichtige er mich als seine nächste Mahlzeit zu verspei- sen."
„Nun, ich muss sagen, dass ich ihm keinen Vorwurf machen kann. Sie sind das Appetitlichste, was wir beide seit sehr lan- ger Zeit gesehen haben."
„Das ist ... Unsinn, Stratfield."
„Was machen Sie in diesem Haus?", fragte er. Seine Stimme klang plötzlich todernst. „Ich dachte, ich hätte Sie für alle Zeiten abgeschreckt. Oder zumindest, dass Sie klug genug wä- ren, um meine Warnung ernst zu nehmen."
„Sie haben mich nur davor gewarnt, im Wald spazieren zu gehen."
„Und jetzt wissen Sie es besser. Edgar ist ein kaltherziger Killer, Chloe."
Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss zugeben, dass ich das alles nicht ganz verstehe. Wie ist es Ihnen nur gelungen zu überleben? Wie konnten Sie Ihr eigenes Begräbnis arrangie- ren, ohne dass jemand Ihnen dabei geholfen hat?"
„Ich habe einen wahren Freund. Durch Gottes Gnade hat er mir, einen Tag bevor ich starb, einen unangekündigten Besuch abgestattet. Ich hoffe, ich kann Sie bald mit ihm bekannt ma- chen."
Über ihnen begann eine Glocke zu läuten. „Was, zum Teu- fel, hat das zu bedeuten?"
„Das ist Tante Gwendolyn", erwiderte Chloe nach einer lan- gen Pause. „Sie versucht, einen gewissen lästigen Geist zu bannen."
Er grinste von einem Ohr bis zum anderen. „Was habe ich ihr nur getan?"
„Sie ist davon überzeugt, dass Sie meine Cousine Pamela im Schlaf verführen werden."
„Welche Cousine?"
„Hören Sie auf, so zu grinsen, Sie Dämon. Nach dem, was Sie mir letzte Nacht im Schlaf angetan haben, sollte ich ei- gentlich selbst dafür sorgen, dass Sie wieder zurück in Ihr Grab gehen."
Er lachte, bevor er sie die Treppe hinauf zu dem alten Gang hinter der Wand führte. „Wenn Sie geschlafen haben, können Sie ja nicht wissen, was ich getan habe. Immer mal angenom- men, ich hätte überhaupt etwas getan. Vielleicht haben Sie nur von mir geträumt, Chloe."
„Vielleicht hatte ich einen Albtraum, meinen Sie."
Er räusperte sich. Wie weit hätte sie ihn gehen lassen? Er entschied, dass es gut war, dass die Schatten seinen hungrigen
Blick vor ihr verbargen. Sein Verlangen nach ihr war beängs- tigend. „Sind wir schamlos gewesen?"
„Sie waren es, Sie - Inkubus."
„Und Sie arme schlafende Maid waren hilflos, während ich mich mit Ihnen vergnügte?"
„So ähnlich,
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