Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
Andere Erfinder haben ihre Werke meistens nach dem benannt, was das Besondere an ihrer Erfindung war. Jetzt hab ich's! Wir nennen unsere Erfindung Perpetumobil.«
»Was bedeutet das?«, erkundigte sich Jim und wurde ganz aufgeregt.
»Es bedeutet«, erklärte Lukas, »dass es ganz von allein immer weiterfunktioniert und niemals Kohlen oder Benzin oder dergleichen braucht. Viele Erfinder haben sich schon den Kopf zerbrochen, wie man so ein ›Perpetumobil‹ bauen könnte. Aber sie haben es nicht herausgefunden. Wenn wir unsere Erfindung ›Perpetumobil‹ nennen, dann wird jeder wissen, dass wir dieses Problem gelöst haben. Was hältst du davon?«
»Wenn es so is' ...«, sagte Jim ernst, »dann find ich auch, wir nennen es am besten ›Perpetumobil‹.«
»Gut«, nickte Lukas schmunzelnd, »dann wäre diese Frage also geklärt. Aber jetzt habe ich noch eine besondere Probe mit unserm ›Perpetumobil‹ vor, eigentlich die Hauptsache. Halt dich fest, Jim, es geht los!«
Mit diesen Worten richtete Lukas den Mast auf, sodass er senkrecht stand. Die Eisenbrocken hingen an dem Querbalken direkt über der Lokomotive. Lukas zog an der rechten Leine. Das Erstaunliche geschah!
Erst langsam, dann immer schneller, hob sich die schwere Emma aus dem Wasser, schwebte über den Wogen, einen Meter, zwei, drei ... Wie in einem Fahrstuhl ging es aufwärts. Jim klammerte sich vor Schreck und Staunen an seinem großen Freund fest und starrte mit kugelrunden Augen auf das Meer hinunter.
Auch Lukas war überrascht. Am Gelingen dieses Versuchs hatte er selbst etwas gezweifelt. Aber der Erfolg war nicht zu leugnen: Das »Perpetumobil« konnte nicht nur aus eigener Kraft fahren, es vermochte sogar sich in die Lüfte zu erheben!
»Das ist ein großer Augenblick, Jim«, murmelte Lukas feierlich.
»Ja«, antwortete Jim, »ich glaub auch.«
Als sie etwa zwanzig Meter über der Meeresoberfläche schwebten, ergriff ein heftiger Windstoß das »Perpetumobil« und trug es ein Stück mit sich fort, denn da die Lokomotive ja nun keinen festen Boden mehr unter den Rädern hatte und frei in der Luft hing, war sie den Winden ebenso ausgeliefert wie ein Schiff den Strömungen des Wassers.
Lukas versuchte zu steuern. Er neigte den Mast ein wenig nach rechts, das »Perpetumobil« folgte augenblicklich der Gewalt der Anziehungskraft und kehrte auf seine vorige Stelle zurück. Aber immer noch stieg Emma. Sie waren jetzt schon schätzungsweise fünfzig Meter hoch. Jim wagte nicht mehr in die Tiefe zu blicken, weil ihm dabei schwindelig wurde.
Lukas war durch den geglückten Steuerungsversuch etwas kühner geworden und begann mit dem »Perpetumobil« in der Luft große Schleifen und Kurven zu beschreiben, indem er den Mast einmal hierhin, einmal dorthin neigte. Wenn er ihn weit genug herunterklappte, dann nahm natürlich sofort das Tempo in der angegebenen Richtung ungeheuer zu, dafür hörte die Lokomotive aber auf zu steigen. Ja, er konnte sie sogar wie im Gleitflug wieder in die Tiefe schießen lassen. Bei diesen tollen Flugübungen überkam Jim allerdings ein ziemlich unangenehmes Gefühl in der Magengegend und der armen Emma verging Hören und Sehen. Ans Schwimmen hatte sie sich ja schon wohl oder übel gewöhnt, aber dass sie nun sogar noch durch die Luft flog wie ein Vogel, schien ihr mit der Bravheit einer ehrbaren Lokomotive ganz und gar nicht vereinbar.
Schließlich ließ Lukas das »Perpetumobil« wieder auf die Meeresoberfläche nieder. Durch einige geschickte Manöver gelang es ihm, das rasende Tempo so weit abzubremsen, dass er auf dem Wasser aufsetzen konnte. Der Gischt am Bug der Emma spritzte wie der Schnee vor einem Riesenschneepflug. Dann stellte er den Magneten vorsichtshalber ab und ruderte zu den eisernen Klippen zurück, von denen sie sich ziemlich weit entfernt hatten.
»Die kleine Meerprinzessin is' immer noch nicht zurückgekommen«, stellte Jim fest, als sie ihren Anlegeplatz erreichten. »Die Zügel von den Walrössern liegen noch genauso da wie vorher.«
»Das habe ich mir gedacht«, knurrte Lukas. »Meerleute haben großzügige Zeitbegriffe.«
»Aber wir können doch nicht hundert Jahre warten«, meinte Jim besorgt, »wir müssen doch Herrn Tur Tur holen.«
»Stimmt!«, bestätigte Lukas. »Und wir werden auch nicht länger warten, sondern heute noch aufbrechen zu Herrn Tur Tur. Und zwar mit unserm ›Perpetumobil‹ durch die Luft.«
»O ja«, rief Jim begeistert, »jetzt können wir ja einfach über das Gebirge
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