Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
Kakteenhonig und Granatapfelmus. Ferner gab es Dattelplätzchen, gebackene Bananenscheibchen und Ananaskringel sowie Mohnkuchen, geröstete Kastanien und dazu Nussbutter. Bei dieser Aufzählung wird meinen Lesern hoffentlich wieder einfallen, dass Herr Tur Tur sich nur von Pflanzen ernährte, weil er ein großer Tierfreund war. Man nennt solche Leute Vegetarier.
Nun wird ja gewiss jedermann zugeben, dass dieses Frühstück einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen konnte. Aber der arme Nepomuk blickte verstört auf dem ganzen Tisch herum und machte ein weinerliches Gesicht. Eine große Schüssel glühende Lava wäre ihm viel lieber gewesen oder wenigstens ein Eimer voll brodelndem Teer. Aber dergleichen war in der Oase von Herrn Tur Tur natürlich nicht zu finden. Jim und Lukas erklärten dem Scheinriesen, was es mit der Nahrung von Halbdrachen für eine Bewandtnis hatte.
»Was machen wir denn da nur?«, fragte Herr Tur Tur ganz unglücklich. Er wollte auf keinen Fall ungastlich sein, aber wo sollte er in der Eile ein passendes Essen für Nepomuk hernehmen?
Schließlich gab der Halbdrache sich wohl oder übel mit einer großen Pfanne voll geröstetem Wüstensand zufrieden. Das war zwar nicht gerade sein Leibgericht, aber besser als gar nichts war es immer noch.
Und sein Hunger war ganz beträchtlich.
Nachdem sie alle gegessen und Nepomuk laut und vernehmlich gerülpst hatte, wobei ihm zwei rosafarbene Rauchwölkchen aus beiden Ohren pufften, sagte Herr Tur Tur:
»Und nun, meine lieben Freunde, berichtet mir bitte, was mir die Freude eures Besuches verschafft!«
»Nein«, quiekte Nepomuk vorlaut, »ich will zuerst meine Geschichte erzählen!«
Jim und Lukas wechselten einen belustigten Blick. Der kleine Halbdrache hatte sich inzwischen gar nicht verändert. Er bemühte sich nach wie vor sich so ungezogen und flegelhaft zu benehmen wie ein reinrassiger Drache.
»Ich war ...«, begann Nepomuk, aber Herr Tur Tur unterbrach ihn mit strengem Gesicht und sagte: »Da Sie nun bei uns sind, mein lieber Nepomuk, und nicht mehr unter Ihresgleichen, bitte ich Sie sich unseren Sitten anzupassen.«
»Pa!«, machte Nepomuk kleinlaut. Er zog ein beleidigtes Gesicht, aber er hielt zunächst seinen unverhältnismäßig großen Mund.
»Tja«, begann Lukas, nachdem er sich gemächlich seine Pfeife angesteckt und einige Wölkchen zur Decke geblasen hatte, »die Sache ist die: Wir brauchen auf Lummerland unbedingt einen Leuchtturm. Und da hatte nun mein Freund Jim Knopf die ausgezeichnete Idee, Sie zu bitten, diesen wichtigen Beruf in unserem Land auszuüben. Niemand auf der ganzen Welt ist dazu so befähigt wie Sie, Herr Tur Tur.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Herr Tur Tur überrascht.
Und nun erklärten Jim und Lukas gemeinsam, wie sie sich die Sache vorstellten. Der Scheinriese begann immer mehr zu strahlen und nachdem die beiden Freunde ihm auch noch versichert hatten, dass niemand auf der Insel sich vor ihm erschrecken würde, weil man gar nicht so weit von ihm weggehen könnte, dass man ihn riesengroß sehen würde, da sprang der feine alte Herr vor Begeisterung von seinem Stuhl auf und rief:
»Wie danke ich euch, meine beiden Freunde! Nun ist mein größter Wunsch erfüllt! Ich werde nicht nur in einem Land leben, wo niemand vor mir erschrickt, sondern ich werde außerdem noch meine besondere Eigenschaft zum Nutzen anderer verwenden können! Oh, ihr habt einen alten Mann unsagbar glücklich gemacht!« In den Augen des Scheinriesen schimmerten Freudentränen.
Lukas stieß dicke Rauchwolken aus seiner Pfeife, wie immer, wenn er gerührt war, und brummte: »Freut mich, Herr Tur Tur, wenn Sie einverstanden sind. Wir können Sie gut brauchen. Außerdem passen Sie auch nach Lummerland.«
»Ich find auch«, bestätigte Jim. Er war sehr zufrieden, denn es war ja seine Idee gewesen, den Scheinriesen als Leuchtturm anzustellen.
»Und was ist mit mir?«, quiekte jetzt Nepomuk dazwischen. Er hatte die ganze Zeit über eine beleidigte Schnute gezogen, aber da niemand auf ihn achtgab, hatte er es wieder bleiben lassen.
»Warum?«, erkundigte sich Jim. »Was soll mit dir sein?«
»Kann ich nicht auch mit nach Lummerland?«, fragte Nepomuk eifrig. »Habt ihr nicht vielleicht einen kleinen Vulkan, wo ich drin wohnen könnte? Ich würde euch jeden Tag Erdbeben machen und so viel Lava über die Insel laufen lassen, wie ihr nur wollt. Ihr werdet sehen, es wird wunderbar. Also, abgemacht?«
Lukas und Jim wechselten
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